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MusicTrace

Aktiv gegen Musikpiraten

Der Erlanger Dienstleister MusicTrace ist auf dem Gebiet der Rundfunk-Überwachung aktiv. Via Kabel, Internet oder Satellit wird rund um die Uhr das Radio- und Fernsehprogramm gefiltert und die daraus gewonnenen Informationen kundengerecht für die Auftraggeber aus Musik-Industrie und Werbebranche aufbereitet. Daneben hat MusicTrace ein so genanntes Audio-Wasserzeichen entwickelt, das zur Bekämpfung von Musikpiraterie dient.

„Wir sind aus der Abteilung Audio des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen hervorgegangen“, sagte MusicTrace-Geschäftsführer Christian Neubauer. Dort war vor sechs Jahren mit der Entwicklung des Audio-Wasserzeichens begonnen worden. Dabei handelt es sich um eine spezielle Software, die eine digitale Nummer erstellt und in eine Tonfolge einbettet. Diese kann wiederum in jedem Musikstück versteckt werden, ohne dass der Hörer davon etwas mitbekommt.

Ausgründung aus Fraunhofer-Institut
Die Neuentwicklung des Fraunhofer-Instituts stieß auf Messen und Präsentationen auf großes Interesse, betonte Neubauer. „Allerdings wollten die Leute keine Software, sondern fertige Anwendungen und Lizenzprodukte haben.“ Neubauer und zwei seiner Fraunhofer-Kollegen wagten schließlich im August 2004 den Schritt in die Selbstständigkeit. Sie gründeten MusicTrace aus dem Institut aus und entwickelten die neue Technik im Sinne der Kunden weiter. Zum Gründertrio gehörten neben Neubauer Marketing-Chef Frank Siebenhaar und Entwicklungsleiter Ralph Kulessa. Unterstützt werden sie je nach Projekt von mehreren Programmierern.

Die Musik-Industrie markiert neue Musikstücke zu Promotions- und Werbeaktionen und legt so eine Spur zu Musikpiraten. Die Stücke, die entweder per Tonträger, beispielsweise an Musikredakteure, verschickt oder im Internet auf den eigenen Rechner geladen werden können, sind nur auf den ersten Blick vollkommen identisch. In Wirklichkeit macht das digitale Wasserzeichen jedes Lied zum Unikat.

Mit einer speziellen Computeranlage durchsucht MusicTrace Webseiten und Tauschbörsen nach den Wasserzeichen. Am PC in der Firmenzentrale im Erlanger Gewerbegebiet „Am Weichselgarten“ klingt das Signal wie ein verzerrtes Rauschen. Doch die Software kann es eindeutig entschlüsseln. „Weil wir wissen, wie das Signal aussieht, können wir es auch wieder finden“, erläuterte Siebenhaar. Über die Nummer könne das Stück dann zum ursprünglichen Empfänger zurückverfolgt werden. Dem drohen drastische Strafen wegen illegaler Verbreitung des Titels und wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht.

Damit macht MusicTrace seinem Namen alle Ehre: „trace“ heißt übersetzt Spur oder auch aufspüren, verfolgen. Rund ein Dutzend Musiklabels und Musik-Promoter setzen das System bereits ein, das nach Angaben der Firmengründer dem so genannten Digitalen Rechte-Management (Digital Rights Management, DRM) überlegen ist. Dieses Codierungs-System werde zwar von vielen Firmen favorisiert, stoße bei den Kunden aber auf Gegenwehr: „Der Schutz ist einfach zu streng“, unterstreicht Siebenhaar. Neubauer beobachtet deshalb ein Umdenken in der Musikindustrie: „Weg vom DRM, hin zur benutzerfreundlichen Wasserzeichen-Technik.“ Schließlich nütze es nichts, wenn die Inhalte gut geschützt, aber unverkäuflich seien.

Zum Hauptprodukt hat sich inzwischen das so genannte Airplay Monitoring entwickelt. Mehr als 270 Radio- und Fernsehstationen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich können derzeit auf bestimmte Musiktitel oder Werbe-Einblendungen hin untersucht und analysiert werden. Der Broadcast-Dienst soll in den nächsten Monaten auf ganz Europa ausgeweitet werden. „Wir wollen für die Musikindustrie der wichtigste Partner werden, wenn es darum geht, Daten für alle relevanten europäischen Rundfunksender gebündelt aus einer Hand zu bekommen“, unterstrich Neubauer.

Daten für die Musikindustrie
Aktuell werden bereits mehr als 10 000 verschiedene Einzeltitel vollautomatisch beobachtet und überwacht. Die Radioprogramme laufen im Serverraum auf Dutzenden UKW-Radios und Receivern ein. Diese sind an das Computernetzwerk angeschlossen. So werden die gespielten Titel automatisch mit der Datenbank abgeglichen, registriert, Sendezeiten und Sendehäufigkeit aufgezeichnet und Charts erstellt. „Die Musikindustrie kann die Daten täglich abrufen. Sie kann vergleichen, auf welchem Rang ihre Songs stehen, und Marktanteile berechnen. Fällt ein Titel irgendwann ab, wird oftmals ein anderer Song des gleichen Interpreten nachgeschoben, damit der Verkauf des Albums nicht einbricht“, hat Siebenhaar beobachtet.

2005 schaffte es MusikTrace bis ins Finale des Deutschen Gründerpreis-Wettbewerbs. Die Firma ist eigenen Angaben zufolge im zweiten Jahr in Folge um mehr als 300 Prozent gewachsen. Mit einem Umsatz von rund einer halben Mio. Euro werde das junge Unternehmen 2006 erstmals schwarze Zahlen schreiben. „Wir sind komplett selbstfinanziert und wollen auch künftig bestimmen, wo es lang gehen soll“, sagte Neubauer. Das Trio ist davon überzeugt, dass die stürmische Expansion der ersten beiden Jahre fortgesetzt werden kann. „Die Auftragslage ist sehr gut. Unser Auftragspolster reicht bis ins Jahr 2007 hinein“, freute sich Siebenhaar.

Autor/in: 
mei.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2007, Seite 44

 
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