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Zugpferde für den Tourismus

Die Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg erwartet sich von der Aufnahme in den Kreis der Metropolregionen einen deutlichen Schub für den Fremdenverkehr. Der Titel „lenkt zusätzliche Aufmerksamkeit auf die Region“, sagte der Nürnberger Verkehrsdirektor und Geschäftsführer der Tourismuszentrale, Michael Weber, im Gespräch mit der „WiM“. Allerdings erfordere dies auch zusätzliche Anstrengungen. Touristisch setze die Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach den Metropolregion-Gedanken schon seit vielen Jahren um. Sichtbarer Beweis seien das gemeinsame Hotelverzeichnis und ein städteübergreifender Veranstaltungskalender für die ganze Region. „Unsere Gäste denken räumlich und nicht in städtischen Grenzen, begründete Weber die vereinten Bemühungen.

Positive Impulse erwartet sich Weber auch vom Fußball. Sowohl der in wenigen Tagen beginnende Confederations Cup als auch die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 rücken die Frankenmetropole ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Journalisten und Fernsehteams aus aller Welt wollen im Vorfeld der Spiele aus der Frankenmetropole berichten, zahlreiche Sponsoren, Prominente aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Spiele besuchen. Der Image-Effekt wiege dabei wesentlich schwerer als steigende Übernachtungszahlen. Denn die vielen Gäste aus aller Welt sollen „mit dem Eindruck nach Hause gehen, dass es sich lohnt, mal wieder nach Nürnberg zu kommen“.

Aus der Perspektive des Tourismusmanagers wäre ein WM-Spiel Japan oder Korea gegen Argentinien oder Brasilien im Frankenstadion „die Traumpaarung“. Das würde neben den reiselustigen Asiaten auch die Südamerikaner anlocken. Diese Gruppen müssten unabhängig vom Ausgang „ihrer“ Spiele entsprechend ihres gebuchten Reiseprogramms im Land bleiben und seien deshalb am Tourismusangebot besonders interessiert.

2004 verzeichnete die Frankenmetropole rund eine Mio. Gäste und 1,9 Mio. Übernachtungen. Davon gingen gut zwei Drittel auf das Konto von Geschäftsreisenden, Messe- und Ausstellungsbesuchern sowie Tagungs- und Kongressteilnehmern. Ein Drittel entfällt auf Touristen „ohne geschäftlichen Hintergrund“.

Entwicklungsmöglichkeiten sieht Weber in beiden Bereichen. So werde das neue CCN CongressCenter Nürnberg Ost das Geschäft mit den Tagungen beflügeln. Von den Kapazitäten her liege Nürnberg auf einer Augenhöhe mit München oder Frankfurt. Das zu erwartende Plus werde sich nicht nur positiv auf den Geschäftsreiseverkehr auswirken, sondern auch private Wiederholungsbesuche nach sich ziehen.

Die Branche sei außerdem vom Phänomen fasziniert, dass Kongresse, die bundesweit an wechselnden Orten Station machen, am Standort Nürnberg regelmäßig mehr Teilnehmer anziehen als anderswo. „Es gibt eben keine andere Stadt in Deutschland, die auf so engem Raum so viele Sehenswürdigkeiten bietet“, unterstrich der Verkehrsdirektor. Das moderne CCN, die gute Verkehrsinfrastruktur und die vielen Tagungshotels bildeten die Basis, die historisch bedeutsame Umgebung das „Sahnehäubchen“ für Gäste. Neben Nürnberg biete Franken mit seiner hohen Dichte traditionsreicher Städte ein würdiges Rahmenprogramm für Tagungen und eine „Fülle von Besuchsmöglichkeiten“.

Weber warnte davor, ausschließlich Geschäftsreisende zu umwerben. „Messen und Kongresse konzentrieren sich in Nürnberg auf die fünf Monate Mai, Juni, September, Oktober und Dezember.“ Außerhalb dieser Zeit seien die Hotels der Städteregion Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach nicht ideal ausgelastet. Wer im Hinblick auf das steigende Kongressaufkommen zusätzliche Hotelkapazitäten fordere, der müsse gleichzeitig das Angebot für Privatreisende ausbauen. Denn Hotels könnten nicht allein mit Geschäftstouristen gefüllt werden.

Der Fokus auf die Metropolregion erleichtere es der Stadt jedoch, ihre Trümpfe auch außerhalb Westeuropas auszuspielen. Mit 570 000 privaten Übernachtungen liege Nürnberg deutlich vor den 380 000 Pauschaltouristen, die jährlich im romantischen Rothenburg Station machten. Vor allem im Hinblick auf Reisen von und nach Osteuropa möchte Weber Nürnberg als Zwischenstopp etablieren.

Nach wie vor sei Nürnberg die weltweite Nummer eins unter den Weihnachtsstädten. So werben „alle wesentlichen japanischen Reiseveranstalter“ mit dem Christkindlesmarkt auf der Titelseite ihrer Reisekataloge um Kunden. „Wenn es mit dem Christkindlesmarkt klappt, dann kommen die Gäste auch unterm Jahr“, fügte Weber hinzu. Weitere „Renner“ bei Touristen seien unter anderem das Dürer-Haus und der Dürer-Weg, die Burg, der Tiergarten oder das Nationalmuseum.

Einer Studie zufolge habe Nürnberg in Sachen Lebensqualität inzwischen sogar New York abgehängt. Neben den niedrigeren Lebenshaltungskosten in Franken spielten dabei auch weiche Faktoren wie Museen, Theater und andere Kultureinrichtungen eine wichtige Rolle. „Wir müssen Städte heute inszenieren, damit sie wahrgenommen werden“, betonte Weber. „Story-telling“ sei derzeit das große Thema im Tourismus.

mei.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2005, Seite 34

 
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