Nach dem Brexit herrscht in der mittelfränkischen Wirtschaft Unsicherheit über die künftigen Beziehungen zu Großbritannien. Dies geht aus einer Online-Umfrage der IHK Nürnberg für Mittelfranken hervor, an der 230 Unternehmen teilnahmen (rund die Hälfte von ihnen mit geschäftlichen Kontakten nach Großbritannien).
Demnach dürfte die Unsicherheit während der voraussichtlich zweijährigen Verhandlungsphase anhalten, in der der künftige Status Großbritanniens geklärt werden soll. Die Neuregelung des freien Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs müsse deshalb möglichst schnell erfolgen.
Die mittelfränkischen Unternehmen stellen sich schon während der Verhandlungsphase auf einen Rückgang der Exporte nach Großbritannien ein; noch klarer ist die Erwartung ausgeprägt, dass die Exporte mittel- und langfristig sinken. Die Befragten erwarten mehrheitlich auch eine Verminderung der Importe, obwohl sich britische Waren angesichts der bereits eingetretenen Abwertung des Pfundes für Kunden in anderen Ländern auf längere Sicht verbilligen dürften. Auch bei den Investitionen und bei den Beschäftigungsplänen treten die in Großbritannien vertretenen Unternehmen auf die Bremse: Rund 25 Prozent von ihnen wollen ihr Engagement zunächst verringern, etwa 20 Prozent rechnen mit weniger Beschäftigten an ihren britischen Standorten.
Als größte Risiken infolge des britischen EU-Austritts werden von den Unternehmen genannt: politische und rechtliche Unsicherheit (z. B. Austrittsbestrebungen weiterer Länder), Zunahme tarifärer und nicht-tarifärer Handelshemmnisse (mehr Bürokratie) sowie Wechselkursrisiken. Positives Ergebnis der Umfrage: Nur eine Minderheit der Befragten erwartet, dass eine mögliche mehrjährige Rezession im Vereinigten Königreich auf Kontinentaleuropa übergreifen und das Wachstum in der EU längerfristig verlangsamen könnte.
