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Toge Dübel

Fest verankert

Toge © Glaser

Geschäftsführer Andreas Gerhard.

Dübel für Fensterrahmen standen am Anfang, heute fertigt Toge Spezialbefestigungen für Großprojekte.

Manchmal entstehen aus einem leidigen Ärgernis die besten Ideen. Zumindest beim Gründer der Toge Dübel GmbH & Co. KG, dem Glasermeister Anton Gerhard, war das im Jahr 1964 in Nürnberg der Fall, wie sein Sohn und der heutige Geschäftsführer Andreas Gerhard erzählt: „Damals wurden neue Fenster noch umständlich eingegipst. Das brauchte Zeit und bei der zähen Arbeit war es oft feucht und kalt, was meinen Vater immer geärgert hat.“ Als diesem in der Werkstatt ein kleines, exakt 132 Millimeter langes Rohrstück in die Hände fiel, hatte er den zündenden Einfall: Der kurz darauf patentierte „Toge Dübel“ steht im Handwerk bis heute als Synonym für Fensterrahmendübel und ermöglicht es, einen Rahmen im Vergleich zu Gips schneller, einfacher und mindestens genauso fest im Mauerwerk zu verankern.

In den folgenden 20 Jahren nach der Firmengründung durch Anton Gerhard und seine Frau produzierte der kleine, aber stetig wachsende Betrieb exklusiv für den Baumaschinen- und Werkzeugkonzern Hilti; in dieser Zeit kamen zum ersten Patent noch etliche weitere für Spezialdübel und Befestigungssysteme hinzu. Nach Ende der Exklusivverträge mit Hilti wurden ab 1984 weitere Auftraggeber gewonnen, darunter der Branchenriese Würth, der den Dübel-Hersteller unter anderem für besondere Lieferzuverlässigkeit auszeichnete.

 

Der Gründersohn Andreas Gerhard und seine Ehefrau Gabriele stiegen im Jahr 1995 – nach eher branchenfernen Karrieren – ins Unternehmen ein. Zwei Jahre später startete Toge die bis heute erfolgreiche Produktion von Betonschrauben, weitere Spezialpatente folgten. Rund 60 Patente hält die Firma, bestätigt der Geschäftsführer: „Es gibt natürlich andere, meist allerdings sehr spezialisierte Mitbewerber. Toge ist heute weltweit führend in der Bandbreite möglicher Anwendungen und Einsatzgebiete der Betonschraubentechnik.“

Innovationen wecken Begehrlichkeiten

Mit vielen Patenten bewies das Unternehmen über Jahre hinweg sein Innovationspotenzial und seit 2011 wird gemeinsam mit dem Münchener Planungsbüro Prof. Feix Ingenieure eine vielversprechende Forschung zur Bauwerksverstärkung vorangetrieben. In Summe weckten diese Faktoren das Interesse der Würth-Group, zu der Toge langjährige Geschäftskontakte pflegte, und führten zur Übernahme im Oktober 2014. Als Toge schließlich eines von mehr als 400 Einzelunternehmen der  Würth-Group wurde, und die Gründer Anton und Marga Gerhard aus dem Unternehmen ausschieden, sahen viele der damals 27 Mitarbeiter die Zukunft der „Toge-Familie“ bedroht.

Tatsächlich war das Gegenteil der Fall, denn das kapitalstarke Mutterkonsortium im Rücken versprach Toge, dessen Entwicklung sich verlangsamt hatte, eine klare Verbesserung. Zudem wurde vertraglich zugesichert, den Standort in Nürnberg und auch die selbstständige Führung des Unternehmens weiter bei der Gründerfamilie in Person von Andreas und Gabriele Gerhard zu belassen. „Heute, nur anderthalb Jahre später, sind wir auf rund 40 Mitarbeiter angewachsen, konnten in neue und bessere Maschinen investieren, verzeichnen seit der Übernahme deutliche Auftragszuwächse und haben dadurch unseren Umsatz von 6,8 Mio. Euro in 2014 auf inzwischen rund zehn Mio. Euro gesteigert“, betont Andreas Gerhard. Entsprechend positiv fällt darum auch die Vier-Jahres-Prognose aus: Bis spätestens 2020 will Toge einen Umsatz von 20 Mio. Euro erreichen.

Einsatz bei Großprojekten

Die Dübel, Betonschrauben und Befestigungssysteme von Toge werden je nach Anwendungsgebiet und in Abstimmung mit dem Auftraggeber individuell bis zur Patent- bzw. Serienreife entwickelt.  Zum Einsatz kommen sie bei Großprojekten wie der Installation von Lärmschutzwänden auf Strecken der Deutschen Bahn, bei der Tragwerksverstärkung maroder Autobahnbrücken oder bei der Verankerung von festen Fahrbahnen auf Eisenbahnbrücken.

Als ebenso zeitsparend wie kosteneffektiv erwiesen sich die gemeinsam mit Prof. Feix Ingenieure realisierten Pilotprojekte zur Brückensanierung. Das neue Verfahren vermeidet einen langwierigen und teuren Abriss mit Neubau, durch fest im Beton verankerte Betonschrauben wird die Lebensdauer der Bauwerke um 25 bis 30 Jahre verlängert. Für das Verfahren überreichte der Bayerische Verkehrsminister Joachim Herrmann den zwei beteiligten Unternehmen den „13. Innovationspreis der CNA e.V.“, des Centers for Transportation and Logistics Neuer Adler e.V. in Nürnberg.

Die notwendigen Zulassungen des Eisenbahnbundesamtes für das Brückenrenovierungssystem sind zwischenzeitlich ebenso erteilt wie die Zulassung für den Einsatz im U-Bahn-Bereich. Damit wäre es möglich, die die neue Technik bei der Sanierung von Betonlängsbalken im U-Bahn-Gleis einzusetzen, ohne diese austauschen zu müssen. Die Kosten und die Bauzeiten würden sich dabei erheblich reduzieren und die Renovierungsarbeiten könnten mit nur minimalen Behinderungen für den Fahrgastbetrieb durchgeführt werden.

Autor/in: 

mag.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2016, Seite 70

 
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