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Geschichte

"Unbedingte Haltbarkeit garantiert": Die bayerische Bürstenfabrik Emil Kränzlein AG

"Die Erlanga Madla, die denna so dick, dabei gehns zum Kränzlein in die Berschtenfabrik", hieß es in einem alten fränkischen Schnaderhüpfl über die angeblich etwas hochnäsigen Mädchen aus der Stadt an der Regnitz. 1872 – vor 150 Jahren – hatte Emil Kränzlein in Schwabach eine Bürstenfabrik gegründet, die er wenige Jahre später nach Erlangen verlegte, wo sie sich zum größten Industrieunternehmen entwickelte. Der 22-jährige Jungunternehmer baute den Betrieb zur Fertigung von Feinbürsten aller Art aus. 1893 kam die Produktion von Zahn- und Nagelbürsten aus Bein dazu. Es war der erste Versuch in Deutschland, Zahnbürsten nach englischem und französischem System herzustellen.

Den Kapitalbedarf des stark expandierenden Unternehmens deckte Kränzlein 1896 mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. 1904 erwarb die Bürstenfabrik das deutsche Patent für die Zahnbürsten Marke "Ideal Zett – Hygienique" – eine Erfindung des Warschauer Zahnarztes Zielinski. In kurzer Zeit eroberten sie den Markt. Elegant ausgestattet, unbedingt haltbar, "angenehm im Gebrauch" wurden sie von zahnärztlichen Autoritäten "warm empfohlen". Für diese Patentbürsten kamen vor allem Schweinsborsten aus Indien oder China zur Verwendung. Bis 1927 stand Emil Kränzlein als Generaldirektor an der Spitze des Unternehmens. 1936 starb er mit 85 Jahren in Erlangen. Drei Jahre später musste die inzwischen schwer angeschlagene Fabrik das Betriebsgelände an die Firma Gossen verkaufen. Die zunehmende Konkurrenz aus dem Ausland machte dem Erlanger Betrieb schwer zu schaffen. 1995 erfolgte die Ausgliederung der Produktion in die neugegründete "Ideal Zett GmbH" in Erlangen. Dort wurde 2007 die letzte Bürste gefertigt.

  

Der Erlanger Bürstenfabrikant Kommerzienrat Emil Kränzlein (1850-1936).

Der Erlanger Bürstenfabrikant Kommerzienrat Emil Kränzlein (1850-1936).

 

Werbung der Bürstenfabrik Emil Kränzlein mit Firmenansicht, um 1895.

Werbung der Bürstenfabrik Emil Kränzlein mit Firmenansicht, um 1895.

  

Herstellung von Zahnbürsten, um 1910.

Herstellung von Zahnbürsten, um 1910.

 

Werbung für Kopf- und Zahnbürsten der Marke „Ideal-Zett“, um 1914.

Werbung für Kopf- und Zahnbürsten der Marke "Ideal-Zett", um 1914.

  

Für seine Verdienste erhielt Emil Kränzlein 1892 den Titel eines Kommerzienrates, 1917 die Auszeichnung als Geheimer Kommerzienrat. Diese Ehrung wurde an die hervorragendsten bayerischen Großindustriellen und Großkaufleute verliehen, die gemeinnützig tätig waren und sich um das Wohl ihrer Arbeiterschaft kümmerten. Die historische Überlieferung des bayerischen Traditionsunternehmens wird im Bayerischen Wirtschaftsarchiv verwahrt.
Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA

 
 
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