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Geschichte

Im Dienst der Sicherheit: Der Technische Überwachungsverein

"Unter der Herrschaft des Dampfes" –  so schrieb der Münchner Fabrikrat 1860 – "ist das Treiben der Welt ein anderes geworden". Ende des 18. Jahrhunderts hatte der Erfinder James Watt mit seiner Entwicklung einer leistungsfähigen Dampfmaschine die industrielle Revolution angestoßen. Im Eiltempo hielt die neue Technologie Einzug in Spinnereien und Webereien wie im Bergbau und revolutionierte als Antriebskraft den Transport von Menschen und Waren. Bereits 1865 waren in München 114 Dampfkessel und 88 Dampfmaschinen in Betrieb. Doch um die Sicherheit war es schlecht bestellt. Immer wieder kam es bei den Dampfkesseln zu schweren Explosionen, die viele Menschenleben forderten.

Kesselexplosion beim Großkraftwerk Franken, 1916.

 

Deswegen entschlossen sich vor 150 Jahren namhafte bayerische Unternehmerpersönlichkeiten, den Bayerischen Dampfkessel-Revisionsverein zur Prüfung und Überwachung zu gründen. Erster Vorsitzender wurde Georg von Krauss, Inhaber einer Lokomotivfabrik auf dem Marsfeld nahe dem Hauptbahnhof. Der Erfolg führte dazu, dass weitere Anlagenbetreiber dem Verein beitraten und bald Filialen in den großen bayerischen Städten gegründet wurden. Nach und nach kamen weitere Aufgaben dazu, so z. B. 1908 die Aufzugsüberwachung. 1930 prüften erstmals Vereins-Ingenieure auf dem Münchner Oktoberfest sog. "Fliegende Bauten": drei Achterbahnen, drei Tobboganrutschen (Turmrutschen mit Förderband) und eine "Autobahn".

Das Reichswirtschaftsministerium ordnete 1938 die Umbenennung der Revisions-Vereine in Technische Überwachungsvereine an. Nach Kriegsende und Neugründung vergrößerte sich das Aufgabengebiet des TÜV Bayern im Zug der fortschreitenden Technisierung. 1989 wurde der TÜV Hessen eingegliedert, 1992 folgte die Fusion mit dem TÜV Sachsen und 1996 der Zusammenschluss mit dem TÜV Südwest. Der TÜV Süd mit Sitz in München ist heute mit mehr als 25.000 Mitarbeitern an über 1.000 Standorten vertreten.

 

Walther Gyssling, erfolgreicher Chefingenieur des Dampfkesselrevisionsvereins: 1877 berichtete er, dass seit fünf Jahren keiner der mehr als 1000 vom Verein überwachten Dampfkessel explodiert sei.

 

Plan eines Dampfkessels aus der Kesselakte der Spatenbrauerei beim Bayerischen Dampfkessel-Revisionsverein, 1902.

 

 

Röntgenmesswagen des TÜV München mit angebauter Dunkelkammer, 1953.

 

1924 begann der TÜV mit der Überprüfung von Wasserkraftwerken. Außerdem richtete er damals eine eigene Materialprüfstelle ein. Der Archivbestand des TÜV Süd im Bayerischen Wirtschaftsarchiv dokumentiert in besonderer Weise den technologischen Wandel und die damit verbundenen Vertrauensmaßnahmen für Innovationen.Harald Müller M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA

 
 
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