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Proleit

Software für die Braukunst

proleit © stefankiefer.com

Effiziente Prozesse: Software von Proleit sorgt bei der Heineken-Brauerei im spanischen Sevilla für reibungslosen Betrieb.

In einer kleinen Wohnung ist die Herzogenauracher Proleit AG gestartet. Heute ist sie führend bei der Automatisierung in Brauwesen und anderen Branchen.

Zahlreiche Parallelen weist das Leben von Wolfgang Ebster (56) und von Manfred Czepl (59) auf: Beide stammen aus Österreich, beide kamen in den 80er Jahren nach Deutschland und beide waren als Ingenieure für die Siemens AG tätig. 1983 trafen sie sich bei der Inbetriebnahme einer Brauerei in Spanien, drei Jahre später gründeten sie schließlich in einer Drei-Zimmer-Wohnung die Proleit AG, die heute internationale Standards bei der Automatisierung von Prozessen in der Brauwirtschaft setzt und heuer ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

1992 verlegte das Unternehmen die Zentrale nach Herzogenaurach. Mit dem ursprünglich fünfköpfigen Start-up ist der heute in seinem Segment führende Anbieter von Prozessleittechnik und Steuerungs-Software nicht mehr vergleichbar: Ein Umsatz von rund 40 Mio. Euro und weltweit knapp 400 Mitarbeiter, davon 270 am Hauptsitz in der Stadt an der Aurach, sprechen für sich. Die übrigen arbeiten in den drei deutschen Niederlassungen in Leverkusen, Halle an der Saale und Hannover sowie in den zehn ausländischen Dependancen und Tochtergesellschaften von Chicago (USA) und Monterrey (Mexiko) über Moskau (Russland) und Kiew (Ukraine) bis nach Shanghai (China).

Damit sieht sich Proleit global bestens aufgestellt – angesichts der internationalen Kundschaft eine Notwendigkeit. Namhafte Brauereien sowie Hersteller aus den Bereichen Nahrungsmittel (Großbäckereien), Farben und Lacke, Getränke (Wasser, Softdrinks und Fruchtsäfte) und Pharmazie/Feinchemie (Kosmetik) schätzen das Know-how aus Herzogenaurach, wobei sich der Anteil des Braugewerbes auf inzwischen 40 bis 45 Prozent eingependelt hat. Dass der Bierkonsum in Deutschland seit dem Spitzenjahr 1980 um 27 Prozent gesunken ist, bereitet in der Proleit-Zentrale aber keine großen Sorgen. „Das gleichen China, Afrika und die Schwellenländer wieder aus“, berichtet Wolfgang Ebster. Dort sind in den letzten Jahren große Brauereien neu entstanden und von Proleit mit der notwendigen Software ausgestattet worden.

In den ersten Jahren nach der Firmengründung hat Proleit hauptsächlich SPS-basierte Prozessleitsysteme von Siemens („Braumat“ und „Nahmat“) mitentwickelt und dann schließlich ein eigenes System vorgestellt. Damit stieß das Unternehmen in die Riege der Anbieter schlüsselfertiger Automatisierungsprojekte vor. Die Henkel AG war einer der ersten Abnehmer und zählt bis heute zum treuen Kundenstamm. Der Fahrbahnsimulator der Wiener U-Bahn und die Trockentürme von Henkel im Werk Düsseldorf standen am Anfang der internationalen Entwicklung. Schon 1990 präsentierte Proleit auf der Brau-Messe in Nürnberg ein eigenes Leitsystem speziell für Brauereien und die Getränkeindustrie. Das bis dahin größte Projekt wurde 1994 verwirklicht: der Neubau der insolvent gewordenen Sachsenmilch in Lappersdorf bei Dresden, nachdem diese von der Molkerei Alois Müller übernommen wurde. Das Vorhaben hatte ein Volumen von fünf Mio. DM, was damals einem ganzen Jahresumsatz von Proleit entsprach.

