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Interview

Meeresrauschen am Schmausenbuck?

Im Nürnberger Tiergarten entsteht mit aufwändigem Landschaftsbau und ökologisch ausgeklügelter Technologie eine DelphinLagune. Sie soll zum großen Anziehungspunkt der Metropolregion werden. WiM sprach mit Tiergarten-Direktor Dag Encke.

Wo steht der Nürnberger Tiergarten im deutschen und im europäischen Vergleich?

Tiergärtnerisch, also im Sinne der Tierhaltung, hat Nürnberg immer in der obersten Liga gespielt. Wir haben riesige Flächen zur Verfügung, ein Privileg, das der Neubau von 1939 mit sich gebracht hat.

Welche Philosophie haben Sie für den Nürnberger Tiergarten entwickelt?

Wir sind sicherlich einer der attraktivsten und naturnahesten Landschaftszoos, die es in Europa gibt, und genau diesen Aspekt versuchen wir immer wieder herauszuarbeiten und zu betonen. Das heißt, wir setzen auf die Darstellung der Lebensräume und nutzen die Tiere, die wir im Tiergarten halten, als Botschafter für ihren jeweiligen Lebensraum.

Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die DelphinLagune?

Wie schon beim Aquapark werden wir auch in der Lagune das Thema Wasser in vielen Facetten darstellen: Vom Amazonas, also vom Süßwasserlebensraum im tropischen Südamerika, über die Küstenregion bis ins offene Meer hinein. Das heißt, die Manatis, die Seekühe, stehen für die tropischen Süßgewässer, die kalifornischen Seelöwen für den Küstenbereich und die Delfine für das Meer.

Was wird im Einzelnen gebaut?

Die Bauabschnitte, die nachher für die Besucher zu sehen sein werden, sind einmal das Manati-Haus, also das Seekuhhaus als erstes großes Tropenhaus. Als zweites großes Bauwerk wird die Lagune mit dem Beckensystem zu erkennen sein. Es handelt sich bei der Lagune nämlich nicht um ein durchgängiges Becken, sondern um ein Beckensystem, das von einer Landschaft umgeben ist. Was die Besucher nicht mehr sehen sollen, ist das Technikgebäude, das drei Stockwerke tief im Erdboden versenkt wird.

Was ist das Besondere an der Delphin-Lagune?

Ich denke, die Menschen wird die unmittelbare Nähe, aus der sie die Delfine beobachten können, faszinieren. Die Besucher kommen bis auf einen halben Meter an die Tiere heran. Die zweite Attraktion wird sicherlich das Manati-Haus sein. Ein weiteres Glanzlicht ist für mich die Unterwassersicht zu den Seekühen und Delfinen. Insgesamt wird man in der Lagune sowohl unter als auch über Wasser die Tiere unmittelbar erleben können.

Wie gehen Sie mit der Kritik von Tierrechtlern um, die die Großtierhaltung ablehnen?

Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt bestimmte Tierrechtsorganisationen, die nicht konsensfähig sind. Auf die reagieren wir eigentlich gar nicht mehr. Mit Tierschützern und mit Kritikern gehen wir immer sachlich um, weil wir davon ausgehen, dass sie Argumente für ihre Kritik haben. Wir versuchen dann nach bestem Wissen und Gewissen, diese Argumente zu entkräften. Und wir glauben, dass wir das auch können.

Welche Bedeutung hat die DelphinLagune für die Metropolregion?

Die Lagune ist das wichtigste, das umfangreichste und größte Projekt seit Gründung des Zoos und entsprechend groß ist auch die Bedeutung. Ich glaube, die Lagune wird ein absolutes Highlight in der Metropolregion werden.

 

DelphinLagune in Zahlen

Die Lagune erstreckt sich auf einer Gesamtfläche von 25 500 Quadratmetern. Die Wasserbecken sind 1 580 Quadratmeter groß und an der tiefsten Stelle sieben Meter tief. Zum Technikgebäude gehören ein Blockheizkraftwerk, zwei Heizkessel, Lüftungsanlagen, Ozonabwärmenutzer und eine thermische Solaranlage. Den Delfinbecken müssen täglich 1 000 Kilo Salz hinzugefügt werden. Das Projekt kostet insgesamt 24. Mio. Euro, von denen alleine 4,5 Mio. Euro in die Wassertechnik investiert werden. Baubeginn war im November 2008. Bisher läuft auf der wohl interessantesten Großbaustelle in der Region alles nach Plan. Eröffnet werden soll die Anlage, die eine zeitgemäße Delfinhaltung ermöglicht, im Sommer 2011.

Autor/in: 
Das Gespräch führte Katrin Fleßner
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2010, Seite 20

 
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