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IHK-Konjunkturumfrage

Wind zieht auf

Noch ist die Geschäftslage in Mittelfranken stabil. Wegen der Finanzkrise schrauben die Unternehmen aber ihre Erwartungen deutlich zurück.

Die Wirtschaft in Mittelfranken sorgt sich nach über drei Aufschwungjahren um das Wachstum, so ein zentrales Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage. Die Unternehmen blicken auf ein erneut erfolgreiches erstes Halbjahr 2008 zurück, in dem die Kapazitäten gut ausgelastet waren und Umsätze und Erträge nochmals gewachsen sind. Doch die Dynamik bei Investitionen, Wachstum und Beschäftigung lässt nach: Die Turbulenzen an den Finanzmärkten, aber auch der starke Euro, gestiegene Energie- und Rohstoffpreise sowie die anhaltende Konsumzurückhaltung der privaten Verbraucher lassen die Unternehmen nicht mehr so zuversichtlich in die Zukunft blicken. Damit ist die Stimmung umgeschlagen: Über alle Branchen hinweg fürchten die Unternehmer, dass sie sich einer Abkühlung der Weltkonjunktur im Gefolge der Finanzkrise nicht entziehen können.

Geschäftslage


Insgesamt sehen die mittelfränkischen Unternehmen zu Beginn des Herbstes 2008 ihre Geschäftslage aber mehrheitlich noch als "gut" an. Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilen 34 Prozent der Befragten als "gut", 50 Prozent als "befriedigend" und 16 Prozent als "schlecht". Ungeachtet einer gewachsenen Unsicherheit blickt die Wirtschaft auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2008 zurück. Nach bereits drei Wachstumsjahren berichten die Unternehmen also erneut über gute Geschäfte. Dennoch bleibt die Nachfrage aus dem Inland – speziell der Endverbraucher – schwach. Zugleich beginnen gestiegene Preise die Ertragslage zu belasten. Und bereits seit einigen Monaten lässt die Dynamik der Auftragseingänge klar nach, sodass die hohen Wachstumsraten des Vorjahres nicht mehr erreicht werden. Die mittelfränkischen Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage noch immer zufrieden, wenn auch nicht mehr in dem Ausmaß wie zu Beginn des Sommers.

Pessimisten in der Mehrheit


Die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Unternehmen sind dagegen deutlich eingetrübt: 20 Prozent der Befragten befürchten eine Verschlechterung, nur 17 Prozent setzen auf Besserung. Mit dem Saldo aus "besser"- und "schlechter"-Urteilen von minus drei Prozentpunkten befinden sich erstmals seit über fünf Jahren wieder die Pessimisten in der Mehrheit. Die Wirtschaft in Mittelfranken sorgt sich nach über drei Wachstumsjahren um das Ende des Aufschwungs. Hauptgrund ist die Verunsicherung wegen der Finanzkrise. Zudem deuten nachlassende Auftragseingänge aus dem Ausland auf eine geringere Wachstumsdynamik in den kommenden Monaten hin. Der starke Euro, der die Exporte erschwert, die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise und der dadurch zunehmende Kostendruck werden als weitere Gründe für die schlechteren Geschäftserwartungen genannt.

Trotz dieser Bedenken besteht aber dank einer weiterhin guten Kapazitätsauslastung kein Grund zur Panik: Dem Aufschwung ist die Luft ausgegangen, doch auch ohne die Dynamik der vergangenen drei Jahre halten die Unternehmen ihre Investitions- und Beschäftigungspläne annähernd stabil. In dieser Situation hängt die Entwicklung der stark exportorientierten Industrie in Mittelfranken entscheidend von einer Stabilisierung der Weltfinanzmärkte und damit auch der Weltkonjunktur ab.

Die unternehmensnahen Dienstleistungen können sich auf eine anhaltend gute Auftragslage stützen, die ihnen zudem eine Weitergabe von Preiserhöhungen möglich erscheinen lässt. Auch Handelsvertretungen können sich in ihrem Geschäft mit der Industrie weiterhin gut positionieren. Im Groß- und Außenhandel dagegen haben die Euro-Aufwertung und die Abkühlung der Weltkonjunktur bereits Spuren im Umsatzvolumen hinterlassen. Noch stärker unter Druck geraten ist der Einzelhandel, dem die erneut verstärkte Konsumzurückhaltung der Verbraucher sogar real sinkende Erlöse beschert. Hier zeigt sich, dass die Konsumenten sehr sensibel auf die erhöhten Lebenshaltungskosten und speziell auf die hohen Kraftstoff- und Energiepreise reagieren.

Die Urteile von Gastgewerbe und Bauwirtschaft weisen im Herbst eine besonders deutliche saisonale Komponente auf. So blickt das Baugewerbe auf einen zufriedenstellenden Sommer zurück, in dem der Wirtschaftsbau für eine Belebung der Auftragslage gesorgt hat. Kaum Impulse konnten dagegen Wohnungsbau und öffentlicher Bau setzen. Reisebüros oder Gaststätten, die sich besonders stark auf Verbraucher stützen, leiden ähnlich dem Einzelhandel unter der Ausgabenzurückhaltung. Dagegen berichten Hotels sogar von gestiegenen Übernachtungszahlen, vor allem wegen einer höheren Zahl an Geschäftsreisenden.

Investitionen und Beschäftigung


Die Investitionspläne verlieren im Herbst 2008 spürbar an Dynamik. Zwar zögern die Unternehmen angesichts ihrer eingetrübten Geschäftserwartungen mit Neuinvestitionen, um ihre Kapazitäten zu erweitern. Doch vielfach lassen gut ausgelastete Kapazitäten Ersatzinvestitionen notwendig erscheinen, und zugleich zwingt der Kostendruck zu Rationalisierungs-Investitionen. Angesichts einer zuletzt guten Ertragslage sowie einer weiterhin funktionierenden Kreditversorgung stellt die Finanzierung kein Investitionshemmnis dar.

Auch der Arbeitsmarkt zeigt sich im Herbst 2008 in guter Verfassung: In der Region Nürnberg nimmt die Beschäftigung weiter zu, die Arbeitslosigkeit sinkt. Doch wegen der wenig optimistischen Geschäftsaussichten weisen die Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Unternehmen für die kommenden zwölf Monate mehrheitlich nach unten. Umsatzrückgänge zwingen den Einzelhandel zu den im Branchenvergleich deutlichsten Kosteneinsparungen im Personalbereich. Mit zunehmenden Belegschaften planen dagegen die unternehmensnahen Dienstleistungen, die somit ihrem Ruf als "Job-Motor" erneut gerecht werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2008, Seite 10

 
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