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Vermessung

Bayern wird digital

Der Freistaat Bayern stärkt die Vermessungsverwaltung in Mittelfranken: Schwabach wird zum Kompetenzzentrum für die Digitalisierung, beim Vermessungsamt in Neustadt/Aisch wird die Höhenmessung konzentriert.

Bei der Bayerischen Vermessungsverwaltung in Schwabach wird ein neues „Kompetenzzentrum Digitalisierung“ eingerichtet. Bayerns Finanzminister Dr. Markus Söder bezeichnete die neue Einrichtung als Innovationswerkstatt, die die führende Position des Freistaats in der Geotechnik stärken werde.

Das neue Kompetenzzentrum erbringt zentrale Dienstleistungen für die 51 Vermessungsämter in Bayern. Alle wichtigen Dokumente der Vermessungsämter werden in Schwabach künftig für Bürger, Wirtschaft und andere Verwaltungen digital zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus soll ein realistisches digitales Abbild Bayerns geschaffen werden: Aus zweidimensionalen Karten und Bildern werden dreidimensionale Modelle aller acht Mio. Gebäude im Freistaat Bayern entstehen. Die Basis dafür bilden aus Flugzeugen aufgenommene hochgenaue Oberflächendaten von Bayern und die aktuellen Messungen der Vermesser vor Ort.

Mit diesem bislang einzigartigen Projekt nehme der Freistaat eine Vorreiterrolle in Deutschland und Europa ein, so Söder. Die 3D-Gebäudemodelle bieten vielfältige Anwendungsbereiche: Bei Planungsarbeiten bieten sie eine Grundlage, um festzustellen, wie sich ein Investitionsvorhaben in Landschaft und Stadtbild einfügt.

Für den Tourismus können mit Hilfe der 3D-Gebäudemodelle attraktive virtuelle Stadtrundgänge für Internet, Tourist-Informationen oder Tourismusverbände erstellt werden. Auch für die Energiewende sind die Modelle nützlich, z.B. bei der Beurteilung, ob Dächer die optimale Ausrichtung und Größe für eine Photovoltaikanlage haben.

Höhenmessung

Am Vermessungsamt Neustadt a.d. Aisch hat das Expertenteam „Höhenmessung Bayern“ seine Arbeit aufgenommen. Die Spezialisten der Vermessungsverwaltung liefern von dort aus künftig Basisdaten für jedes Bauprojekt in ganz Bayern – vom Kanal bis zur Brücke. „Die Bedeutung der Höhenmessung wurde gerade beim jüngsten Hochwasser sichtbar: Ohne genaue Höhendaten wären die Schäden noch größer“, so Staatsminister Söder.

Fünf Jahre nach der Gründung des jüngsten bayerischen Vermessungsamts Neustadt a.d. Aisch wird das dortige Personal auf 55 Personen fast verdoppelt. Das bisher am Landesamt für Vermessung und Geoinformation in München angesiedelte Expertenteam ist nun von Neustadt a.d. Aisch aus für ganz Bayern zuständig.

Bislang hätten die Vermessungsämter für das Grundbuch in zwei Dimensionen vermessen, jetzt werden für Gebäude zusätzlich auch Höhenangaben hinterlegt. Hierfür werden exakte Höhenfestpunkte benötigt, die von den Experten mit modernster Technik ermittelt werden. Über ganz Bayern verteilt werden diese Höhenpunkte meist mit sichtbaren Metallbolzen in Gebäuden oder anderen festen Bauwerken (z.B. Brücken) markiert.

Mit hochpräzisen Geräten können die Experten Höhenunterschiede sogar bis auf Bruchteile von Millimetern genau messen. Hierzu verwenden sie mit Strichcodes versehene Messlatten und Spezialgeräte, die diese Strichcodes dekodieren.

Ohne die Höhenmessung wäre nicht bekannt, wie hoch beispielsweise die Zugspitze ist. Bauherren brauchen die Angaben zur Bestimmung der genauen Höhe von Bauwerken. Wichtig für Abstandsflächen und andere Vorgaben der Bauleitplanung sind zum Beispiel Angaben zum Straßenniveau.

Exakte Höheninformationen sind erforderlich, um vorbeugende Maßnahmen gegen Überschwemmungen durchführen zu können. Auch im Kanal- und Leitungsbau müssen Höhenunterschiede im Millimeterbereich erfasst werden, damit Abwässer wie geplant abfließen. Ingenieur-, Bau- und Planungsunternehmen verwenden die Höhenreferenzpunkte der Vermessungsverwaltung, um dies sicher zu stellen.

Höhenpunkte fließen auch direkt in topografische Karten und Freizeitkarten ein. Sie helfen Wanderern und Radfahrern bei der Abschätzung, wie anstrengend eine geplante Wanderung oder Radtour wird.

Besucher des Vermessungsamts Neustadt a.d. Aisch können künftig Ergebnisse der digitalen Vermessung selbst erleben. Im Kundencenter zeigt u.a. ein Flugsimulator Luftbilder von Bayern in höchster Auflösung und in drei Dimensionen, per Joystick kann man damit virtuell über Bayern fliegen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2013, Seite 78

 
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