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Studie

Ausbildung 2.0

Wie bleibt die duale Berufsausbildung auch in Zukunft für Jugendliche attraktiv? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Studie „ProDual“, die von IHK und Handwerkskammer in Auftrag gegeben wurde.

Der demografische Wandel ist in den Ausbildungsbetrieben angekommen: Zwölf Prozent aller Unternehmen in der Region Nürnberg konnten im Jahr 2010 ihre offenen Ausbildungsplätze nicht besetzen. In diesem Jahr wollen viele Betriebe mehr ausbilden als im vergangenen Jahr, bekommen aber nur wenige oder gar keine Bewerbungen, so IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch. Und laut dem „Fachkräftemonitor“ der bayerischen IHKs werden bis 2022 allein in Bayern über eine halbe Mio. Fachkräfte fehlen. Davon werden in besonderem Maße Arbeitsplätze betroffen sein, für die Fachkräfte mit beruflicher Qualifikation benötigt werden. Der Arbeitsmarkt für Akademiker wird vom Fachkräftemangel nicht in so starkem Maße betroffen sein. „Deutschland braucht nicht nur Ingenieure, sondern auch Meister“, mahnte Prof. Dr. Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken.

Die Studie mit dem Titel „ProDual – Stärkung der Dualen Berufsausbildung in Mittelfranken“, die von der Universität Erlangen-Nürnberg und mit Unterstützung der Berufsschule 4 in Nürnberg durchgeführt wurde, ergab konkrete Ansatzpunkte, um die Ausbildung für Jugendliche attraktiver zu machen. Befragt wurden rund 850 Auszubildende, Schüler und Studenten. Einige der Ergebnisse:

  • Stärken und Schwächen der Auszubildenden besser berücksichtigen: Die Bandbreite der Voraussetzungen, mit denen die Jugendlichen eine Ausbildung beginnen, wird auch in Mittelfranken größer werden. So gilt es beispielsweise, lernschwache Jugendliche oder Schulabgänger mit Sprachproblemen einzubinden, aber gleichzeitig auch Abiturienten attraktive Angebote zu machen (z.B. Auslandsaufenthalt während der Ausbildung).
  • Zusammenarbeit mit den Schulen verstärken: Vor allem an den Gymnasien müsste laut der Studie viel stärker über die Möglichkeiten einer dualen Ausbildung informiert werden. Dort sei die berufliche Orientierung zu einseitig auf ein Hochschulstudium ausgerichtet. An den Haupt-/Mittelschulen schwankt die Qualität der Berufsorientierung nach Beobachtung der Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung von Schule zu Schule erheblich. Zudem beurteilten die Schüler das Angebot an Beratungen und Informationen als zu unübersichtlich.
  • Zusammenarbeit mit den Hochschulen ausbauen: In der Studie wird deutlich gemacht, dass ein Verbundstudium (Kombination aus Lehre und Studium) für viele leistungsbereite Abiturienten eine gute Alternative sei. Es sei jedoch festzustellen, dass der enorme Leistungsdruck manchmal selbst für motivierte Jugendliche zu hoch sei. Nachholbedarf sieht die Untersuchung bei der Lehrerausbildung für die allgemeinbildenden Schulen, bei der die Themen Berufsorientierung und Berufsbildung bisher keine nennenswerte Rolle spielen.
  • Die Werbung für die duale Ausbildung sollte dadurch verbessert werden, dass die Eltern noch stärker angesprochen werden. Verbessert werden müsste in zahlreichen Betrieben die Qualität der Praktika: Schlecht vorbereitete Angebote schrecken Schulabgänger häufig ab, statt sie für eine Ausbildung zu begeistern.

„Der beste Werbebotschafter für eine Ausbildung und für das Unternehmen selbst ist der eigene Azubi“, sagt IHK-Präsident Dirk von Vopelius. Auch HWK-Präsident Heinrich Mosler stimmt zu, dass für die Auszubildenden das Arbeitsklima in ihrem Ausbildungsbetrieb sehr wichtig ist und sie ihre Verbundenheit mit dem Arbeitgeber oft nach außen tragen, zum Beispiel auf Social Media-Seiten.

Die Initiatoren von „ProDual“ wollen eine Reihe von Aktivitäten in Gang bringen, um die Verbesserungsvorschläge aus der Studie in die Praxis umzusetzen. Damit soll Mittelfranken zu einer Modellregion für die duale Berufsausbildung werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2011, Seite 18

 
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