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Konjunktur

Aufwärts in schwerem Gelände

Der Export sorgt für Antrieb, die mittelfränkischen Unternehmen lösen die Investitionsbremse. Das sind zentrale Aussagen der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage.

Die Unternehmen in Mittelfranken verzeichnen wieder zunehmende Auftragseingänge und stellen sich nach dem Krisenjahr 2009 auf eine allmähliche wirtschaftliche Belebung ein. Die Industrie rechnet damit, dass die Auslandsnachfrage kräftig anzieht. Handelsvertreter und Großhändler berichten bereits von einem wieder wachsenden Geschäftsvolumen mit der Industrie. Und selbst die in der Krise heftig in Mitleidenschaft gezogenen Güterverkehrsbetriebe und unternehmensnahen Dienstleister gehen zuversichtlich in das Jahr 2010. „All dies zeigt, dass die mittelfränkische Wirtschaft wieder Tritt fasst“, erklärte IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst.

Trotz der konjunkturellen Erholung sind die Folgen der Krise noch nicht ausgestanden. Sie werden nun in zunehmendem Maße am Arbeitsmarkt sichtbar und erreichen damit die Verbraucher. Über deren schwache Nachfrage treffen sie auch die Bauwirtschaft, den Einzelhandel und das Gastgewerbe. Gerade diese Wirtschaftszweige hatten sich in den ersten Monaten der Krise auch dank Kurzarbeit, Abwrackprämie und staatlichen Baumaßnahmen noch als sehr robust erwiesen. Doch viele Betriebe dieser Branchen sehen sich bereits mit Nachfrageausfällen konfrontiert oder erwarten nun sinkende Erlöse für die kommenden Monate.

Geschäftslage und Erwartungen
Die mittelfränkische Wirtschaft leidet weiterhin unter den Folgen des weltweiten Nachfrageeinbruchs nach dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008. Unverändert im Vergleich zum vergangenen Herbst beurteilen 17 Prozent der Befragten ihre Lage zu Jahresbeginn 2010 als „gut“. Der Anteil der „schlecht“-Urteile verringert sich um vier Prozentpunkte auf 29 Prozent, entsprechend steigen die „befriedigend“-Einschätzungen auf 54 Prozent. An den Zahlen der Umfrage zeigt sich deutlich, dass die Unternehmen den tiefsten Punkt der konjunkturellen Talsohle bereits zu Beginn des vergangenen Sommers durchschritten haben. Doch die Erholung, die im vergangenen Herbst begann, setzt sich nun nur in mäßigem Tempo fort. Trotz der allmählich wieder wachsenden Umsätze und Erträge prägen vielfach Überkapazitäten noch immer die Geschäftslage.

Die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Wirtschaft zeugen „von vorsichtiger Zuversicht“, so IHK-Volkswirt Dr. Udo Raab. So hoffen 20 Prozent aller mittelfränkischen Unternehmen, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden Monaten bessern wird, 18 Prozent der Befragten befürchten eine Eintrübung. Damit sind die Erwartungen klar besser als im Vorjahr. Doch viele Unternehmen erklären, dass 2010 das hohe wirtschaftliche Niveau von vor der Krise noch nicht wieder erreicht wird.

Entwicklung nach Branchen
Die mittelfränkische Industrie hatte nach der Finanzkrise mit tiefen Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Zu Jahresbeginn 2010 bezeichnet noch immer jeder dritte Industriebetrieb seine Lage als schlecht. Aber immerhin sind die Erwartungen für 2010 durch vorsichtigen Optimismus gekennzeichnet. Bemerkenswert und von fundamentaler Bedeutung für den weiteren Erholungsprozess sind zwei Faktoren: Erstens erwartet die mittelfränkische Industrie deutlich wachsende Auslandsaufträge. Zweitens sehen die Hersteller von Vorleistungen bereits wachsende Investitionen vor. Beides deutet darauf hin, dass der Aufschwung an Breite gewinnt und dass die Investitionsgüterhersteller hoffen dürfen, bald ebenfalls von den einer steigenden Nachfrage zu profitieren.

 Innerhalb des mittelfränkischen Handels vollziehen die Unternehmensurteile zu Jahresbeginn 2010 eine Wende. Während sich in den ersten Monaten der Rezession der Einzelhandel bei nur gering verminderten Umsätzen behaupten konnte, litten Handelsvertretungen sowie Außenhandels- und industrienahe Großhandelsbetriebe sehr schnell unter ebenso massiven Umsatzverlusten wie die Industrie selbst. Zu Jahresbeginn 2010 dagegen hat sich das Konjunkturklima im Zuge der allmählichen Erholung des Welthandels bei den industrienahen Händlern bereits deutlich aufgehellt. Dagegen bereitet sich der Einzelhandel angesichts der drohenden Verschlechterung am Arbeitsmarkt, die nun erst mit Verzögerung eintritt, auf eine Abkühlung des Konsumklimas und auf stärker rückläufige Umsätze mit den Verbrauchern vor. Speziell der Automobilhandel leidet nach dem Auslaufen der Umweltprämie unter Nachfrageausfällen, die spürbaren Druck auf die Erträge ausüben.

Zum zweiten Mal in Folge haben sich Urteile und Planungen der unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmen verbessert. Speziell für die Güterverkehrsbetriebe und die Medienwirtschaft erscheint die Geschäftslage weniger düster als im Vorjahr. Dennoch überwiegen die „schlecht“- gegenüber den „gut“-Urteilen auch zu Jahresbeginn 2010. Angesichts verbesserter Perspektiven ihrer Industriekunden erwarten Unternehmensdienstleister und Medien eine Verbesserung ihrer Geschäftslage im weiteren Jahresverlauf. So planen sie bereits per Saldo wieder mit einem Beschäftigtenzuwachs, um die erwartete Belebung ihrer Auftragslage zu bewältigen. Besonders zuversichtlich zeigen sich die Speditionen und Logistik-Dienstleister, dass es nun wieder aufwärts geht: Sie setzen darauf, dass mit der Erholung des Welthandels ein rasches Wachstum des Transportvolumens verbunden ist.

Die verbrauchernahen Dienstleistungen entwickeln sich zu Jahresbeginn 2010 weiterhin stark unterschiedlich. Betriebe aus dem Freizeit-, Kultur- und Gesundheitsgewerbe sowie dem Vermittlungs- und Versicherungswesen äußern sich mehrheitlich zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage, rechnen mit weiterer Besserung und planen mit größeren Belegschaften. Dagegen klagen Unternehmen aus dem Gast- und Reisegewerbe über rückläufige Kundenzahlen und gesunkene Umsätze. Nach der Mehrwertsteuersenkung für Beherbergungsleistungen erwartet die Branche eine verbesserte Geschäftslage und plant höhere Investitionen. Dagegen sind Gast- und Reisegewerbe zurückhaltend bei Neueinstellungen.

Investitionen und Beschäftigung
Das Investitionsklima in Mittelfranken hellt sich auf: Die deutlichste Verbesserung erreicht die Industrie. Die Investitionspläne der Unternehmen folgen den Geschäftserwartungen mit einigen Monaten Verzögerung. Da sich nun zu Jahresbeginn 2010 bereits deutlicher als noch im vergangenen Herbst abzeichnet, dass sich die Auftragseingänge und Umsatzerlöse weiter stabilisieren, werden die Investitionsbudgets nicht mehr weiter gekürzt.

Dagegen setzt sich am mittelfränkischen Arbeitsmarkt die bereits im letzten Herbst eingeläutete Wende während des Winterhalbjahres nicht fort. Die Industrie wartet wegen schwach ausgelasteter Kapazitäten mit Einstellungen. Unter dem Strich sinken die Beschäftigungspläne gegenüber dem Herbst sogar etwas, weil sich die Unternehmen im Bau- und im Gastgewerbe besonders stark mit Neueinstellungen zurückhalten. Doch die übrigen Dienstleister planen angesichts der Belebung in ihren Branchen für 2010 mit größeren Belegschaften.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2010, Seite 16

 
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