Telefon: +49 911 1335-1335

Rückkehr in den Beruf

Wie gelingt das Comeback?

Vielfältige Weiterbildungsangebote gibt es für Mitarbeiter, die nach Erziehungsurlaub oder Elternzeit wieder in das Arbeitsleben zurückkehren.

Demografie und drohender Fachkräftemangel treiben die Arbeitsmarktexperten und Personalverantwortlichen um. Eine wichtige Zielgruppe sind für sie deshalb auch die sogenannten Berufsrückkehrer – also potenziell Erwerbsfähige, die beispielsweise nach einer familiär bedingten Auszeit (z.B. Elternzeit, Erziehungsurlaub) wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren könnten.

Für das laufende Jahr sagt Frank-Jürgen Weise, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit, voraus, dass immer weniger Arbeitslose zur Verfügung stehen werden, die die von den Arbeitgebern gewünschten Qualifikationen mitbringen. Arbeitslose Menschen könnten nicht in Gänze auf jeden Bedarf am Arbeitsmarkt „hingeschult“ werden. Von den Job-Angeboten würden deshalb eher Wiedereinsteiger und Zuwanderer profitieren.

Die Agentur für Arbeit definiert Berufsrückkehrer als diejenigen, die wegen der Betreuung von Kindern bis 15 Jahren oder von pflegebedürftigen Angehörigen ihre Erwerbstätigkeit für mindestens ein Jahr unterbrochen haben. Eine besondere Gruppe sind Frauen, die gleich nach Ausbildung oder Studium Kinder bekommen haben, deshalb nicht erwerbstätig waren und sich nun erstmals um eine Arbeitsstelle bemühen.

Portal „Perspektive Wiedereinstieg“

Für Berufsrückkehrer steht ein ganzes Bündel an Unterstützungen und Fördermaßnahmen zur Verfügung. Die oftmals weiblichen Rückkehrwilligen sollten sich zunächst über ihr Ziel klar werden: Soll die frühere Tätigkeit fortgesetzt werden oder soll es eine neue Tätigkeit in der gleichen oder in einer neuen Branche sein? Ratsuchende erhalten beim sogenannten Lotsenportal „Perspektive Wiedereinstieg“ (www.perspektive-wiedereinstieg.de) des Bundesfamilienministeriums umfassende Informationen.

Neben Entscheidungshilfen gibt es Tipps für den Wiedereinstieg und Ratschläge, wie sich Beruf und Familie nach dem Neustart besser vereinbaren lassen. Auch für Unternehmen ist das Lotsenportal interessant: Neben allgemeinen Infos finden sie dort zahlreiche Auskünfte zu Fördermöglichkeiten, z.B. für Weiterbildungsmaßnahmen, betriebliche Kinderbetreuung oder für die Einstellung von Rückkehrern. Darüber hinaus finden sowohl Wiedereinsteiger als auch Firmen eine Übersicht über nützliche Netzwerke und vorbildliche Beispiele aus der Praxis.

Angebote für Alleinerziehende

Das Jobcenter Nürnberg bietet zahlreiche Maßnahmen für Alleinerziehende und Frauen an, die zum größten Teil auch in Teilzeit genutzt werden können. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise im Bereich Förderung beruflicher Weiterbildung (FbW) ein Vorbereitungslehrgang zur Externenprüfung für Kinderpflegerinnen unterstützt, der in Teilzeit absolviert werden konnte.

Außerdem wird Frauen, die sich noch in Elternzeit befinden, eine Beratung über einen sogenannten Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein angeboten. Eine dieser Aktivierungshilfen richtet sich an Mütter und schwangere Frauen ab 18 Jahren, die sich in Eltern- oder Erziehungszeit befinden, ein Kind zu versorgen haben und den beruflichen Einstieg oder Wiedereinstieg suchen.

