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Westmittelfranken

Wieder aufs Gleis setzen

Buskonzept-Wilburgstetten © Grafik

Auf der Bahnstrecke Dombühl – Wilburgstetten könnten bald wieder Personenzüge unterwegs sein.

Im Jahr 1985 wurde im Südwesten des Landkreises Ansbach der Personenverkehr auf der Schiene eingestellt. Seitdem verkehren in dieser Region nur noch Busse. Nun rückt die Reaktivierung der früheren Bahnstrecke Dombühl – Feuchtwangen – Schopfloch – Dinkelsbühl – Wilburgstetten in greifbare Nähe. In Dombühl endet derzeit die S-Bahn-Linie 4, außerdem halten dort die Regionalzüge zwischen Nürnberg und Stuttgart. Mit der Wiederbelebung der Strecke würde die ländliche Region nun wieder per Schiene an das S- und Regionalbahn-Netz angebunden.

Die Idee ist nicht ganz neu, denn schon in den 1990er Jahren gab es erste Versuche, die Schienenstrecke zu reaktivieren. Der Freistaat Bayern erteilte im April 2013 eine sogenannte Bestellgarantie, die den Betrieb auf der Schiene für zwölf Jahre finanziell absichert. Bei der letzten IHK-Standortumfrage im Jahr 2014 schnitt der IHK-Gremiumsbezirk Dinkelsbühl im Nah- und im Fernverkehr im Vergleich mit allen anderen IHK-Gremien in Mittelfranken am schlechtesten ab. Daher fordert die IHK in ihrem „10-Punkte-Plan Westmittelfranken“ ausdrücklich die Anbindung der dortigen Mittelzentren an das Schienennetz. Im vergangenen Jahr verlängerte der Freistaat seine Finanzierungsgarantie sogar auf 15 Jahre und stimmte einem erweiterten Linienbetrieb bis Wilburgstetten zu, wo allein bei einem Holzverarbeitungsbetrieb 400 Mitarbeiter beschäftigt sind

Aktuell wird die Mittelfränkische Eisenbahnbetriebsgesellschaft gegründet, die als Betreiber auch für die Ertüchtigung der alten Bahnstrecke verantwortlich sein wird. Die Investitionssumme wird auf mindestens 25 Mio. Euro geschätzt (u. a. für 20 Bahnübergänge und für Bahnsteige). Erst wenn dieses Budget abgesichert und die Bahnstrecke entsprechend modernisiert ist, kann der Betrieb aufgenommen werden. Aktuell gilt ein Starttermin im Jahr 2024 als Zielmarke.

Mit einer Reaktivierung der Schienenstrecke würde die Bezirkshauptstadt Ansbach direkt und schneller erreichbar sein und die Anbindung an die Schienenstrecke Nürnberg – Stuttgart hergestellt. Zugleich soll mit einem optimierten Busliniennetz zu den Ortszentren und Gewerbegebieten die Mobilität von Berufspendlern verbessert werden. Auch für Touristen wäre Dinkelsbühl deutlich besser erreichbar, denn besonders asiatische Gäste schätzen erfahrungsgemäß eine gute Zugverbindung. Und nicht zuletzt erwartet das IHK-Gremium Dinkelsbühl durch den Schienenanschluss eine Aufwertung von Wohn- und Gewerbeflächen sowie eine grundsätzlich höhere Attraktivität der ländlich geprägten Region.

Zug- und Buslinien integrieren

Unterstützung für das Schienenprojekt kommt vom Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN): Eine aktualisierte Schätzung der Fahrgastzahlen bestätigte für die 31,7 Kilometer lange Strecke von Dombühl nach Wilburgstetten die notwendige Nachfrage von mehr als 1 000 Personenkilometern pro Kilometer Fahrstrecke. Zudem wurde bereits ein detailliertes Konzept erarbeitet, um den Schienen- und Buszubringer-Verkehr sinnvoll zu integrieren.

IHK-Verkehrsexperte Ulrich Schaller hält es für durchaus realistisch, dass sich die Fahrgastzahlen mittelfristig sogar besser entwickeln. Er blickt schon über die geplante Bahnreaktivierung hinaus und bringt die Fortführung der Strecke nach Süden bis nach Nördlingen ins Gespräch – denn dort endeten bis Mitte der 1980er Jahre auch die Personenzüge. Bis heute wird die Teilstrecke Wilburgstetten – Nördlingen für Holztransporte genutzt, müsste also nur für den Personenverkehr nachgerüstet werden. Dieser Lückenschluss könnte das Pendeln nach München und Augsburg attraktiver machen und einen Bypass für den Güterverkehr auf der Schiene schaffen.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2019, Seite 38

 
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