Telefon: +49 911 1335-1335

Festnetz und Mobilfunk wachsen zusammen

Der neue Standard IMS (IP Multimedia Subsystem) wird dazu beitragen, dass Festnetz und Mobilfunk zusammenfließen. Und dass die Endgeräte mehr können, als dies heute der Fall ist.

Das Telefon ist zum Telefonieren da, der Fernseher zum Fernsehen und der Laptop für die e-mail-Kommunikation und zum Websurfen. Aber wird dies auch so bleiben? Sicher nicht. Denn die Telekommunikationswelt ist im Umbruch: Klassische Sprachnetze, Mobilfunknetze, Datennetze – sie stehen künftig für unterschiedliche Zugangsarten zu Telekommunikationsdiensten, die alle auf dem Internet-Protokoll (IP) basieren. Auf Seiten der Netzbetreiber ist IP – genauer gesagt ein IP-Kernnetz – quasi der Kleber, der unterschiedliche Zugangsnetze miteinander verbindet. Solche IP-Dienste, die Festnetz und Mobilfunknetze übergreifend verbinden, nennt die Telekommunikationsbranche „konvergente“ Dienste.

Mit ihnen fallen nicht nur die Grenzen zwischen bisher getrennten Netzinfrastrukturen, sondern auch die Zuordnung bestimmter Dienste zu bestimmten Endgeräten. Wenn es soweit ist, dann kann das Telefon mehr als nur telefonieren, der Personal Digital Assistant (PDA) mehr als e-mails empfangen und telefonieren, der Fernseher mehr als das Fernsehprogramm abspielen.

Um dies Wirklichkeit werden zu lassen, bedarf es eines technologischen Schlüssels – und der heißt IMS (IP Multimedia Subsystem). Erst mit einer Diensteplattform, die basierend auf dem offenen IMS-Standard im Betreibernetz ihren Dienst tut, sind „konvergente“ Dienste mit vertretbarem Aufwand einführbar.

Wie werden die neuen, „konvergenten“ Dienste unseren Alltag beeinflussen – gleich ob wir uns in der Rolle des professionellen oder des privaten Nutzers befinden? Unternehmen jeder Größe und Branche werden neue Möglichkeiten des Miteinander-Kommunizierens zur Verfügung stehen – sowohl im Außendienst als auch im Unternehmen selbst. Servicetechniker und Handwerker beispielsweise sind typischerweise vor Ort im Einsatz und nicht immer direkt erreichbar. Kommunikationsbrüche sind vorprogrammiert. Notfälle in Sachen Elektrik, Strom oder Installation sind aber zeitkritisch. Ein Mitarbeiter muss so schnell wie möglich an den Einsatzort, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Am besten kann dies koordiniert werden, wenn die Firmenzentrale weiß, welcher Mitarbeiter in der Nähe des Schadensortes unterwegs ist, und ihn direkt mit Bildmaterial und anderen Informationen zum Schadensfall versorgen kann. Verfügt der Mitarbeiter über ein videofähiges Handy oder einen videofähigen PDA, kann er – auch heute schon – eine Videomail mit Bild- und Sachinformationen erhalten. Und wenn nicht? Dann wäre der Kommunikationsdraht gerissen und die Informationen erreichen ihren Adressaten unter Umständen zu spät.

Solche funktionalen Lücken können mit IMS geschlossen werden: Dann reicht es aus, wenn die Mitarbeiter einfache GSM-Handys nutzen. Sie erhalten von einem modernen Messaging-System eine SMS, die sie über den Eingang einer Videomail in ihrer Unified Mailbox informiert. Über einen Laptop oder PC lässt diese sich dann kurzfristig und ohne große Zeitverzögerung abrufen.

Solche Dienste sind beispielsweise auch bei Versicherungsunternehmen hilfreich, die wie das Handwerk vom Außendienst leben. Push-Newsletter für PDAs und Laptops bieten den mobilen Mitarbeitern einen hohen Mehrwert, denn sie können sich laufend über Neuheiten bei wichtigen Kunden und Mitbewerbern informieren lassen. Auch der sichere Zugriff auf ihr Intranet ist jederzeit gewährleistet. Das Beispiel lässt sich beliebig weiterspinnen. Angenommen, ein Versicherungsvertreter erhält per Handy einen Anruf eines wichtigen Kunden. Es besteht sofortiger Handlungsbedarf in einer Rechtsangelegenheit. Er muss den genauen Wortlaut des Versicherungsvertrags nachschlagen und will sich dazu mit seinem Vorgesetzten und dem Justiziar besprechen. Über seine „Buddy Liste“ sieht er, wo sich diese Kollegen gerade befinden und wie sie kontaktiert werden können. Er schaltet sie zunächst in einer Telefonkonferenz zusammen. Dann lädt sich die Runde – während sie über Voice-over-IP miteinander spricht – die Vertragsinformationen aus dem Intranet herunter, um sich zu beraten. Schließlich vereinbaren alle mit Hilfe ihrer Terminkalender noch ein Treffen für den nächsten Morgen. Möglich macht all dies ein netzbasiertes Adressverzeichnis das Telefonnummern, e-mail-Adressen und Informationen zur Verfügbarkeit („Präsenz“) des Teilnehmers und seiner wichtigsten Kontakte speichert. Das Adressverzeichnis lässt sich um zahlreiche weitere Anwendungen erweitern, z.B. durch einen personalisierten Standortdienst wie den „iLocator“. Er zeigt auf einer Karte an, ob sich im Telefonbuch verzeichnete Kollegen, Geschäftspartner, Freunde, Familienmitglieder oder interessante Objekte in der Nähe befinden.

„Konvergente“ IP-basierte Netze eröffnen aber nicht nur mobilen Mitarbeitern, sondern auch Beschäftigten am Unternehmensstandort neue Kommunikationswege. Neue Anwendungen wie Web-Portale zur Steuerung von Telefonaten und Faxen oder eine hinterlegte Kundendatenbank, aus der per „Click to Dial“ ein Gespräch initiiert werden kann, sind nur zwei Beispiele. Der größte Vorteil ist, dass sich mobile Mitarbeiter genauso in diese Kommunikationsinfrastruktur integrieren lassen wie Kollegen, die von zuhause aus arbeiten. Sind diese Anwendungen nicht nur in IP, sondern auch in IMS eingebettet, ermöglicht dies noch komfortablere Dienste mit Multimedia-Sessions, Standort- und Präsenzinformationen.

Dabei brauchen Unternehmen nicht selbst in eine IMS-Netzarchitektur zu investieren, denn diese wird beim Service Provider aufgesetzt. Für den Empfang von IMS-Diensten reicht eine unternehmenseigene Ethernet-Infrastruktur. Mit überschaubaren Investitionen auf Netzbetreiber- und Unternehmensseite lässt sich unsere heutige Kommunikation auf ein neues Niveau heben. Und was wäre gegen effizienteres Arbeiten für professionelle Nutzer und gegen mehr Spaß und Vielfalt für private Nutzer einzuwenden?

Externer Kontakt: Martina Grüger-Bühs, Lucent Technologies, Nürnberg, grueger@lucent.com
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2006, Seite 30

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick