Telefon: +49 911 1335-1335

Verkauf nur per Versand und in eigenen Geschäften

Adventszeit ist Lebkuchenzeit. Wie der Lebkuchen zu seinem Namen kam, das ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten ist die Theorie, dass der Lebkuchen auf das Lateinische „libum“ zurückgeht, das soviel wie Fladen, Kuchen, Opferkuchen bedeutet. Dass sich Nürnberg zur Lebkuchen-Hochburg entwickelt hat, kommt nicht von ungefähr: In den ausgedehnten Reichswaldungen rund um die Stadt wurde nämlich eine der wichtigsten Zutaten, der Bienenhonig, gewonnen. Und dank der weltweiten Handelsbeziehungen der Nürnberger Kaufleute fehlte es den Lebküchnern außerdem nicht an Mandeln, Nelken, Ingwer, Zimt und anderen Gewürzen. Bereits 1395 gab es in Nürnberg nachweislich Lebküchner; aber erst 1643 genehmigte der Rat der Stadt die Gründung einer eigenen Lebküchner-Zunft.

Das Jahr 1927 ist das Gründungsjahr einer der traditionsreichsten Nürnberger Lebkuchenhersteller: der Firma Lebkuchen-Schmidt GmbH & Co.KG . Sie ist nach eigenen Angaben zudem der weltweit älteste Versender von Lebkuchen- und Gebäckspezialitäten. „Mein Schwiegervater E.Otto Schmidt hat zusammen mit drei Mitarbeitern in einem Hinterhaus 1927 mit dem Lebkuchenbacken und Versenden begonnen. Von Anfang an war es seine Idee gewesen, die Lebkuchen direkt an den Privatkunden über den Versandweg zu verkaufen. Und daran halten wir noch heute fest“, so Henriette Schmidt-Burkhardt,
Geschäftsführerin und Komplementärin des Familien-Unternehmens. Man sei nach wie vor die einzige Lebkuchenfirma, die nur direkt verkauft. Schmidt Lebkuchen sind nicht im Handel erhältlich, sondern nur in einem der ganzjährig geöffneten Läden in Nürnberg, Frankfurt, Stuttgart und München, in einer der rund 80 saisonalen Verkaufsstellen in ganz Deutschland, auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt oder eben auf dem Versandweg.

Henriette Schmidt-Burkhardt, die früher Grundschullehrerin in Nürnberg war, hat nach dem Tod ihres Schwiegervaters, ihres Schwagers und ihres Mannes 1983 die Firma Lebkuchen-Schmidt übernommen und kontinuierlich ausgebaut. So wurde 1988 die Lebkuchenfirma Wicklein dazu gekauft, seitdem hat das Unternehmen mit der Marke Wicklein auch ein Standbein im Lebkuchen-Handelsgeschäft. Viel Wert legt die Firmenchefin, die zusammen mit Geschäftsführer Bernd Herzig die Geschicke des Unternehmens lenkt, auf ein gutes Verhältnis zu ihren Mitarbeitern. Das gelte auch für die Saisonkräfte etwa im Call Center, darunter viele Hausfrauen. „Viele unserer Saisonkräfte kommen schon seit vielen Jahren immer wieder“, so die Firmenchefin, die auch bereits für die Zeit nach ihrem Ausscheiden Regelungen für den Fortbestand ihres Lebenswerkes getroffen hat: Das Unternehmen wird in eine gemeinnützige Stiftung zu Gunsten der Universität Nürnberg-Erlangen für Forschung in der Lebensmittelchemie umgewandelt werden.

Produktion nur in der Stadt Nürnberg
Hauptgeschäftszeit ist bei Lebkuchen-Schmidt ab Ende September. Dann läuft die Produktion auf Hochtouren. Gebacken werden die Lebkuchen natürlich nur im Stadtgebiet Nürnberg, in der Zollhausstraße, denn sonst dürften sie sich auch nicht Nürnberger Lebkuchen nennen. Im Drei-Schicht-Betrieb werden täglich rund drei Mio. Lebkuchen hergestellt, für die etwa 80 Tonnen ausgesuchter Rohstoffe benötigt werden: Mandeln, Nüsse, Honig, Zucker und Mehl sowie vielerlei Gewürze, die nach sorgsam gehüteten Rezepten von Bäckermeistern verarbeitet werden. „Wir haben 250 Stammmitarbeiter. Aber in der Hauptsaison beschäftigen wir 800 bis 1 000“, erklärt Henriette Schmidt-Burkhardt. Die Kunden werden über Direktmailing-Aktionen mehrfach im Jahr angeschrieben, ergänzend wird in der Saison mit Prospektbeilagen in Zeitungen und Zeitschriften geworben, so Karin Bayer aus der Werbeabteilung. Neben dem klassischen Bestellweg über Post und Telefon können Schmidt Lebkuchen aber auch im Online-Shop geordert werden. Zum Service des Hauses gehört es auch, dass für Privat- wie für Geschäftskunden die Lebkuchen-Pakete als Geschenke in alle Welt versandt werden. Rund zehn Prozent des Umsatzes werden im Ausland erzielt, hauptsächlich mit Kunden aus den USA, die das Nürnberger Backwerk sehr schätzen.

Rund 80 Prozent seines Jahresumsatzes erzielt Lebkuchen-Schmidt in der Weihnachtszeit. „Lebkuchen sind eben ein Saisonartikel und das ist auch gut so, denn würde es Lebkuchen das ganze Jahr über geben, würden sie im ohnehin schon überfüllten Süßwarenmarkt untergehen“, ist sich Schmidt-Burkhardt sicher. Zum Saisonartikel Lebkuchen passe auch die Saisonsportart Eishockey bestens. Und so ziert bereits in der achten Saison das Schmidt-Logo - ein rotes Herz mit der Nürnberger Burg – die Trikots der Nürnberg Ice Tigers. „Die Eishockey-Saison ist zugleich auch unsere Hauptgeschäftszeit. Und Eishockey und Lebkuchen, das geht gut zusammen“, meint die Firmenchefin.

Jedes Jahr gibt es 15 neue Lebkuchen-Blechtruhen mit Nürnberger Ansichten vom Schönen Brunnen oder der Burg, mit Motiven von bekannten Malern und für die Kinder Disney- und Janosch-Truhen. Die Kunden sammeln die Truhen oftmals seit Jahren, zudem sind sie als Geschenk sehr gefragt. Zufrieden ist die Firmenchefin mit der Geschäftsentwicklung: „Wir hatten in den letzten Jahren immer Umsatzsteigerung, 2004 wird wahrscheinlich auf Vorjahresniveau liegen. Genau kann man das freilich erst am 23. Dezember sagen, wenn unser Hauptgeschäft gelaufen ist.“

Christine Popp
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2004, Seite 34

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick