Alles Lametta – Glänzende Industrietradition aus Bayern
Zum klassischen Schmuck des deutschen Christbaums gehörte früher das Lametta. Anfang des 19. Jahrhunderts konnten sich nur begüterte Familien eine Weihnachtstanne leisten. In der zweiten Jahrhunderthälfte hielt der immergrüne Baum flächendeckend Einzug in die Wohnstuben. Die ersten Weihnachtskugeln fertigte ein Glasbläser 1848 für seine Kunden. 30 Jahre später kam schließlich das Lametta auf den Markt – als glitzerndes Symbol für Eiszapfen. Als Werkstoff diente schweres zinnhaltiges Stanniol, damit die dünnen Streifen besser fielen. Einstiges Zentrum für die Fertigung von Christbaumschmuck aus Metalldrähten war die Kreisstadt Roth bei Nürnberg. Dort ist die leonische Industrie mit der Herstellung von feinen Gold- und Silberdrähten sowie versilberten und vergoldeten Kupferdrähten beheimatet. Sie finden Verwendung bei Stickereien, Bändern, Borten und Tressen, aber auch bei der sakralen Volkskunst, den sog. Klosterarbeiten. Die Nachfrage nach Lametta ging über die Jahre immer mehr zurück. Zwar sind die bleihaltigen Glitzerfäden heute offiziell nicht verboten, doch das Bundesumweltamt rät zum Verzicht. 2015 stellte der letzte deutsche Hersteller, die Firma Riffelmacher & Weinberger in Roth, die Lametta-Fertigung ein. Sie zählt heute zu den wenigen noch bestehenden Unternehmen der Girlanden- und Christbaumschmuckproduktion in Deutschland.
Verpackung für Lametta-Eiszapfen der Firma Riffelmacher & Weinberger, um 1925
Werbung für Brillant-Eislametta der Firma Riffelmacher & Weinberger, um 1950
Belegschaft der Christbaumschmuckfabrik Fritz Stadelmann, 1913/14
Ganzjährig im Einsatz: Metalltopfreiniger aus der Christbaumschmuckfabrik Fritz Stadelmann, um 1930
Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA