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Jura

Schweizer Mahlwerk

Jura World Of Coffee © Thomas Rafalzyk

Der Hersteller von Kaffeevollautomaten koordiniert von Nürnberg aus sein Deutschland-Geschäft.

Deutschland ist ein Land der Kaffeetrinker. Laut Kaffeeverband trank im Jahr 2013 jeder Bundesbürger im Durchschnitt 165 Liter des koffeinhaltigen Getränks – das ist mehr als Bier (107 Liter) und sogar mehr als Wasser (140 Liter). Die Art und Weise, wie die Deutschen ihren Kaffee zubereiten, hat sich in den letzten zehn Jahren verändert: Viele Haushalte in der Bundesrepublik besitzen mittlerweile einen Kaffeevollautomaten, der die ganze Bohne mahlt, aufbrüht und, wenn gewünscht, Milch zugibt. Der Schweizer Hersteller Jura ist nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland bei Automaten der oberen Preisklasse. 

Ihre deutsche Vertriebsgesellschaft gründeten die Schweizer im Jahr 1982 in Konstanz und verlegten sie fünf Jahre später nach Nürnberg. Seit fast 20 Jahren ist Rolf Diehl Geschäftsführer der heutigen Jura Elektrogeräte-Vertriebs GmbH. Für ihn ist das moderne Gebäude in der Bamberger Straße bereits der vierte Standort in Nürnberg. Als Diehl 1995 die Leitung des Unternehmens mit damals zwölf Mitarbeitern übernahm, diskutierte man auch einen Umzug in eine andere Stadt. Die Nähe zum Flughafen und die gute Anbindung Nürnbergs an das Schienen- und Autobahnnetz gaben den Ausschlag zum Verbleib in der Frankenmetropole.

Seitdem ist der Standort kontinuierlich gewachsen: Rund 100 Mitarbeiter sind u.a. in den Bereichen Finanzen, Vertrieb, Marketing und Kundenkommunikation beschäftigt. Über 40 Mitarbeiter sind in Süddeutschland im Außendienst sowie in der Betreuung von Großkunden tätig, der norddeutsche Raum wird durch Handelsvertretungen abgedeckt. Mit einem Umsatz von rund 120 Mio. Euro im Jahr 2013 (zum Vergleich 1995: 3,8 Mio. Euro) ist die deutsche Vertriebsgesellschaft die umsatzstärkste in der gesamten Unternehmensgruppe.

Fokus auf den Kaffee

Weitere Standorte unterhält Jura in Singen am Bodensee, wo der Jura-Zentralservice untergebracht ist, sowie in Grainau an der Zugspitze. Die dort ansässige Jura Gastro Vertriebs-GmbH ist zuständig für spezielle Geräte, die in Büros und Gastronomie eingesetzt werden. Insgesamt arbeiten in Deutschland rund 140 Mitarbeiter für Jura, weltweit sind es rund 700 in über 50 Ländern. Gegründet wurde die heutige Jura Elektroapparate AG im Jahr 1931 in Niederbuchsiten (CH), sechs Jahre später brachte das Unternehmen die erste Kaffeemaschine auf den Markt. Lange Zeit stellte Jura auch andere Haushaltsgeräte her und war u.a. bekannt für das erste patentierte Dampfbügeleisen auf dem europäischen Festland. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Jura ausschließlich auf die Herstellung von Kaffeemaschinen. Etwa ein Jahrzehnt später fiel der Entschluss, die Produktion auszulagern, um sich auf die Entwicklung und Verbesserung von Technologien, Design und Bedienung zu fokussieren.

Großen Wert legt Jura nach eigenen Angaben auf die Erreichbarkeit durch den Kunden, schnelles Handeln sowie Offenheit und Verlässlichkeit. Bei Fragen und im Servicefall können Kunden aus Deutschland 362 Tage im Jahr das Kundenkommunikations-Center in Nürnberg kontaktieren. Die bis zu 30 Mitarbeiter, die dort arbeiten, nehmen jährlich über 200 000 Anrufe entgegen. Auf die Ausgestaltung dieser Arbeitsplätze ist Diehl besonders stolz: Spezielle Wände, Decken und Fußböden minimieren die Lautstärke in den Räumen, eine Anlage sorgt automatisch für die optimale Luftfeuchtigkeit, was die Stimmen der Mitarbeiter schont. Griffbereit haben die Mitarbeiter dort auch alle gebräuchlichen Modelle, sodass sie ihre Bedienungshinweise für die Kunden am Telefon direkt an der Maschine nachempfinden können. Die Mitarbeiter können außerdem auf eine Datenbank zugreifen, in der sie Informationen zu allen jemals gebauten Geräten finden.

Verkauf und Service

Beim Verkauf der Geräte setzt Jura in Deutschland seit über zehn Jahren auf ein selektives Vertriebssystem, über das ausschließlich autorisierte Fachhändler beliefert werden. Die Fachhändler erhalten regelmäßig Verkaufs- und Serviceschulungen, u. a. im Seminarbereich am Standort in Nürnberg. Rund 2 000 Teilnehmer besuchen beispielsweise jährlich das Seminar „Fit for Coffee“, bei dem sie Themen wie Wasser, Hygiene und Kaffeequalität behandeln und natürlich die Technik der Maschinen kennenlernen.

Hohe Anforderungen stellen die Schweizer auch an die Reparatur ihrer Geräte. Rund die Hälfte der Reparaturen wird beim Jura-Zentralservice in Singen abgewickelt. Dort werten Techniker die Vollautomaten, die seit dem Modell „Impressa 500“ aus dem Jahr 1994 eine updatefähige Software beinhalten, computergestützt aus. Die anderen 50 Prozent der Servicefälle übernehmen rund 200 autorisierte Servicestellen bei Fachhändlern. Ziel ist es, dass jeder Kunde sein Gerät nach spätestens drei Tagen wieder einsatzbereit zurück erhält, erklärt Diehl. Ähnlich wie beim Verkauf müssen auch sie bestimmte Fähigkeiten und eine besondere Ausstattung der Werkstatt vorweisen können. Für Servicetechniker gibt es spezielle Schulungen, für die in Nürnberg ein Labor zur Verfügung steht. Dort können die Techniker die Maschinen an Wasser und Strom anschließen und die Auswertung am Computer sowie die Reparatur trainieren.

Wie sich Jura optimale Verkaufsbedingungen vorstellt, zeigt das Unternehmen in der World of Coffee, die im Jahr 2012 am Hauptsitz in Nürnberg eröffnet wurde. Der Kunde kann dort alle Geräte aus dem Sortiment ausprobieren und sich Kaffee aus einer der sechs Jura-eigenen Kaffeeröstungen zubereiten lassen. Falls die Entscheidung zugunsten eines der Modelle fällt, können diese direkt mitgenommen werden. Jura bietet aber auch die kostenlose Lieferung und Einrichtung der Maschine beim Kunden zu Hause an.

Autor/in: 

mh.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2015, Seite 74

 
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