An der Maßnahme „Eluna“ („Engagiert und leistungsorientiert unterstützen und nachhaltig aktivieren“), die ebenfalls die Arbeitsverwaltung anbietet, nahmen 2013 über einen Zeitraum von sechs bis achteinhalb Monaten insgesamt 360 Frauen teil.

Ziel von „Eluna“ ist es, Frauen eine zielgerichtete und passgenaue Förderung zu ermöglichen und zugleich Alleinerziehende und Erziehende untereinander zu vernetzen. Mit einem individuellen Coaching und einer sozialpädagogischen Begleitung sollen berufliche und soziale Handlungskompetenzen und damit eine dauerhafte Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt ermöglicht werden.

Frauen mit Migrationshintergrund und einem akademischem Abschluss sind die Zielgruppe des ESF-Projekts „Interacta“, das von der Nürnberger Wiso-Führungskräfte-Akademie (WFA) koordiniert wird: Arbeitsuchende, hoch qualifizierte Migrantinnen werden gezielt sprachlich, sozial, kulturell und kaufmännisch fortgebildet und damit für den deutschen Arbeitsmarkt fit gemacht. Fester Bestandteil dieses Qualifizierungsprojekts ist ein Unternehmenspraktikum, in dem das Gelernte praktisch angewendet wird. Im vergangenen Jahr konnte fast die Hälfte der Teilnehmerinnen in eine Stelle vermittelt werden.

Die kaufmännische Weiterbildung hat u.a. die im Jahr 1896 gegründete Nürnberger Sabel-Akademie im Visier, die sich in Nordbayern zu den größten Anbietern zählt. Auf dem Programm steht beispielsweise der Teilzeitlehrgang „Kaufmännische Weiterbildung für Berufsrückkehrerinnen“, der sich an Frauen wendet, die nach der Babypause oder Familienphase wieder in das Berufsleben zurückkehren wollen.

Das Angebot mit mehreren Bausteinen deckt ein breites Spektrum ab und wird gemeinsam mit den Nürnberger Bildungsträgern Control Data Training (CDT), Grundig Akademie und Jurisprudentia organisiert. Der kaufmännische Vormittagslehrgang für Frauen wird durch die Agentur für Arbeit gefördert und beinhaltet u.a. Module wie SAP-Basisqualifizierung, Buchhaltung mit Datev oder Lexware, Personalwesen, Business English sowie MS Office-Vertiefung. Am Ende steht ein vierwöchiges Betriebspraktikum. „Die Nachfrage nach solchen Angeboten wächst enorm“, so Ulrich Jaeger, Leiter der Weiterbildung der Sabel-Akademie. Die Frauen in den Kursen seien hochmotiviert. Die Erfolgsquote, also den gelungenen Wiedereinstieg in die Arbeitswelt nach Lehrgang und Praktikum, schätzt er auf rund 80 Prozent.

Firmenkontakt in der Familienpause

Bei der Nürnberger Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Rödl & Partner gehen jährlich rund 40 Mitarbeiterinnen in Elternzeit, von ihnen bleiben etwa 25 länger als ein Jahr zuhause. Das Problem: Wer länger als sechs Monate pausiert, kann angesichts der vielen rechtlichen Änderungen in der Steuerberatung fachlich abgehängt werden. Deshalb setzt die Gesellschaft darauf, auch während der Familienpause Kontakt mit den Mitarbeiterinnen zu halten, so Rechtsanwältin und Partnerin Susanne Hierl, die auch in Teilzeit arbeitet.

Es gibt ein eigenes Budget, damit Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer während der Elternzeit auf dem Laufenden bleiben. Auch die Teilnahme an Fachseminaren oder das Abonnement von Fachzeitschriften nach Hause wird ermöglicht. Selbst ein Mandantenbesuch mit Kollegen ist denkbar. Das Unternehmen hält nicht nur auf fachlicher Ebene Kontakt zu den jungen Eltern, sondern lädt sie auch zu Weihnachtsfeiern oder Team-Ausflügen ein.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2014, Seite 36

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick