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Indien und China als Knackpunkte

Neue Technologien sind nach Aussage von Dr. Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die einzigen „Stellschrauben“, mit denen das Weltklima vor dem Umkippen gerettet werden kann. Hoffnungen auf einen Wohlstandsverzicht der Schwellenländer und auf ein nur moderates Bevölkerungswachstum führten dagegen nicht weiter. Vor dem IHK-Arbeitskreis Umweltschutz skizzierten Edenhofer und der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz (LfU), Christoph Himmighoffen, Möglichkeiten, sich von den fossilen Energieträgern zu lösen und das Weltenergiesystem umzubauen.
„Die Menschheit macht gerade ein gigantisches geophysikalisches Experiment“, so Edenhofer mit Verweis auf den erdgeschichtlich ungekannten Anstieg der globalen Mitteltemperatur. Eine Umsetzung des Kyoto-Protokolls allein würde dem Weltklima nicht sehr viel weiter helfen, zeigte sich Edenhofer sicher. Das Abkommen markiere zwar den Einstieg in ein „Erd-System-Management“ und in den Handel mit Verschmutzungsrechten, doch habe es auch zahlreiche Schwächen, auf die die US-Regierung zu Recht hinweise (z.B. fehlende Verpflichtungen für Entwicklungsländer, Anrechnung von CO2-Senken wie Wälder).
Als unrealistisch bezeichnete Edenhofer die Hoffnung, dass die fossilen Energieträger in absehbarer Zeit zur Neige gehen und der Klimakollaps durch den schlichten Mangel an Verbrennungsmaterial abgewendet werden könnte. Schlüsselländer für den Klimaschutz seien Indien und China, die ihre Kohlenutzung verringern müssten.
Edenhofer plädierte vor den Umweltexperten in der IHK für einen weitreichendes Konzept, einen „Globalen Ökologischen Marshallplan“. Der Wissenschaftler nannte als wesentliche Elemente einer „neuen Allianz zwischen Wirtschaft und Umwelt“: Einen Handel mit Verschmutzungsrechten als wichtiges Marktinstrument, den Zugang der Dritten Welt zu Kreditmärkten und neuen Energietechnologien sowie eine Exportoffensive der Industriestaaten bei der Umwelt- und Energietechnik.
Als technologischer Ausweg aus der fossilen Energiewirtschaft müsse „die Option einer solargestützten Wasserstoff-Wirtschaft ernsthaft geprüft werden“. Dies aber sei eine Vision, deren technischen Konzepte sich erst vage abzeichneten.
Der LfU-Präsident reflektierte diese Aussagen vor dem Hintergrund der bayerischen Klimapolitik. Bereits heute liege Bayern bei der Erreichung der Kyoto-Ziele weit vorne: Während die USA – bezogen auf 1997 – eine CO2-Belastung pro Einwohner und Jahr von 20,2 Tonnen aufweisen, stehe Deutschland mit 10,6 Tonnen und der Freistaat mit 7,5 Tonnen auf einem Spitzenplatz innerhalb der Industrienationen. bec.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2001, Seite 29

 
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