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Ja wo spielen sie denn?

Im vergangenen Jahr wurde das Theater Nürnberg mit seinen Sparten Musiktheater, Schauspiel und Ballett zum Staatstheater erhoben. Beifall von allen Seiten und große Erwartungen: Vom Leuchtturm der Kultur war die Rede. WiM sprach mit Staatsintendant Wulf Konold über die Perspektiven für 2005.

WiM: Wie weit leuchtet der Leuchtturm schon?
Natürlich hat das Theater Nürnberg nicht erst mit der Ernennung zum Staatstheater – um im Bilde zu bleiben – „das Leuchtfeuer angezündet“. Vor allem das Musiktheater hat ja in den letzten Jahren deutlich über Nürnberg und Mittelfranken hinausgestrahlt. Was unter anderem an zahlreichen Kooperationsprojekten deutlich geworden ist: Eine Reihe von Koproduktionen mit dem Landestheater in Linz, die Zusammenarbeit mit der Norske Opera in Oslo, Gastproduktionen wie „Parsifal“ in Lissabon gab es ja schon vorher, und das Ballett war auch schon beim Singapur Arts Festival. Was jetzt zunehmend spürbar ist, dass sich der Kreis deutlich ausgeweitet hat. Man nimmt inzwischen auf der ganzen Welt – und vor allem in Ostasien, wo der Hunger nach europäischer Kultur besonders groß ist – die hohe künstlerische Qualität des Nürnberger Hauses zur Kenntnis. Und dass wir, und nicht Wien, Salzburg oder Dresden, im Mozart-Jahr 2006 mit „Don Giovanni“ nach Hongkong eingeladen sind, spricht schon für sich.

WiM: Heißt das, die Ensembles sind alle ausgeflogen, oder gibt es auch Glanzlichter für das fränkische Publikum?
Natürlich: Wir sind und bleiben ein Staatstheater für Nürnberg und die nordbayerische Region. Gastspiele sind immer zusätzliche Herausforderungen, müssen aber logistisch so organisiert sein, dass unsere drei Häuser nicht leer stehen. Die Glanzlichter für das Nürnberger Publikum dürfen nicht fehlen. Da gibt es im März 2005 das 1. Internationale Gluck-Festival mit insgesamt vier Eigenproduktionen in Nürnberg und Erlangen und einem renommierten Gastspiel. Da gibt es zwei „Ring“-Zyklen im kommenden Sommer. Oder man denke an das 100-jährige Jubiläum des Opernhauses, das wir in der Saison 2005/2006 feiern wollen mit dem neuen Generalmusikdirektor Christof Prick, mit viel Mozart und Strauss, mit einer Uraufführung.

WiM: Haben Sie Erkenntnisse, wie das Staatstheater zum Image der Region beiträgt?
Es ist faszinierend zu sehen, wie kulturelle Leuchttürme nicht nur das Selbstbewusstsein derer stärken, die hier zu Hause sind, sondern auch auswärts wahrgenommen werden. Der Metropolencharakter einer Region definiert sich eben nicht nur über Quantitäten, sondern vor allem über Qualitäten, und ein reichhaltiges Kulturangebot auf hohem Niveau ist da ganz wichtig. Das ist ja längst kein „weicher“ Standortfaktor mehr, das ist längst zu einem ganz handfesten Standortvorteil geworden, ebenso wie eine gut funktionierende Hochschullandschaft.

WiM: Ein baulicher Sanierungsfall ist offenbar das Schauspielhaus. Wie ist da der Stand der Dinge?
In der Sache sind sich alle einig, die Stadt ebenso wie der Freistaat. Das Schauspielhaus, an dem – abgesehen von einer Asbestsanierung in den 70er Jahren – seit einem halben Jahrhundert technisch nichts gemacht worden ist, muss dringend generalsaniert werden. Und es macht nur Sinn, wenn man es bühnentechnisch auf einen modernen Stand bringt und vor allem die logistischen Probleme innerhalb der Häuser überzeugend löst. Die Pläne liegen alle vor, auch der Finanzbedarf in Höhe von ca. 25 Mio. Euro ist unstrittig. Das Problem liegt darin, dass sich die Stadt, die die Hälfte der Sanierungskosten tragen muss, derzeit außerstande sieht, die 12,5 Mio. Euro aus dem Haushalt zu finanzieren und deshalb eine Sanierung nach dem Modell der Public Private Partnership favorisiert: Ein privater Investor saniert, und die Stadt zahlt in Raten ab. Dieses Modell stößt beim Freistaat derzeit noch auf ordnungspolitische Bedenken. Aber die letzten Signale aus München deuten auf einen Durchbruch hin. Und so bin ich voller Hoffnung, dass aber Sommer 2006 saniert werden kann, ehe der TÜV das Haus schließt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2004, Seite 30

 
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