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Zahlen | Fakten

Energie- und Rohstoffwende

Energiepolitik: Preise und Versorgungssicherheit gewinnen an Bedeutung

Die Einschnitte der Corona-Krise und turbulente Entwicklungen in der Energie- und Klimapolitik stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen: Das zeigt das IHK-Energiewende-Barometer 2021. Sie blicken zunehmend mit Sorge auf die Energiewende: Knapp 30 Prozent aller befragten bayerischen Betriebe sehen in ihr eher eine Gefahr für die eigene Wettbewerbsfähigkeit, Chancen rechnet sich nicht einmal ein Fünftel aus. Steigende Stromkosten beklagt eine Rekordzahl von 60 Prozent aller Unternehmen, bei den Industriebetrieben sogar rund zwei Drittel. Zudem bereiten der rasche Anstieg der CO₂-Preise und Unsicherheiten bzgl. des 2021 in Kraft getretenen bundesweiten Brennstoffemissionshandelsgesetzes Sorgen. Die überwiegende Mehrheit der betroffenen Betriebe fühlt sich durch die dort vorgesehenen Kompensationsmechanismen vor Wettbewerbsnachteilen nicht ausreichend geschützt. Wie auch schon in den vorhergehenden Jahren sehen die Unternehmen im Bereich des Stromnetzausbaus die größten energiepolitischen Baustellen. Ähnlich stark kritisieren sie den Zugang der Nachfrager zum Strommarkt sowie die Steuern- und Abgabenlast auf den Strompreis. Grundsätzlich sprechen sich die Unternehmen deutlich dafür aus, bei Energiewende und Klimaschutz verstärkt auf Markt- und Preismechanismen zu setzen anstatt auf politische Vorgaben. Die IHK-Ausschüsse "Energie | Umwelt" sowie "Industrie | Forschung | Technologie"  haben den akuten Handlungsbedarf aus Sicht der Wirtschaft in Form von drei Brandbriefen der Bayerischen Staatsregierung mitgeteilt.

Mittelfranken bereitet Wasserstoff-Zukunft vor

Die Bayerische Staatsregierung hat im September 2019 das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) gegründet (WiM berichtete). Das Wasserstoffzentrum, das am Energie Campus Nürnberg seinen Sitz hat, soll vorrangig die Kompetenzen der Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die sich in der Region bereits mit der Technologie beschäftigen, bündeln und die Forschungsanstrengungen koordinieren. Sowohl bei der Mobilität als auch bei der Weiterentwicklung der Sektorenkopplung – hierzu bot die IHK in Kooperation mit regionalen Akteuren Veranstaltungsformate an – kann Wasserstoff als chemischer Energiespeicher einen zuverlässigen Beitrag für Energiesysteme, für klimaneutrale Prozessketten und letztlich für Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region leisten. Das im Entwicklungsleitbild der Metropolregion Nürnberg formulierte technologische Kompetenzfeld "Energie und Umwelt" erfährt durch das H2.B eine weitere zukunftsgerichtete Bereicherung. Federführend durch die IHK Nürnberg haben sich die bayerischen IHKs als Partner des "Wasserstoff-Bündnis Bayern" bei der H2-Strategieentwicklung aktiv eingebracht. Die neun IHKs traten gemeinsam auf beim bereits zweiten Durchlauf des noch jungen, nationalen Kongresses "Hydrogen Dialogue 2021" der Messe Nürnberg.

EU-Projekt "EUREMnext" – Mehr Effizienz durch qualifizierte "EnergieManager (IHK)"

Aktuelles Fachwissen bietet die IHK auch in Form von berufsbegleitenden Lehrgängen. Ein Beispiel ist der bundesweite Zertifikats-Lehrgang "EnergieManager (IHK) | European EnergyManager", der unter Federführung der IHK Nürnberg konzipiert wurde. Im Rahmen dieses Trainings erwerben die Teilnehmer ihre Kenntnisse u. a. durch praxisnahe, firmenbezogene Projektarbeiten. Nach dem Vorbild der Nürnberger IHK haben zwischenzeitlich weltweit mehr als 6.500 Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Qualifizierung zum EnergieManager (IHK) abgeschlossen. Inzwischen werden in 27 Staaten Trainings nach einheitlichem Standard zum "European EnergyManager" angeboten. Regelmäßig stattfindende internationale Konferenzen bündeln die Energie-Akteure rund um die relevanten Energie-Themen.  Die IHK Nürnberg hat die weltweite Sprecherrolle des sogenannten EUREM-Konsortiums und damit die inhaltliche Federführung inne. Ferner koordiniert die IHK im "Horizont 2020"-Programm der EU das Projekt "EUREMnext – Taking European EnergyManagers to next efficiency level by implementing energy audit recommendations" mit 13 Partnern aus zwölf Staaten. In diesem Rahmen fanden die letzten beiden Konferenzen unter hoher internationaler Beteiligung statt. EUREMnext konnte im Jahr 2021 vom Konsortium erfolgreich abgeschlossen werden. Die englischsprachige Publikation EUREMnext der IHK bündelt die Projekt-Ergebnisse. Neu aufgegriffen werden u. a. Themen wie Energieeffizienz und Industrie 4.0, betriebliches Mobilitätsmanagement, Energiemanagementsysteme und -Audits oder "Energy Culture" in Unternehmen. Neu zur EUREM-Gemeinschaft hinzu gestoßen sind dadurch betriebliche Energiemanager aus den Staaten Albanien, Bosnien-Herzegowina, Estland, Lettland, Serbien und Türkei.

Fachkongress IPEC 2021 – Digitale Fabrik wird nachhaltig

Die Industrie mit ihrem hohen Verbrauch an Ressourcen arbeitet intensiv daran, die Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten. Insbesondere in Deutschland und Europa werden große Anstrengungen unternommen, um die digitale Transformation und Konzepte des nachhaltigen Wirtschaftens zu verbinden. Der Kongress IPEC ("International Production Environmental Community"), den die IHK Nürnberg für Mittelfranken jährlich veranstaltet und der im Jahr 2021 online stattfand, nahm sich deshalb dieses Themas an (WiM berichtete). 360 Teilnehmer aus 38 Staaten hatten sich zum Kongress zugeschaltet, der von der IHK in Kooperation mit dem "Automation Valley Nordbayern", dem Institut für Nachhaltigkeit in Nürnberg, dem VDE Nordbayern sowie dem Enterprise Europe Network / Bayern Innovativ GmbH durchgeführt wurde. Der IPEC-Kongress bot den Teilnehmern auch die Möglichkeit, online mit potenziellen Partnern zu diskutieren. Die IHK hatte im Vorfeld 150 Online-Einzelgespräche zwischen den Teilnehmern vermittelt sowie einen virtuellen Marktplatz eingerichtet, auf dem mehr als 200 Projektideen präsentiert wurden.

Ressourceneffizienz: Kreislaufwirtschaft neu denken!

Wie können durch Ressourceneinsparungen Produktionskosten nachhaltig verringert und Umweltauswirkungen reduziert werden? Für kleine und mittlere Unternehmen ist diese wichtige Frage nicht immer einfach zu beantworten. Beratungsangebote können hier helfen: Die Nürnberger IHK und das – in Teilen räumlich bei der IHK angesiedelte – Ressourceneffizienz-Zentrum Bayern (REZ) unterstützen dabei, z. B. durch IHK-Fachforen zur Materialeffizienz, dem IHK-AnwenderClub Umwelt | Nachhaltigkeit oder durch Vorort-Erstberatung. Denn: Auch Digitalisierung verändert Produktionsprozesse grundlegend. Prozess- und Produktionsdaten können ständig erhoben und vorgehalten werden und ermöglichen so eine in Echtzeit gelenkte Produktion. Darin stecken erhebliche Potenziale für Materialeinsparungen. Ressourceneffiziente Produktionstechniken können entscheidend zur Schonung der Umwelt und zur Wettbewerbsfähigkeit der mittelfränkischen Wirtschaft beitragen. Unternehmen können einen im Jahr 2021 entwickelten online "Readiness-Check Ressourceneffizienz" nutzen. Das Bayerische Umweltministerium hat das Projekt in zwei Förderperioden zunächst bis 2022 befristet (WiM berichtete). Die Chancen auf Entfristung des erfolgreichen REZ-Projekts stehen jedoch gut. Drei Expertinnen des REZ stehen gemeinsam mit dem Nürnberger IHK-Team Innovation | Umwelt für ratsuchende Unternehmen vor Ort zur Verfügung.

 

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