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Die direkte Kommunikation mit den Kunden

Mobilfunkstrahlung ist ein in der Öffentlichkeit stark emotional diskutiertes Thema. Fachwissen spielt – auch in der Medienberichterstattung – oft eine untergeordnete Rolle. WiM fragt einen, der sich auskennt: Matthias Wuschek ist öffentlich bestellter Sachverständiger für das Fachgebiet „Elektromagnetische Umweltverträglichkeit“, lehrt Nachrichtenübertragungs- und Mobilfunktechnik an der Fachhochschule Deggendorf und ist derzeit u. a. mit der wissenschaftlichen Betreuung umfangreicher „Elektrosmog“-Messprogrmme der Umweltministerien von Bayern und Baden-Württemberg betraut.

Servicerufnummern haben einen schlechten Ruf. Wer Service hört, denkt in erster Linie an unseriöse „0190-Sex-Telefonnummern“. Doch auch wenn ein Großteil des Umsatzes (ca. 70 Prozent) tatsächlich über dubiose Flirtlines & Co. erzielt wird, gibt es verschiedene weitere Servicerufnummern. Mit 0800 oder 0180 zum Beispiel, den so genannten freephone- bzw. shared cost-Nummern, sichern sich Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil und machen ihren Kunden das Leben leichter.

0190-XXX (Premium-Rate-Nummern)
Zweifelhafte Anbieter werfen ein schlechtes Licht auf eine Branche, die grundsätzlich alles andere als unseriös ist. Hotlines zu den Themen Steuern, Recht, Wirtschaft, Immobilien, Reisen, Urlaub, Versicherungen, EDV, Finanzen, Beratung sowie Abruf von Informationen oder Bandansagen wie Börsendienste, Produktinformationen, Geschäftsideen, Bestellannahmen, Anzeigenannahmen, Tauschbörsen, Gebrauchtbörsen, Anschriftendienste, Info- und Branchendienste oder auch Gewinnspiele sind der Standardservice bei den so genannten Premium Rate Nummern. Das
Prinzip hinter diesen teilweise sehr teueren Servicerufnummern: Die Abrechnung von Dienstleistungen erfolgt unkompliziert über die Telefongebühren. Einzugsermächtigungen, Überweisungen etc. entfallen damit.

„Kostenlose“ Kundenbindung
Während die teuren Premium Rate Nummern in aller Munde – und zum Leidwesen vieler auch auf der eigenen Telefonrechnung – sind, können sich die kostengünstigeren Alternativen in Deutschland noch nicht über entsprechende Bekanntheitsquoten von über 70 Prozent freuen. Die freephone- und shared cost-Nummern kommen laut Angaben der Telekom in Deutschland auf einen Anteil von fünf Prozent an Werktagen. Zum Vergleich: In den USA laufen an Werktagen bereits 40 Prozent über entsprechende Nummern. Doch Deutschland holt auf: Aus dem selbstverständlichen Serviceangebot der meisten Unternehmen ist die telefonische Kundenbetreuung heutzutage nicht mehr wegzudenken. Auch in Franken ist das nicht anders. Der regionale Anbieter NEFkom hat in seinem Kundenkreis bereits viele Unternehmen, die Servicerufnummern einsetzen. Bestell-, Service- oder Info-Hotlines sind bei Bäckereiketten, Energieunternehmen, aber auch Tanzschulen oder Theatern gefragt. Auch Reisebüros arbeiten gerne mit den besonderen Rufnummern. Viele Unternehmen haben erkannt: Kompetente Beratung kombiniert mit ständiger Erreichbarkeit und geringen bis gar keinen Kosten für den Anrufer, zeugt von Kundenfreundlichkeit und -wertschätzung. Da die Fixkosten bei den Servicerufnummern nicht besonders hoch sind, haben auch mittelständische Firmen die Möglichkeit, ihre Kunden auf diese Weise zu binden und sich vom Wettbewerb zu unterscheiden.

0800 – kostenloses Schwätzchen gefällig?
Trotz der offensichtlichen Vorteile stehen Servicerufnummern in Deutschland noch ganz am Anfang Ihrer Entwicklung. Gerade die kostenfreie Variante leidet darunter, dass sie bis vor kurzem noch unter 0130 bekannt war. Dass diese kostenfrei für den Anrufer war, wissen noch viele, nicht aber, dass es sich bei der 0800 um die „Nachfolgerin“ handelt. Anders in den USA. Bereits seit 1966 können Amerikaner zum Nulltarif telefonieren. Mittlerweile sind 90 Prozent aller Unternehmen für ihre Kunden kostenfrei zu sprechen, insgesamt sind in den USA über 23 Mio. free cost-Nummern vergeben – in Deutschland knapp 150 000.

