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Finanzierung von Innovationen

Geldquellen im Fokus

Innovative Unternehmen können auf ein vielfältiges Angebot an staatlichen Förderprogrammen zurückgreifen. Welche Mittel stehen zur Verfügung? Von Thomas Tjiang; Illustration: Anton Atzenhofer

Für bayerische Unternehmen, die neue Produktionsverfahren sowie innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln, gibt es eine ganze Reihe von staatlichen Förderprogrammen. Nach Aussage von Dr. Elfriede Eberl, die bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken für die Themen Innovation und Forschung zuständig ist, kennen viele Betriebe diese Möglichkeiten nicht – vielfach auch deswegen, weil ihnen der Überblick über die große „Förderlandschaft“ von Bundesländern, Bund und EU fehlt. Gerade kleine oder mittlere Unternehmen lassen die Förderung oft ungenutzt: Sie lösen zwar im Auftrag ihrer Kunden vielfältige technische Probleme auf innovative Weise, sehen dies aber oft nicht als Innovation im eigentlichen Sinne, sondern nur als reine Auftragsbearbeitung.

Voraussetzungen für die Förderung

Dabei kann es überaus lohnend sein, die Förder-angebote in Anspruch zu nehmen. Vor der Antragsstellung sollte aber immer die genaue Information über die Förderbedingungen stehen: So verlangen einige Programme einen bestimmten Fortschritt des Forschungs- und Entwicklungsprojektes oder es werden nur Unternehmen einer bestimmten Größe gefördert. Wieder andere Programme setzen voraus, dass das antragstellende Unternehmen die Innovation gemeinsam mit einer Forschungseinrichtung entwickelt. Betrieben ohne Erfahrung mit Förderprogrammen empfiehlt Eberl, nicht gleich mit EU-Programmen einzusteigen – deren Antragsverfahren sind meist sehr komplex und für „Anfänger“ schwer zu überschauen. „Bei der Innovationsfinanzierung gibt es aber fast immer einen Fördertopf“, erklärt Eberl. Man müsse sich aber in die Vielzahl der Angebote einarbeiten oder von Förderexperten „lotsen“ lassen. Eine umfassende und neutrale Erstberatung leistet die IHK-Innovationsberatung mit über 25 qualifizierten Beratern in Bayern. Aktuell bietet die IHK Nürnberg für Mittelfranken eine Orientierungsberatung direkt vor Ort im Betrieb an.

Bayerische Forschungs- und Innovationsagentur: Das Herzstück der staatlichen Förderberatung ist die „Bayerische Forschungs- und Innovationsagentur“ mit Sitz in München und Nürnberg, die im Jahr 2011 als „Haus der Forschung“ gegründet worden war. Unter dem Dach der Agentur agieren folgende fünf Institutionen, die bayerische Unternehmer und Wissenschaftler rund um die Themen Innovationsfinanzierung und Förderprogramme beraten:

Bayern Innovativ – Bayerische Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer mbH, Nürnberg (www.bayern-innovativ.de): Bayern Innovativ fördert technologieorientierte Unternehmen auf vielfältige Weise. Zu den Aktivitäten gehören Fachveranstaltungen, Messebeteiligungen und die Organisation von Technologie-Clustern, in denen sich Unternehmen und Wissenschaftler zusammenfinden (z.B. in den Bereichen Automotive, Energie und Neue Werkstoffe).

Kleine Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu zehn Mio. Euro und mit weniger als 50 Beschäftigten können sich bei Bayern Innovativ um die Innovationsgutscheine bewerben, mit denen der Freistaat Bayern Entwicklungsprojekte fördert. Mit einem Fördersatz von grundsätzlich 40 Prozent im Vorfeld der Entwicklung eines innovativen Produkts, einer Dienstleistung oder einer Verfahrensinnovation werden technische Machbarkeitsstudien, Werkstoff- und Designstudien oder der Prototypenbau von externen Entwicklungs- oder Forschungseinrichtungen unterstützt.

Bayerische Forschungsallianz BayFor (www.bayfor.org): Die Forschungsallianz ist die richtige Adresse für Unternehmer und Wissenschaftler aus Bayern, die einen Forschungsverbund gründen wollen, um gemeinsam neue Produkte und Verfahren zu erarbeiten. BayFor begleitet die Partner auch während der Arbeit des Forschungsverbundes mit intensiver Beratung. Bislang hat die deutschlandweit einmalige Forschungsallianz 47 Forschungsverbünde unterstützt.

