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Demografie und Wirtschaft

Die Bevölkerung in Europa verringert sich und altert dramatisch. Die wirtschaftlichen Folgen sind schon spürbar.

Die Bevölkerung in Europa verringert sich und altert dramatisch. Die wirtschaftlichen Folgen sind schon spürbar.

Die Entwicklung ist schleichend, ihre Dramatik wird deshalb nicht zur Kenntnis genommen. Die Zahl der Bundesbürger soll nach den Projektionen der Bevölkerungswissenschaftler bis 2050 auf 65 bis 75 Mio. sinken, und das bei einer drastisch verschobenen Altersstruktur. Jeder dritte Bundesbürger wird dann den Berechnungen zufolge älter als 65 Jahre sein. Wir neigen dazu, das Problem einseitig mit Blick auf die Sicherung der Altersversorgung zu diskutieren. Dabei sind die wirtschaftlichen Auswirkungen des demografischen Wandels längst zu spüren.

Die hartnäckige Konsumschwäche in Deutschland geht zum Teil auf den demografischen Wandel zurück. Denn verständlicherweise nehmen die Deutschen die Warnungen vor stark sinkenden Renten ernst und sparen jetzt mehr für ihre Altersversorgung. Geld, das nicht für die Erfüllung von Konsumwünschen ausgegeben wird und dem Einzelhandel fehlt. In Japan, das unter teilweise noch größeren demografischen Problemen leidet, wird die jahrelange Wirtschaftskrise mittlerweile unter diesem Aspekt analysiert. Dieser Trend steigt: Denn wir werden in wenigen Jahrzehnten schlichtweg zehn Mio. Konsumenten weniger haben.

Oder nehmen wir den Immobilienmarkt. Mag sein, dass die Nachfrage nach größeren Wohnflächen noch eine Weile anhält. Doch irgendwann wird sie nachlassen, u.a. weil für die wenigen jungen Familien genügend ererbte Objekte zur Verfügung stehen. Zu den Verlierern werden auch die gewerblichen Immobilien in Regionen mit ungünstiger Bevölkerungsstruktur zählen.

In diesem Zusammenhang zu betrachten sind auch Existenzgründung und Innovation: Die typischen Gründer sind unter 40 Jahre alt. Wer wird in den nächsten Jahrzehnten neue Unternehmen und neue Arbeitsplätze schaffen? Wie steht es um die Innovationskraft und den Wagemut einer alternden Bevölkerung? Das Roman Herzog Institut warnt deshalb davor, dass der Unternehmensbestand in Deutschland regelrecht auszudünnen droht.

Lassen wir den psychologischen Aspekt der sinkenden Geburtenrate nicht außer acht. Sie ist auch Ausdruck von Pessimismus, Wehklage und Zukunftsangst in unserem Lande. Alles zusammen trägt dazu bei, dass wir unsere Zukunft verspielen, wenn wir nicht Mut fassen.

Demografie und Kinderfreundlichkeit sind keine „soft factors“, sondern knallharte Wirtschaftsfaktoren. Die IHK will mit ihrer Initiative „Familiengerechte Personalpolitik“ zum Bewusstseinswandel beitragen.
Autor/in: 
Präsident Hans-Peter Schmidt
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2004, Seite 3

 
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