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Was macht eigentlich...?

Hubert Weiler

Der ehemalige Nürnberger Sparkassenchef und IHK-Präsident über Subprime-Krise, Euro-Stärke und die Vorzüge des Ruhestands.

Den Begriff "Genosse der Bosse" mag er nicht. Weder für Gerhard Schröder, den er 1996 in der IHK empfing, noch für sich selbst. Sozialdemokratie ja, aber nicht ideologisch, nicht "Gauche caviar" und "Genosse" schon gar nicht. Seine Identifikation mit der SPD basiere auf Werten wie Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit, sagt der heute 67-jährige Weiler, der sich durchaus auch hätte vorstellen können, Politiker zu werden. Aber es kam anders: Er ging zur Sparkasse und stieg vom Azubi bis zum Vorstandsvorsitzenden auf. Im WiM-Interview spricht er über genutzte und vertane Chancen und sagt, was ihn aktuell umtreibt.

Wie lebt es sich denn im Ruhestand?
Gut, ich finde, dass der dritte Lebensabschnitt eine prima Sache sein kann. Kaum fremdbestimmte Termine, Zeit und Reisen kann ich freier planen und ich habe jetzt endlich Gelegenheit, in meinen Büchern zu schmökern.

Wie beginnen Sie Ihren Tag?
Ich lese die FAZ und höre Deutschlandfunk oder Bayern 2.

Und was machen Sie dann mit dem ganzen Wissen?
Nun, ich nehme schon noch verschiedene Aufgaben wahr, zum Beispiel bei der Georg Simon-Ohm-Hochschule engagiere ich mich, bei der "Union mittelständischer Unternehmen" oder als Aufsichtsratsvorsitzender bei der Universa-Versicherung. Solche Aktivitäten helfen, am Ball zu bleiben.

"Ball flach halten" geht bei der US-Immobilienkrise aber nicht mehr, oder?
Es ist katastrophal, dass in vielen Kreditinstituten weltweit, auch bei den ersten Adressen UBS, Citigroup, Merrill Lynch, so viel Mist gebaut wurde durch Refinanzierung von Dingen, die bei Licht besehen keinerlei Qualität hatten. Wenn in den USA Banken unvorstellbare 10 oder 20 Mrd. Dollar wertberichtigen oder sogar abschreiben müssen, hat dies Einfluss auf das allgemeine Wirtschaftsgeschehen. Und angesichts der Bedeutung der USA als zentrale Wirtschaftsmacht gibt es Auswirkungen auch für die Konjunktur in Europa. Bis die Bilanzen 2007 auf dem Tisch liegen, bleibt hohe Unsicherheit.

Der Euro steht hoch im Kurs, auch bei Ihnen?
Der Euro hat sowohl die politische Zusammenarbeit in der EU gefestigt als auch die Wirtschaftskraft gegenüber USA, Japan und allen anderen Ländern gebündelt. Im übrigen bringt der stabile Außenwert beachtliche Erfolge bei der Inflationsbekämpfung und federt die Auswirkungen des Ölpreisanstieges auf unsere Verbraucher und unsere Wirtschaft ab.

Exportbeeinträchtigungen hielten sich bei Licht besehen in Grenzen. Deutschland hat letztes Jahr rekordverdächtige Ergebnisse mit fast einer Billion Euro Exportwert erzielt und die Importe waren eben relativ billiger. Natürlich sind die realen und gefühlten Preiserhöhungen für Viele in Bereichen wie Gastgewerbe und Dienstleistungen oft schmerzlich, aber unter dem Strich ist der Euro eine Erfolgsgeschichte.

Machen Sie persönlich Geldgeschäfte übers Internet?
Ja – aber mit der nötigen Vorsicht. Die Sicherheit von Online-Banking ist durch kriminelle Methoden (Phishing, Pharming, Keylogger usw.) immer wieder in der Diskussion. Zwar versuchen alle Institute ihre Lösungen zu perfektionieren, aber ein Restrisiko bleibt bestehen, weshalb man aufpassen muss.

Das zuletzt ergangene Urteil bürdet übrigens dem Nutzer Verpflichtungen auf, deren Nichteinhaltung Schadenersatz ausschließt. Also sollte sich jeder Nutzer "kümmern".

Was war beruflich Ihre größte Herausforderung?
Mit den Kolleginnen und Kollegen ein wirkliches Universalkreditinstitut zu schaffen und die Marktführerschaft der Sparkasse im Raum Nürnberg zu erreichen. Darüber hinaus die von den Verwaltungsräten beschlossene Fusion der Stadtsparkasse und der Kreissparkasse für Kunden und Mitarbeiter ohne Friktionen durchzuführen.

Und Ihre größte Enttäuschung?
Dass die Schaffung eines zentralen Sparkasseninstituts im Großraum Nürnberg trotz vielversprechender Perspektiven letztlich nicht gelungen ist und damit die deutliche Steigerung der Leistungsfähigkeit des Instituts für Kunden auf der Strecke blieb – aber die Zeit heilt bekanntlich Wunden.

Wie ist Ihr aktuelles Golf-Handicap? Angeblich spiegelt das ja die Anzahl der monatlichen Arbeitstage wider, und da sehe ich mit sieben recht schlecht aus. (Anm. der Redaktion: Mit Handicap 7 ist Weiler besser als z.B. Franz Beckenbauer oder Boris Becker).

Gibt es einen persönlichen Leitspruch?
Niemals aufgeben.

Autor/in: 
kh.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2008, Seite 49

 
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