Zum Dienstleistungsspektrum der „Allianz“ gehören außerdem die Anbahnung von internationalen Wissenschaftskooperationen sowie die Beratung über spezielle EU-Förderprogramme und -projekte. Dazu zählt u.a. das mit 80 Mrd. Euro ausgestattete EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation („Horizon 2020“), bei dem allerdings die Erfolgsquote von antragsstellenden kleinen und mittleren Unternehmen nur bei rund 13 Prozent liegt. Zudem moniert der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dass zwar inzwischen die Seitenzahl der Anträge reduziert wurde, allerdings unverändert viele Details gefordert seien. So sei beispielsweise von mittelständischen Unternehmen die geforderte tagesgenaue Erfassung der Tätigkeiten der am Projekt beteiligten Mitarbeiter kaum zu leisten.

Projektträger Bayern (www.projekttraeger-bayern.de): Die Einrichtung wurde vom Bayerischen Wirtschaftsministerium damit betraut, verschiedene Technologieförderprogramme durchzuführen. Zuständig ist der Projektträger Bayern, der früher als „Innovations- und Technologiezentrum Bayern“ (ITZB) firmierte, u.a. für folgende Programme:

  • Bayerisches Programm zur Förderung technologieorientierter Unternehmensgründungen (BayTOU)
  • Programm zur Förderung der Validierung von Forschungsergebnissen und Erfindungen (Validierungsförderung)
  • Bayerisches Technologieförderungs-Programm (BayTP)
  • Forschungsprogramm Medizintechnik (BayMED)
  • Förderung von Energiekonzepten
  • Förderprogramm Elektromobilität und innovative Antriebstechnologien für mobile Anwendungen (BayEMA)

Darüber hinaus ist der Projektträger Bayern die Beratungsstelle für bayerische Programme, die durch andere Projektträger betreut werden (z.B. Neue Werkstoffe in Bayern), sowie für die beiden Bundesprogramme „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM) und „KMU-innovativ“.

Bayerische Forschungsstiftung (www.forschungsstiftung.de): Die im Jahr 1990 gegründete Stiftung stellt jährlich Fördermittel zur Verfügung, die rund 40 Projekten der universitären und außeruniversitären Forschung zugute kommen. Ein weiterer Stiftungszweck ist die schnelle Nutzung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse durch die Wirtschaft. Schwerpunkte setzt die Stiftung auf die Förderung folgender Forschungsfelder: Life Sciences, Informations- und Kommunikationstechnologie, Mikrosystemtechnik, Materialwissenschaft, Energie und Umwelt, Mechatronik, Nanotechnologie sowie Prozess- und Produktionstechnik.

Bayerische Patentallianz (www.baypat.de): Die 2007 gegründete Einrichtung unterstützt Forscher bei allen Fragen rund um Patente und Lizenzen. Darüber hinaus hilft sie Erfindern durch Markt- und Technikrecherchen, die Chancen ihrer Innovationen einzuschätzen. Um Patente und neue Technologien zu vermarkten, übernimmt die Patentallianz im Auftrag der bayerischen Partnerhochschulen die Verhandlungen mit interessierten Unternehmen zu den Options-, Lizenz- und Übertragungsverträgen.

Weitere Förderungen

Förderungen erhalten innovative Unternehmen außerdem durch die BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft, die auf Beteiligungsfinanzierung spezialisiert ist, sowie über Bundesprogramme und über Programme der LfA Förderbank Bayern. Mit dem „Technokredit“ der LfA werden innovative Anwendungsvorhaben gefördert, das sind Projekte zur Einführung und Anwendung neuer Technologien. Zudem hat die LfA vor Kurzem mitgeteilt, dass die Förderung von innovativen Unternehmen über ihr Instrument „Universalkredit Innovativ“ weiter verbessert wurde.

Einige Förder- und Finanzierungsprogramme sind auf technologieorientierte Gründerfirmen (Start-ups) zugeschnitten. Daneben ist außerhalb staatlicher Programme auch das internetbasierte Crowdfunding eine Option zur Geldbeschaffung. Dabei werden über spezialisierte Webportale Finanzierungsbeiträge von Interessenten eingesammelt, die das Vorhaben unterstützen wollen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2016, Seite 30

 
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