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Ingenieure ohne Grenzen

Fränkische Techniker zeigen Herz für Afrika

Drei Jahre nach ihrer Gründung ist die Nürnberger Regionalgruppe der gemeinnützigen Hilfsorganisation „Ingenieure ohne Grenzen“ in mehreren Ländern Afrikas engagiert.

Im Gegensatz zum Vorbild „Ärzte ohne Grenzen“ sind es nicht Mediziner, sondern Techniker, die Entwicklungshilfearbeit leisten. Sie bringen nicht nur Fachwissen und technisches Know-how dorthin, wo es dringend gebraucht wird, sondern packen auch tatkräftig mit an. Denn in vielen Entwicklungsländern besteht ein hoher Bedarf an technischer Unterstützung beim Bau und Betrieb von Wasser- und Energieversorgung, Infrastruktur und sanitären Anlagen.

Drei große Projekte haben die Franken bislang realisiert: In Ghana haben sie in einem Operationszentrum eine Notstromversorgung eingerichtet und in einem großen Internat ein zuverlässiges Wassernetz installiert. Außerdem haben sie eine Photovoltaikanlage auf das Dach einer Dorfschule im äthiopischen Makibasa gebaut.

In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba beraten die Ingenieure derzeit ein Waisenhaus bei der elektrischen Sanierung der hauseigenen Großküche. Ende des Jahres wollen die Fachleute die technischen Möglichkeiten zur sicheren Wasserversorgung eines Krankenhauses in Tansania ausloten. Die derzeit größte Aufgabe ist das Vorhaben, Strom und Wasser für ein ganzes Dorf, das Savannendorf Nagasséga im Norden Benins, zur Verfügung zu stellen – ein beispielhaftes Projekt für die Arbeit der fränkischen Regionalgruppe.

Zisternen und Windräder

„In Nagasséga gibt es kein fließendes Wasser und keinen elektrischen Strom, kein elektrisches Licht. Die Nahrungsmittelversorgung ist sehr einseitig“, sagte Projektleiter Michael Bolland. Um Abhilfe zu schaffen, bauen die ehrenamtlich tätigen Helfer gemeinsam mit dem Partnerverein Dassari-Benefiz e.V. aus Erlangen bei mehrwöchigen Arbeitsbesuchen unter anderem Solarmodule. Inzwischen erleuchten moderne LED-Lampen statt gefährlicher Kerosin-Laternen die Dunkelheit. Neue Zisternen speichern in der kurzen Regenzeit Wasser, mit dem während der achtmonatigen Trockenperiode die Gärten bewässert werden. So kann mittelfristig die Nahrungsmittelversorgung der Bewohner verbessert und eine ausgewogene Ernährung sichergestellt werden.

In einem nächsten Schritt sollen Windräder die Stromversorgung erweitern und dauerhaft sicherstellen. Bevor es aber so weit ist, leisten die Ingenieure Pionierarbeit und erproben derzeit den Prototyp einer Kleinwindanlage in der Umweltbildungseinrichtung Lias-Grube im oberfränkischen Eggolsheim. „Eine gründliche Vorbereitung gehört einfach dazu“, betont Bolland. Für das Vorhaben in Nagasséga sind Spender und Unterstützer jederzeit willkommen, eine Projektbeschreibung kann in der IHK-Sponsoringbörse abgerufen werden.

Die Arbeit im Ausland ist geprägt vom Streben nach Nachhaltigkeit und der Hilfe und Anleitung zur Selbsthilfe. „Auch für einfache Infrastrukturprobleme sind immer wieder Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, die ingenieurtechnisches Wissen und Können erfordern. Das setzen wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort um. Schulungen sind dabei ein zentraler Bestandteil“, sagte Stefan Dietrich, Sprecher der Regionalgruppe. Dabei binden die deutschen Ingenieure und Techniker die Einheimischen fest in die Arbeit ein. Schließlich sind sie es, die nach der Rückkehr der Helfer Anlagen und Geräte am Laufen halten sollen – mit Unterstützung der Ingenieure, die nicht nur auf akribische Vorbereitung und Durchführung ihrer Projekte achten, sondern auch viel Wert auf Nachbereitung und Nachsorge legen.

Die Nürnberger Gruppe von Ingenieure ohne Grenzen ist im Januar 2009 als neunte regionale Gruppe der deutschen Organisation in der Georg-Simon-Ohm-Hochschule gegründet worden. Sie besteht aus Ingenieuren und Studenten aus dem Großraum Nürnberg, Fürth, Erlangen und Bayreuth. Mehrere Arbeitsgruppen widmen sich den jeweiligen Projekten und beschäftigen sich mit der konkreten Planung und zeitlichen Umsetzung. Andere Mitglieder kümmern sich um Öffentlichkeitsarbeit oder Fundraising.

Die Nürnberger Gruppe, die derzeit 30 Mitglieder hat, trifft sich jeden letzten Mittwoch im Monat an der Ohm-Hochschule, Kesslerplatz 12, Raum A202, zum Informations- und Erfahrungsaustausch. Bundesweit gehören den Ingenieuren ohne Grenzen mehr als 1 400 Menschen in derzeit 28 Regionalgruppen an.

Autor/in: 
mei.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2012, Seite 16

 
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