Auf was müssen sich die Unternehmen bei Basel II einrichten? „WiM“ fragte Prof. Dr. Josef K. Fischer, Leiter des Studienschwerpunkts Finanzen am Fachbereich Betriebswirtschaft der FH Nürnberg und Spezialist für Rating. Als wissenschaftlicher Leiter verantwortet er die Qualifizierung zum „Rating-Analysten“ an der FH.
WiM: Wo sehen sie die wichtigsten Veränderungen durch die Regelungen, die nun in Kraft getreten
sind?
Da der Umsetzungsprozess von Basel II schon seit geraumer Zeit in der deutschen Kreditwirtschaft auf Hochtouren
läuft und die Banken bereits seit einigen Jahren Rating-Verfahren bei Kreditentscheidungen einsetzen, werden mit
dem Inkrafttreten der neuen Regeln auf die meisten Unternehmen im Vergleich zu den Vorjahren keine wesentlichen
Neuerungen zukommen. Basel II führt zu einer stärkeren Spreizung der Kreditkonditionen. Gute Bonitäten können mit
Entlastungen rechnen, schlechtere Bonitäten müssen tendenziell mehr bezahlen. Aufgrund der so genannten
Mittelstandskomponente dürften sich die Verschlechterungen jedoch in Grenzen halten. Grundsätzlich werden aber
die Anforderungen der Kreditinstitute deutlich zunehmen, insbesondere was die Offenlegung von geschäftlichen
Informationen angeht. Die Unternehmen können jedoch im Gegenzug damit rechnen, dass die Transparenz im Verhältnis
zwischen Bank und Kunden deutlich besser wird. Dies gilt insbesondere für die Mitteilung und Erläuterung des
Firmenkundenratings durch die Bank gegenüber dem Kreditnehmer. Eine gute, offenere Kommunikation gegenüber dem
Kunden wird dazu beitragen, die Akzeptanz des Ratings bei den Firmenkunden zu fördern. Sie liefert dem
Unternehmer zudem wichtige Anhaltspunkte für Stärken und Schwächen seines Unternehmens.
WiM: Es gab Befürchtungen im Hinblick auf die Kreditfinanzierung des Mittelstandes. Wie sind die
Erfahrungen?
Wie die aktuelle Unternehmensbefragung der KfW zeigt, haben sich im Jahr 2006 die Finanzierungsbedingungen
gegenüber den Vorjahren leicht verbessert. Das liegt zum einen daran, dass sich viele Unternehmen an die
Erfordernisse angepasst haben. Zum anderen haben die Kreditinstitute ihre Richtlinien auch wegen des zunehmenden
Wettbewerbs gelockert. Und schließlich hat die konjunkturelle Belebung den Zugang zu Krediten erleichtert.
WiM: Gibt es Unterschiede zwischen Unternehmen verschiedener Größe?
Ja, während kleine Unternehmen häufig Probleme haben, überhaupt einen Kredit zu bekommen, müssen größere
Unternehmen eher ihre Bücher offen legen und ihre Vorhaben dokumentieren. Bei schlechter Bonität wird kleineren
Unternehmen also eher der Kredit verweigert. Größere Unternehmen können hingegen einen möglichen Bonitätsnachteil
durch einen Risikozuschlag bei den Zinsen kompensieren.