Telefon: +49 911 1335-1335

Geistesblitze, die nicht einschlagen

Erfinder sind häufig Einzelkämpfer. Umso schwieriger ist es für sie, sich bei Medien und potenziellen Kunden Gehör zu verschaffen.

Karl-Heinz Ullerich versteht die Welt nicht mehr. Eigentlich hat er doch alles richtig gemacht. Als er mit seinem Geschäftspartner eine völlig neuartige Montagehilfe für Gipsfaser- und Gipskartonplatten entwickelt hatte, wurde im Jahre 2002 erst einmal ein europaweites Patent angemeldet. Vertriebspartner wurden schnell gefunden, in zahlreichen Baumärkten ist das Werkzeug-Set unter dem Namen mo-fix seitdem in den Regalen zu finden. Das Produkt, das für knapp 20 Euro zu kaufen ist und dem Handel eigenen Angaben zufolge eine riesige Gewinnspanne bietet, „ist kein Mist“, betont Ullerich, und zahlreiche Experten der Branche sowie viele Fachmedien stimmen ihm in diesem Urteil zu. Auch die „Nürnberger Nachrichten“ und „Wirtschaft in Mittelfranken“ (Ausgabe 7/2004) berichteten über die Montagehilfe, die den zweiten Mann bei der Arbeit einspart. Doch der Abverkauf läuft sehr schlecht, „keiner kennt das Produkt“, so Ullerich, der sich inzwischen über die Zurückhaltung seiner Vertriebspartner bei der Vermarktung ärgert. Auch im Ausland, z.B. in Italien oder Belgien, hat Ullerich inzwischen ein Vertriebsnetz gefunden, aber die verkauften Stückzahlen halten sich weiterhin in Grenzen.

Erfinder und Entwickler von neuen Produkten stehen vor erheblichen Schwierigkeiten, ihren Neuigkeiten am Markt zum Erfolg zu verhelfen. Auch 2004, im „Jahr der Innovation“, taten sich deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen schwer, neue Ideen, Produkte und Technologien bekannt zu machen. Das ist ein zentrales Ergebnis von „Innovate 2004“, der ersten deutschlandweiten Trendumfrage zum Thema Innovationskommunikation. 460 Journalisten und PR-Verantwortliche beteiligten sich an der Studie des Fachgebiets für Kommunikationswissenschaft und Journalistik der Universität Hohenheim und der MFG Baden-Württemberg im Herbst 2004.

Jeder zweite Journalist und mehr als 40 Prozent der Kommunikationsfachleute sind der Meinung, dass es seitens der Unternehmen an geeignetem Material über Innovationen mangelt. Als weitere Ursachen für die unterdurchschnittliche Berichterstattung – derzeit befassen sich nur etwa ein Prozent aller Artikel über Unternehmen mit Innovationsthemen – wurden selbstkritisch Defizite bei den Medien genannt: Zwei Drittel aller Befragten glauben, dass ausführlichere Berichte am mangelnden Fachwissen in den Redaktionen scheitern.

Das hat auch Bernd Fischer aus Seeshaupt am Starnberger See gemerkt. Zwar hat er seine Erfindung, einen Bügelspanner, eine Kombination aus Kleiderbügel und Schuhspanner, beim Deutschen Patentamt patentieren lassen, aber nach eigenen misslichen Erfahrungen widmet er sich jetzt der Marketingberatung für Patentinhaber. „Oft werden Erfinder als kleine Garagentüftler abgestempelt“, klagt er, „doch das lässt sich durch klare Überzeugung ändern.“ So widmet er sich heute Fragen wie der richtigen Kontaktaufnahme zu Herstellern und Vertriebsfirmen oder der gelungenen Präsentation bei Unternehmen. Schon der deutsche Politiker Walter Rathenau hatte bemerkt: „Die Erfindung des Problems ist wichtiger als die Erfindung der Lösung.“

Eine gute Gelegenheit für Erfinder, die richtigen Partner für die erfolgreiche Vermarktung ihrer Ideen zu finden, aber ebenso für Marketingspezialisten auf der Suche nach neuen Produkten und Dienstleistungen ist in diesem Jahr erneut die Internationale Fachmesse „Ideen – Erfindungen – Neuheiten“, die vom 3. bis zum 6. November 2005 in Nürnberg stattfinden wird.

hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2005, Seite 36

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick