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Limes

Auf der Spur der Römer

Seit dem Jahr 2005 gilt der römische Grenzwall als Weltkulturerbe der Unesco. Doch wie vermarktet man ein 550 Kilometer langes Bodendenkmal touristisch?

Der Obergermanisch-Rätische Limes – die einstige Landgrenze des römischen Reiches in Deutschland – verläuft zwischen Rheinbrohl und Neustadt an der Donau und durchquert von Nordwesten nach Südosten die Bundesländer Rheinland-Pfalz (75 Kilometer), Hessen (153 Kilometer), Baden-Württemberg (164 Kilometer) und Bayern (158 Kilometer). Entlang der Strecke reihen sich etwa 900 Wachtürme sowie 120 größere und kleinere Kastellplätze.

Schon vor rund zehn Jahren hatten Fremdverkehrsvereine gemeinsam den Verein Deutsche Limes-Straße gegründet. Die touristische Route verbindet alle Stationen am Obergermanisch-Rätischen Limes mit dem Ziel, „die römische Geschichte in das Bewusstsein der Öffentlichkeit im Sinne eines sanften Tourismus zu rücken“, wie es beim Verein heißt. Während der eigentliche Grenzwall auf weiten Strecken schnurgerade Wald und Feld durchquert, schlängelt sich die Limes-Straße durch Dörfer, Städte und eindrucksvolle Landschaften. Beginnend am Rhein führt die Route zunächst durch den Westerwald, den Taunus und die Wetterau. Südlich von Hanau überquert sie den Main, dem sie mit einem Schlenker durch Aschaffenburg bis Miltenberg folgt. Im zweiten Teil werden dann der Odenwald, die Hohenloher Ebene, der Schwäbische Wald, die Schwäbische Alb und der Naturpark Altmühltal passiert, bis das Ziel an der Donau erreicht ist.

Noch längst haben Wissenschaftler und Forscher nicht alle Geheimnisse rund um den Grenzwall entdeckt, aber natürlich wollen sie bei weiteren Erkundungen auf keinen Fall wertvolle Limes-Reste zerstören, die noch im Boden schlummern. „Man gräbt heutzutage nur noch in kleinsten Mengen“, erklärt Peter Henrich, Geschäftsführer der Deutschen Limes-Kommission mit Sitz im Römerkastell Saalburg in Bad Homburg v.d.H. Stattdessen vertrauen die Altertumsforscher lieber auf modernste Technik: Mittels Geophysik wird versucht, Strukturen unter der Erde zu erforschen. Damit stellt der Limes die Anrainer vor besondere Herausforderungen, das Denkmal zu erhalten. Eine Besonderheit des bayerischen Limes-Abschnitts ist, dass er unterschiedliche Formen der antiken Grenze aufweist. Die Denkmalabschnitte in Unterfranken setzen sich aus der Flussgrenze am Main von Stockstadt bis Bürgstadt und dem Beginn des Obergermanischen Limes bei Miltenberg und Amorbach mit Wall und Graben zusammen. In Mittelfranken, Oberbayern und Niederbayern von Münchroth bis Eining verläuft die sogenannte Raetische Mauer. Um das Welterbe weiter zu er-forschen und erkennbar zu machen, werden Wissenschaftler sicherlich noch Jahre brauchen.

Pläne für die Einrichtung eines Limes-Parks in Ellingen wurden inzwischen ad acta gelegt, weil sich keine Finanzinvestoren für die geplante Freizeitanlage fanden, die jährlich rund 900 000 Besucher anlocken sollte. Noch haben Historiker und Touristiker kein tragfähiges Gesamtkonzept für die Vermarktung des Weltkulturerbes gefunden, aber neue Bemühungen und Ansätze sind vorhanden. So tagten erst vor einigen Monaten internationale Experten in Weißenburg, um sich der Präsentation und Vermarktung des Limes zu widmen. Auch das Regionalmanagement arbeitet weiter an einem Tourismuskonzept „Römer und Limes in Altmühlfranken“. Noch spricht Regionalmanager Dieter Popp von einem „ungeschliffenen Diamanten“. Zumindest soll der Limes deutlicher sichtbar gemacht werden, wenn auch nicht in seiner ursprünglichen Form. So sollen große Stelen den Verlauf des antiken Grenzwalls deutlich machen, auch der vom Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen initiierte Aufbau eines „Qualitätswanderwegs Raetischer Limes“ ist Teil der Vermarktungsoffensive. Am liebsten wäre Popp der authentische Nachbau eines Villenbades mit Taverne, aber ein geeigneter Standort ist noch nicht gefunden. Auch andere Versuche, das weitläufige Weltkulturerbe erfolgreich zu vermarkten, stecken noch in den Kinderschuhen, so zum Beispiel die Angebote örtlicher Gastronomen, die Geschichte mit Gaumenfreuden nach römischer Art erlebbar zu machen.

Den besten Überblick bietet das vor fünf Jahren eingerichtete Bayerische Limes-Informationszentrum in Weißenburg, das im gleichen Haus wie das Römermuseum zu finden ist. Neben Filmen, Modellen und Computeranimationen bietet das Infozentrum Möglichkeiten, sich in römischen Brettspielen zu versuch

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2011, Seite 44

 
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