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Siemens

Hoher Auftragsbestand, weniger Gewinn

Die Siemens AG zeigt am Ende des abgelaufenen Geschäftsjahrs zwei Gesichter: Dem Auftragsbestand von 85 Mrd. Euro und dem um über sieben Prozent auf 77,7 Mrd. Euro gewachsenen Umsatz steht bei den fortgeführten Aktivitäten ein um die Hälfte geschrumpfter Gewinn gegenüber. Bilanziell negativ ausgewirkt haben sich u.a. die Trennung von nicht zum Kerngeschäft zählenden Sparten, der 390-Mio.-Kapitalstock für eine Stiftung und die Rückstellung von einer Milliarde für zu erwartende Korruptionsstrafen aus den USA.

Die Verkehrstechnik bleibt nach wie vor das Sorgenkind unter allen im Raum Erlangen/Nürnberg angesiedelten Sektoren und Divisionen der Siemens AG. So fuhr das Geschäftsfeld "Mobility" allein im letzten Quartal einen Verlust von 197 Mio. Euro ein – und auch beim Auftragseingang lag man erheblich unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Dennoch sieht Siemens-Chef Peter Löscher die Verkehrstechnik als Kerngeschäft in einem "hoch attraktiven Markt".

Der Industriebereich blieb mit einem Umsatzplus von fünf Prozent hinter den beiden anderen ebenfalls in Erlangen/Nürnberg operierenden Sektoren (Energy plus 13 Prozent, Healthcare plus neun Prozent) in der Entwicklung zurück. Den Industrie-Divisionen Automation sowie Drive Technologies bescheinigte Löscher dabei eine "hohe Kapazitätsauslastung". Für sie wie für alle anderen Sparten gilt sein optimistischer Zukunftsblick: "Durch das fast abgeschlossene Umbauprogramm starten wir in die weltwirtschaftliche Schlechtwetterperiode mit einem Wettbewerbsvorsprung. Siemens kann sich nun auf die Kunden konzentrieren, während die Konkurrenten erst umbauen und sich auf die Krise einstellen müssen."

Das soll auch für den Energie-Sektor gelten, der nur im Bereich des fossilen Kraftwerkbaus Sorgen bereitet. Ausgerechnet das Nuklearprojekt Olkiluoto in Finnland verursacht Rückstellungen von 110 Mio. Euro und 52 Mio. Euro Verluste – ausgelöst durch einen um zwei Jahre verschobenen Baubeginn und eine Kostenexplosion von 50 Prozent. Im Gegenzug gab es Gas- und Dampfturbinen-Großaufträge aus Deutschland, Österreich, Australien und Russland. Eine rasante Entwicklung mit 66 Prozent Ergebnisplus meldet das Windenergiegeschäft. Der Anteil der erneuerbaren Energie am Sektorumsatz stieg von 8,6 auf 13,3 Prozent. Die Divisionen Power Transmission und Power Distribution, die sich um die Stromübertragung kümmern, konnten ihre Profitabilität verbessern.

Das Marktumfeld für die Medizintechnik ist zunehmend schwieriger geworden, da sich der wirtschaftliche Abschwung und die Kreditknappheit in den USA – wo der Sektor etwa die Hälfte seiner Produkte verkauft – in die Weltwirtschaft auszubreiten begonnen hat. Größter Ergebnisträger waren erneut die bildgebenden Verfahren. Als Genugtuung wertete der frühere GE-Manager Löscher die Tatsache, dass Siemens in der Medizintechnik erstmals den Erzrivalen General Electric (GE) als Weltmarktführer abgelöst hat. Wasser in den Wein geschüttet wurde allein im Geschäft mit ganzheitlichen Lösungen für spezifische Krankheitsbilder. Hier kam es zu einem Verlust von 65 Mio. Euro, nachdem im Vergleichsquartal noch ein Gewinn von 45 Mio. Euro verbucht werden konnte.

Autor/in: 
gr.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2008, Seite 56

 
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