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Bulgarien

Unterschätztes Land am Schwarzen Meer

Die negativen Medienberichte über Bulgarien verstellen die Sicht auf die positiven Entwicklungen. Das erklärte die stv. Ministerpräsidentin Dr. Meglena Plugtschieva beim „Kammergespräch“.

Das Land ist seit Anfang 2007 EU-Mitglied und war vor dem Fall des Eisernen Vorhangs ein bevorzugtes Reiseziel von Bürgern des damaligen Ostblocks. Gut acht Mio. Einwohner leben in Bulgarien, das Pro-Kopf-Einkommen lag 2007 bei rund 3 700 Euro. Zum Vergleich: In Bayern rangiert das verfügbare Einkommen pro Einwohner bei 18 700 Euro.

Beim 132. Kammergespräch warb Plugtschieva insbesondere um mittelständische Investoren. Denn das Land sei von der weltweiten Finanzkrise vergleichsweise wenig betroffen. Zwar wurde jüngst die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr ebenfalls nach unten korrigiert, mit einer wahrscheinlichen Stagnation steht das Land aber besser da als manche Industriestaaten. "Wir haben keine Finanzkrise, sondern eine importierte Wirtschaftskrise, weil das Exportgeschäft insbesondere innerhalb der EU eingebrochen ist", sagte Plugtschieva in perfektem Deutsch. Die promovierte Forstwissenschaftlerin hatte Teile ihres Studiums in Deutschland absolviert und war von 2004 bis 2008 Botschafterin Bulgariens in der Bundesrepublik. In ihrer heutigen Funktion ist sie u.a. dafür verantwortlich, dass die EU-Fördergelder in die richtigen Kanäle fließen

Seit dem Jahr 2000 ist die bulgarische Wirtschaft um durchschnittlich 5,5 Prozent gewachsen, sagte die Politikerin. Die Arbeitslosigkeit konnte in diesem Zeitraum von 18 Prozent auf unter sechs gesenkt werden. Und man gehöre zu den wenigen EU-Mitgliedsstaaten, die beim Staatshaushalt einen Überschuss auswiesen.

Derzeit haben 222 mittelfränkische Unternehmen wirtschaftliche Kontakte mit Bulgarien, 60 Firmen sind mit dauerhaften Engagements dort vertreten (z.B. Produktionsstätten, Niederlassungen, Joint-Ventures). Geschäftschancen für deutsche Unternehmen sieht Plugtschieva vor allem in den Bereichen Bauwirtschaft, Infrastruktur und Umweltschutz. Derzeit wird eine Reihe von Infrastrukturprojekten (u.a. Autobahnen, Eisenbahnen und Umweltschutzvorhaben) europaweit ausgeschrieben. Alle großen bayerischen Unternehmen seien bereits in Bulgarien präsent, nun gehe es darum, auch den Mittelstand ins Boot zu holen. Stark weiter entwickelt habe sich auch die Tourismuswirtschaft in Bulgarien. Plugtschieva warb für die Badeorte am Schwarzen Meer und empfahl ihr Land auch als Reiseziel für Skifahrer und Kulturinteressierte.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2009, Seite 18

 
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