Dabei lohnt sich der Einsatz von Servicerufnummern nicht nur im Hinblick auf zufriedene Kunden. Für Unternehmen, deren Außendienstmitarbeiter telefonisch oder mittels Datenübertragung mit der Zentrale kommunizieren, bieten 0800-Nummern einen weiteren Vorteil: Sie ermöglichen den Kontakt ohne aufwändige Telefonspesen-Abrechnung oder Telefonkarte.

Geteilte Kosten
Bei den so genannten shared cost Nummern handelt es sich um sechsstellige Rufnummern, bei denen sich Anrufer und Angerufener die Kosten des Anrufs teilen - daher der englische Fachbegriff. Korrekt muss man allerdings von „0180n-Nummern“ sprechen, denn die Ziffer hinter „0180“ gibt an, wie hoch die Gesprächsgebühren für den Anrufer sind (siehe Übersicht).

0180 gilt auf Grund der geteilten Kosten als Favorit bei Unternehmen. Rund 90 000 mal wurde 0180 bisher bundesweit vergeben, besonders aktiv sind dabei Banken, Versandhandel oder auch Tickethotlines.

Vanity-Rufnummern
Eine gute Verknüpfung von Kundenservice durch kostenfreie bzw. kostengünstige Erreichbarkeit und Imagewerbung fürs eigene Unternehmen bietet eine so genannte Vanity-Nummer. Dabei handelt es sich um die Buchstabenwahl fürs Telefon und eine Merkhilfe für den Anrufer, denn tatsächlich merken sich viele Menschen Namen leichter als Ziffern. Dabei wird die genormte Buchstabenbelegung der Wähltasten genutzt, wie sie bei Handys gang und gäbe ist. Und auch im Festnetz gibt es heute kaum noch Geräte ohne entsprechende Tastatur – ihr Anteil wird in ein bis zwei Jahren auf 95 Prozent geschätzt.
In der Regel verwendet man den Firmen- bzw. Markennamen oder einen Gattungsbegriff: „0800-IhreFirma“ entspricht „0800-447334762“, „0800-TKDienste“ entspricht „0800-85343783“. Als Basis für die Verbindung gelten dabei immer die sieben ersten Stellen. Ist der Wunschbegriff länger, werden weitere Stellen von den Vermittlungsstellen ignoriert, ist der Wunschname kürzer, muss er durch eine entsprechende Zahl aufgestockt werden. In den USA hatte die Einführung der Vanity-Nummern vor einigen Jahren zu einem sprunghaften Anstieg der Anrufzahlen geführt – für den deutschen Markt wird eine ähnliche Entwicklung prognostiziert.

Die Wunschnummer kann jeder Diensteanbieter besorgen, sofern sie noch nicht vergeben ist. Man kann diese aber auch selbst bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) beantragen. Ist die Rufnummer einmal zugeteilt, kann sie von niemand anderem beansprucht werden.

Von vielen Experten wird den Servicerufnummern ein immer stärker werdender Einfluss am Telekommunikationsmarkt vorhergesagt. So bescheinigt eine Studie der telemach GmbH, Saarbrücken, den Bereichen shared cost und free phone ein starkes Wachstum auf Grund des zunehmenden Einsatzes des Mediums Telefon in der Kundenkommunikation: „... In einer ersten Phase wird der Einsatz von Shared Cost- und Freephone-Rufnummern in der telefonischen Kundenbetreuung parallel ansteigen. Mit einem verstärkt einsetzenden Bewusstseinswandel - sowohl auf der Seite der Unternehmen als auch auf Kundenseite - hin zu mehr Servicequalität, ist in einer späteren Phase mit einem stark zunehmenden Einsatz von Freephone Rufnummern zu rechnen...“

Auch wenn in Deutschland kaum mit amerikanischen Verhältnissen zu rechnen ist: Servicerufnummern stellen eine gelungene Ergänzung zur Gesamtkommunikation eines Unternehmens dar. Durch die relativ geringen und genau kalkulierbaren Kosten ist ihr Einsatz auch für den Mittelstand sinnvoll und positioniert das eigene Haus als kundenfreundlich und serviceorientiert - sofern am Ende der Leitung geschultes Personal die Anrufe entgegennimmt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2003, Seite 14

 
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