Telefon: +49 911 1335-1335

Wo stehen wir in der Mikroelektronik?

Vor 20 Jahren wurde der Förderkreis für die Mikroelektronik e.V. auf Initiative der IHK gegründet. Hauptziel war es, die Mikroelektronik an der Universität Erlangen-Nürnberg zu stärken und den Technologietransfer in die industrielle Praxis zu forcieren. Zu den Partnern des Förderkreises gehören heute die Fraunhofer Institute IIS und IISB in Erlangen, vier Lehrstühle an der Universität sowie eine Reihe von Unternehmen. WiM befragte den Vorsitzenden des Förderkreises, Dr. Dietrich Ernst, zu aktuellen Entwicklungen der Mikroelektronik.

WiM: In den 90er Jahren wurde stark über das Thema Mikroelektronik, auch im Zusammenhang mit der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, diskutiert. Inzwischen ist diese Diskussion weitgehend verstummt. Hat die Bedeutung der Mikroelektronik etwa abgenommen?
Nein, ganz im Gegenteil. Doch ist der Eindruck sicher richtig, dass die Mikroelektronik in den Medien nicht mehr das bestimmende Technologiethema ist. Das mag daran liegen, dass Europa in der Mikroelektronik stark aufgeholt hat. Das ist gelungen durch intensive Anstrengungen von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Wirtschaftsförderung. Unter den Top Ten der internationalen Chipproduzenten sind mittlerweile drei europäische Anbieter. Vielleicht wird die Mikroelektronik heute auch schlichtweg als selbstverständlich betrachtet, weil sie vielfach klein und unscheinbar in Geräten, Maschinen, Fahrzeugen und Anlagen verborgen ist, aber Entscheidendes bewirkt.

WiM: Welche Potenziale lässt die Mikroelektronik noch erwarten?
Man kann auf jeden Fall davon ausgehen, dass die Leistung der Chips noch weiter zunehmen wird. Anfang der 70er Jahre entstanden erste Mikroprozessoren mit 2 500 Transistoren und erste Speicherbausteine mit 1 000 bit Kapazität. Seither vervierfachte sich die Speicherkapazität ca. alle drei Jahre, heute gibt es Schaltkreise mit einigen 100 Millionen Bauelementen. Seitdem haben sich auch die Kosten für ein Bit Speicherkapazität etwa um den Faktor eine Million reduziert. Ich bin sicher, dass die Mikroelektronik auch in den nächsten Jahrzehnten weiterhin die technologische Dynamik maßgeblich beeinflussen wird. Ich sehe noch große Potenziale bei Schnelligkeit der Informationsverarbeitung, Miniaturisierung und Produktentwicklung. Es wird auch in Zukunft so sein, dass die Mikroelektronik eine unverzichtbare Basistechnologie für die Innovation in unzähligen Anwendungsbereichen darstellt.

WiM: Und wie steht es um die Mikroelektronik-Kompetenz der Region Nürnberg
Die Schlüsselrolle der Mikroelektronik war der mittelfränkischen Industrie schon vor 20 Jahren bewusst. Denn die Anwender in Automatisierung, Energiewirtschaft, Verkehrstechnik, Medizin, Hausgeräten, Unterhaltungselektronik und Kommunikationstechnik waren schon damals prominent in Mittelfranken vertreten. Es ging uns bei der Gründung des Förderkreises vor allem darum, in der Region auch Forschung und Entwicklung im Bereich der Mikroelektronik entscheidend zu verstärken. Ich würde ohne zu übertreiben sagen: Unsere Erwartungen, mit denen wir Anfang der 80er Jahre an das Thema herangegangen sind, wurden bei weitem übertroffen. Heute zählen wir auf diesem Feld zu den führenden Regionen in Europa. Wir sind Sitz zweier herausragender Fraunhofer-Institute, die Mikroelektronik-Lehrstühle der Universität haben großes Renommee. Wenn heute allgemein anerkannt wird, dass wir in Elektrotechnik, Kfz-Zulieferung, Automatisierung und Kommunikationstechnik zu den führenden Wirtschaftsregionen zählen, so ist das auch auf unsere hohe Forschungskompetenz in der Mikroelektronik zurückzuführen.

Die Initiative der IHK und die Aktivitäten des Förderkreises haben an all dem beträchtlichen Anteil. Durch den Förderkreis wurden großzügige Spenden der mittelfränkischen Wirtschaft und umfangreiche Fördermittel der Bayerischen Staatsregierung angeworben. Diese wiederum haben erhebliche Investitionen durch die Fraunhofer-Gesellschaft und an der Universität angestoßen. Und ganz wichtig: Der Förderkreis hat auch die Zusammenarbeit zwischen Universität, Forschungseinrichtungen und Unternehmen maßgeblich vorangebracht. Heute würde man sagen, wir haben erfolgreiches Networking betrieben.

WiM: Wenn bereits ein solch hoher Standard erreicht ist, wie will der Förderkreis in Zukunft noch Akzente setzen?
Unser als gemeinnützig anerkannter Förderkreis engagiert sich im Wesentlichen in vier Bereichen: Die Förderung von Forschung und Entwicklung ist uns ein großes Anliegen. Hohen Stellenwert haben außerdem die Auftragsforschung und -entwicklung und die Unterstützung von technisch-wissenschaftlichen Veranstaltungen und Präsentationen. Und nicht zuletzt wollen wir den technischen Nachwuchs fördern.

Lassen Sie mich nur einige Beispiele aus unseren aktuellen Aktivitäten herausgreifen. Wir unterstützen den Aufenthalt von Gastwissenschaftlern und Studenten an den Instituten und Lehrstühlen unserer Region. Besonders begabte Nachwuchskräfte fördern wir mit Promotionsstipendien. Seit 1996 vergeben wir jährlich den Innovationspreis Mikroelektronik, der mit 3 000 Euro dotiert ist. Außerdem haben wir einen Jugendpreis gestiftet, der mit 500 Euro dotiert ist und jährlich auch mehrfach verliehen wird.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2003, Seite 22

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick