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Zukunftsforschung

Deutschland 2030

Wie arbeitet und lebt man in Deutschland im Jahr 2030? Dieser Frage widmete sich Prof. Dr. Horst Opaschowski, Chef der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen, bei den Bayerischen Mittelstandsgesprächen in Nürnberg.

Über 200 Unternehmensvertreter waren dazu auf Einladung der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft BayBG und der IHK in den Presseclub gekommen. Opaschowski, der die Stiftung Ende der 70er Jahre als BAT-Freizeitforschungsinstitut gegründet hatte, erklärte, er beschäftige sich mit kommenden Trends in den nächsten 20 Jahren, was nichts mit kurzfristigen Prognosen oder dem "Zeitgeist der Trendagenturen" zu tun habe. Seine Prognosen hätten eine "relativ hohe Treffsicherheit", weil er keine statistischen Daten isoliert hochrechne, sondern weil er konsequent die Aussagen und Wünsche der Menschen interpretiere. Mit dieser Methodik ließen sich natürlich keine Ereignisse wie der Fall der Mauer oder die Terroranschläge des 11. September vorhersagen. Es könnten aber langfristige Zukunftstrends etwa über die Arbeitswelt herauskristallisiert werden.

Demnach sieht Opaschowski einen anhaltenden Export von Arbeitsplätzen und zugleich einen wachsenden Druck auf die verbleibenden Vollzeitbeschäftigten. In Zukunft werde die Hälfte der Beschäftigten doppelt so viel verdienen, aber dafür dreimal so viel leisten müssen. Auf der anderen Seite gebe es eine Abkehr von festen, lebenslangen Arbeitsverhältnissen und dafür mehr Teilzeit, Aushilfsarbeit, Zeitarbeit usw. Die ältere Generation wird nicht nur als wichtige Konsumentengruppe Bedeutung gewinnen, sondern auch als "Silver Worker", die für die Unternehmen wichtige "Wissens- und Erfahrungsspeicher" sind. Außerdem wird die Arbeitswelt laut Opaschowski "weiblicher". Schon heute hätten die Mädchen und jungen Frauen bei den Schulnoten und bei den Hochschulabschlüssen die Nase vorn. Das ziehe nach sich, dass sich intelligente Formen der Arbeitsorganisation entwickeln, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

Als weiteren Megatrend sieht der Zukunftsforscher die Bedeutung des Themas Gesundheit. Die Menschen in Deutschland 2030 würden aber über die körperliche Fitness hinaus auch ein Mehr an Lebensqualität einfordern. Man nehme Abschied von der Ellenbogengesellschaft und wende sich stärker der Familie und sozialen Netzwerken zu. Das Fazit des Wissenschaftlers mit Blick auf die nächsten Jahre: Die fetten Jahre seien zwar vorbei, aber dadurch rücke die Gesellschaft auch wieder enger zusammen. Opaschowski: "Optimismus ist Pflicht – das ist auch der Grundsatz eines Zukunftsforschers."

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2009, Seite 22

 
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