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Frankutopia - Der Blick nach vorn

„Vivat Preußen!“ soll es durch das heutige Mittelfranken geschallt haben, als dessen Gebiete 1806 zum jungen Königreich Bayern gekommen sind. Dass darin wohl weniger die Liebe zu Preußen als mehr die Abneigung gegen die neue Herrschaft in München zum Ausdruck kam, nehme ich mit einem augenzwinkernden Bedauern als historische Tatsache zur Kenntnis. Wegen der kräftig aufmuckenden Nürnberger kam jedenfalls die Bezirksregierung nach Ansbach.

Dies und vieles mehr erfährt man in der Bayerischen Landesausstellung, die vom 4. April bis 12. November im Museum Industriekultur in Nürnberg stattfindet. Das Haus der Bayerischen Geschichte und die Stadt Nürnberg als gemeinsame Veranstalter zeigen die Geschichte Frankens mit den großen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 200 Jahre. Die Ausstellung präsentiert sich außerordentlich facettenreich und hochinteressant. Sie macht uns auch bewusst, wie sehr Wirtschaft unser Leben durchdringt. Da sind zum einen die technischen Treiber wie Eisenbahn, Elektrizität, Automobil, Röntgengerät und Telefon und zum anderen die Prozesse wie Industrialisierung, Massenproduktion und Globalisierung, die den Alltag jedes Einzelnen beeinflussen. Das Diktum von Walter Rathenau „Die Wirtschaft ist unser Schicksal“ mag zwar zugespitzt formuliert sein, gilt aber über den historischen Kontext hinaus.

Einen besonderen Akzent setzt der Blick nach vorn, der in der Abteilung „Frankutopia: die Zukunft Frankens – von Franken gemacht“ angelegt ist. Dabei geht es in einem interaktiven Raum neben Umwelt/Klima und Arbeitswelt/ Freizeit auch um das Titelthema dieser WiM-Ausgabe: Demografische Entwicklung. Für welche Szenarien sich die Ausstellungsbesucher dabei auch entscheiden, das Bewusstsein für die Konsequenzen des dramatischen Überalterungsprozesses unserer Gesellschaft kann gar nicht scharf genug sein.

Letztlich will ich noch einen Aspekt herausgreifen, der den hiesigen Blick seit 1806 prägt, als Franken bayerisch wurde. Natürlich müssen wir in der Metropolregion Nürnberg immer wieder aufmerksam analysieren und vergleichen, was um uns herum passiert. An erster Stelle sollte aber für das fränkische Selbstbewusstsein die Konzentration auf die eigenen Stärken stehen. Da kommen mir – als zum Frankentum konvertierten Preußen – die Vergleiche mit München manchmal zu reflexhaft.

Autor/in: 
IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2006, Seite 3

 
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