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Besinnung und Besonnenheit

An der schrecklichen Heimsuchung, die das japanische Volk erdulden muss, führt auch an dieser telle kein Weg vorbei. Zu groß die Tragödie, zu klein der Mensch angesichts der ungeheuerlichen Folgen. Die ganze Welt blickt mitfühlend und hilfsbereit nach Japan, umso unverständlicher ist für mich der vorherrschende Tenor der Reaktion hierzulande.

Die noch kaum erfassten Opfer von Erdbeben und Flutwelle scheinen bedeutungslos, es zählen offenbar nur Fragen der Energieerzeugung in der Komfortzone Deutschland – eine merkwürdige Form der Anteilnahme. Sofortiger nationaler Ausstieg aus der Kernenergie lautet die Parole, sollen uns doch weniger zimperliche Volkswirtschaften den verhassten Atomstrom liefern.

Wir sind eine energiehungrige Gesellschaft – das gilt auch für diejenigen, die über ihrem Haus keine Stromleitung und im weiten Umkreis kein Kraftwerk haben wollen. Gerade deshalb ist es unsere Pflicht, die energiepolitische Diskussion besonnen und ohne Scheinheiligkeit zu führen. Der Weg zur Balance aus Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit ohne die heutige Kernenergie und ohne die bisherige Ausbeutung unseres Planeten erfordert Kraft genug.

Politik, Wissenschaft und Wirtschaft unserer Region haben sich zu einem vorrangigen Kompetenzfeld der Energie- und Umwelttechnologie bekannt. Forschungseinrichtungen, Hochschulen und weltweit führende Technologieunternehmen arbeiten verstärkt zusammen, die seit zehn Jahren bestehende „EnergieRegion“ und der neu zu schaffende Energie Campus Nürnberg sind hier exemplarisch zu nennen. Wir haben als Region die Chance, uns an die Spitze der Bewegung hin zu einer ehrlichen Nachhaltigkeit zu setzen.

Zu nennen ist hier aber auch ein Unternehmen, das international anerkannte Kompetenz im Umgang mit der Kernenergie besitzt und seinen Deutschlandsitz in unserer Region hat. Die Menschen in diesem Unternehmen frönen nicht dem Weltuntergang, sondern arbeiten an der besseren Beherrschbarkeit eines Risikos, dem sich die Weltbevölkerung zur Steigerung ihres Wohlstandes selbst ausgesetzt hat. Es gehört sich einfach, dass wir uns zu diesem Unternehmen und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als einem Teil unserer Gemeinschaft bekennen.

Autor/in: 
IHK-Präsident Dirk von Vopelius
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2011, Seite 3

 
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