Einstieg ins Braugewerbe

In der Folge wurde die Kooperation mit dem Kitzinger Sudhausbauer Huppmann intensiviert und 1997 das gemeinsame, 2006 schließlich übernommene Joint-Venture („brewmaxx“) zur weltweiten Automatisierung von Brauereianlagen gegründet. Dieser Schritt markierte einen Meilenstein für Proleit, denn 300 Betriebe der Brauwirtschaft setzten in den folgenden zehn Jahren auf diese Technologie. Mittlerweile haben mehr als 1 400 Produktionsbetriebe in über 100 Ländern die von Proleit entwickelten Software-Lösungen im Einsatz. Mit Tucher in Nürnberg, Erdinger Weißbräu, Heineken, Warsteiner, Jever, Carlsberg, Pilsner Urquell, Radeberger, der niederländischen Bavaria und Guinness finden sich zahlreiche in- und ausländische Biergiganten auf der Referenzliste. Im holländischen Enschede leistete Proleit im Jahr 2002 einen wesentlichen Beitrag beim Bau der damals modernsten Brauerei Europas.

Der Kunde Müller-Milch markierte den Einstieg in den Molkerei-Sektor. Beispiele für prominente Kunden aus weiteren Branchen sind Bayer, Unilever, Coca-Cola, Danone und Fresenius Kabi. In den letzten Jahren hat die Proleit AG, die ihre Produkte vornehmlich unter den Markennamen „Plant iT“ und „brewmaxx“ vertreibt, auch weitere Kunden in Franken gewonnen, z. B. die Martin-Bauer-Group in Vestenbergsgreuth und die Maisel-Brauerei in Bayreuth.

Mit Teamarbeit zu Innovationen

Die Bandbreite der Aufgabenstellungen erfordert ein breit aufgestelltes Team von Experten: Nicht nur IT-Spezialisten sind bei Proleit gefragt, sondern auch Bäcker und Braumeister, die die nötige praktische Erfahrung einbringen. „Man muss verstehen, wie eine Anlage funktioniert. Das Programmieren kommt dann fast von selbst“, so Manfred Czepl. „Durch die Kombination von technischem Know-how und technologischem Verständnis in branchenspezifischen Teams erarbeiten wir maßgeschneiderte Lösungen, die auf die jeweilige Branche ausgerichtet sind.“ Zu den Erfolgsfaktoren gehörten zudem Flexibilität, kurze Entscheidungswege sowie Erfahrungen bei der schlüsselfertigen Umsetzung ganzer Automatisierungsprojekte. Außerdem könne man bei den Kunden dadurch punkten, dass man eine ganze Familie von eigens entwickelten Prozessleitsystemen vorweisen könne. Ebster: „Mit unseren Produkten und Lösungen können unsere Endkunden ihre Produktionsprozesse, die immer komplexer werden, effektiv steuern, überwachen und optimieren.“

Die Zeichen bei Proleit stehen weiter auf Wachstum: Das Firmengebäude, das im 1997 für damals sieben Mio. DM errichtet wurde, sowie die in der Nachbarschaft angemieteten Flächen reichen schon nicht mehr aus. Der Flächenbedarf soll Anfang 2018 durch ein weiteres neues Bürogebäude aufgefangen werden – mit einer Tiefgarage und 4 400 Quadratmetern Nutzfläche auf vier Etagen. Rund zehn Mio. Euro werden in dieses Bauprojekt investiert, durch das dann aber die bisherigen Mietkosten eingespart werden. Auch die Unternehmensspitze wurde an die hohe Nachfrage nach den Proleit-Lösungen angepasst: Neben dem Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Ebster (zuständig für Finanzen) und Vertriebsvorstand Manfred Czepl (Vertrieb) wurden nun auch die langjährigen Mitarbeiter Jürgen Wölfl (Projekte) und Josef Buchsteiner (Entwicklung) in die Firmenspitze berufen, um die technischen Ressorts besser abzudecken. Wölfl übernimmt die Verantwortung für die immer umfangreicher und komplexer werdenden Automatisierungsprojekte der Gruppe, während Buchsteiner die Optimierung der Produktpalette verantwortet. Ebster: „Mit diesen Veränderungen schaffen wir die Rahmenbedingungen für ein kontinuierliches Wachstum.“ Proleit fühle sich damit bestens gerüstet, um weiter den Weg zum weltweit führenden Anbieter im Bereich der operationalen IT für die Prozessindustrie zu beschreiten.

Autor/in: 

(ug.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2016, Seite 94

 
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