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Elterntraining

Übungen fürs Leben

Die Veranstaltungsreihe „Nürnberger Elterntraining (NET)“ bringt Eltern mit Migrationshintergrund und deren Kindern das deutsche Bildungssystem nahe.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt vom Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer e.V. (AAU) in Nürnberg, um Schüler und Eltern mit Migrationshintergrund bei der beruflichen Orientierung zu unterstützen. Die Eltern – etwa aus den GUS-Staaten, aus arabischen Ländern oder aus Osteuropa – hätten oftmals eine falsche Vorstellung vom deutschen Bildungssystem, erklärte AAU-Projektleiterin Susanne Petricica.

In ihren Heimatländern sei nach dem Schulabschluss oft ein Studium der gängige Weg, um sich auf das Berufsleben vorzubereiten. Allerdings sei das Studium in vielen Ländern oft nicht mit den Anforderungen in Deutschland vergleichbar. Weil viele Eltern zudem das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland nicht kennen, gehen sie nach Aussage von Petricica vielfach davon aus, dass auch der Besuch der Mittelschule eine Karriere als Arzt oder Anwalt eröffnet.

Die Ausbildungsberufe im Handel wurden vor Kurzem bei einer Praxisveranstaltung des „Elterntrainings“ vorgestellt, die vom Nürnberger Berufsförderungswerk (BFW) und der IHK Nürnberg für Mittelfranken organisiert worden war. Den Eltern und ihren 12- bis 14-jährigen Kindern wurde beispielsweise vermittelt, welche Aufgaben im Textilbereich warten. BFW-Fachausbilder Günter Schmid demonstrierte anschaulich, wie eine Ausbildung im Textilhandel konkret aussieht. Die jungen Besucher konnten sich in praktischen Übungen versuchen, wie z.B. Figuren dekorieren oder Verkaufsgespräche führen.

„Gemeinsam sollen die Kinder mit ihren Eltern auf diese Weise Begabungen für einen möglichen zukünftigen Beruf entdecken“, so Udo Göttemann, Leiter des IHK-Fachbereichs Berufsausbildung. Das BFW war dafür ein idealer Ort, denn es verfügt über ein komplettes Textilgeschäft mit Waren, Dekorationsflächen, Schaufensterpuppen, Verkaufstresen und Kasse.

Wichtiger Bestandteil des Elterntrainings sind immer auch grundlegende Informationen über die duale Ausbildung in Deutschland und konkrete Tipps für die Ausbildungsplatzsuche. Darüber hinaus hofft Göttemann, dass die jährlich rund 80 teilnehmenden Eltern in ihren jeweiligen Communities als Multiplikatoren wirken. „Auf herkömmlichen Weg erreichen wir diese Gemeinden oft nicht.“

Der Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer e.V. (AAU) geht auf eine Initiative von Arbeitsagentur Nürnberg, Stadt Nürnberg, IHK und türkischen Unternehmerverbänden zurück und wurde 1999 gegründet. Ziel war es, die duale Ausbildung bei Unternehmern mit ausländischem Hintergrund bekannter zu machen und für die Schaffung von Lehrstellen zu werben. Heute engagiert sich der AAU mit einer Vielzahl von Projekten, um sowohl bei ausländischen Unternehmen als auch bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund das Wissen über die vielfältigen Bildungs- und Karrierewege zu erweitern.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2014, Seite 66

 
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