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Ziehm Imaging

Den Bogen raus

Ziehm Imaging © Klaus Leonhard

Unverzichtbar im OP: Marketing-Manager Markus Graf (r.) und Produktmanager Benedict Wälzlein demonstrieren die Anwendung der Röntgengeräte.

Die Ziehm Imaging GmbH in Nürnberg-Langwasser ist weltweit führend bei mobilen Röntgengeräten – sogenannten C-Bögen.

Von der Garage zum Weltmarktführer: Vor 50 Jahren gründete Jürgen Ziehm in Erlangen das Medizintechnik-Unternehmen Ziehm Imaging GmbH, das seinen Sitz heute in Nürnberg-Langwasser hat. Es ist auf mobile Röntgengeräte spezialisiert, die vor allem während Operationen eingesetzt werden und die Chirurgen bei den Eingriffen unterstützen. Bei diesen Geräten, die wegen ihrer halbkreisartigen Form C-Bögen genannt werden, sieht sich Ziehm als international führend. Rund 800 Mitarbeiter sind für das Unternehmen tätig, davon mehr als die Hälfte in Nürnberg.

Mit den C-Bögen lassen sich die Patienten auf dem OP-Tisch aus fast jedem Winkel untersuchen, ohne sie zu bewegen. Zum Einsatz kommen die mobilen Röntgengeräte hauptsächlich bei minimal-invasiven Eingriffen. Marketing-Manager Markus Graf nennt die vielfältigen Anwendungsgebiete der mobilen röntgenbasierten Bildgebungssysteme, beispielsweise Wirbelsäulen-Chirurgie, Orthopädie, Traumatologie, Gefäßchirurgie, interventionelle Radiologie, Kardiologie und Herzchirurgie sowie weitere klinische Applikationen. Die Geräte liefern während der Operation in Echtzeit Live-Bilder auf einen Monitor, sodass der Operateur die Arbeitsschritte auch dreidimensional genau überprüfen kann.

"Die mobilen Anlagen haben den Vorteil, dass sie in mehreren OP-Sälen verwendet werden können. Man muss nur den Stecker ziehen und schon kann das Gerät in den nächsten Raum rollen", so Graf. "Außerdem bieten die mobilen Röntgenanlagen mehr Flexibilität als Großanlagen." Ziehm Imaging sei weltweit Innovationsführer bei dieser Technologie.

Rund 1 200 C-Bögen, die je nach Ausstattung mehrere hunderttausend Euro kosten, verkauft das Unternehmen derzeit pro Jahr. Montiert werden sie ausschließlich in Nürnberg im Zwei-Schicht-Betrieb. Mehr als 14 000 der mobilen Einheiten hat das Unternehmen nach eigener Aussage bisher schon in über 70 Länder geliefert. Hinzu kommen Software-Lösungen für den OP-Bereich und Mini-C-Bögen des US-amerikanischen Herstellers Orthoscan. Neben dem Hauptsitz in Langwasser umfasst das Netzwerk 13 Standorte für Vertrieb und Service in Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Österreich, Singapur, Spanien und den USA. Die Ziehm Imaging GmbH, die von Geschäftsführer Klaus Hörndler und Finanzchef Stephan Dippold geleitet wird, setzt jährlich im In- und Ausland rund 200 Mio. Euro um. Im Jahr 2000 wurde Ziehm Imaging an das Medizintechnik-Unternehmen Instrumentarium Imaging verkauft, seit 2004 gehört es zur Beteiligungsgesellschaft Aton aus München, die heute 100 Prozent der Anteile hält.

Schonende Röntgen-Aufnahmen

Bereits 1972 entwickelte der Ingenieur Jürgen Ziehm in eigener Regie einen verbesserten Bildverstärker für Röntgengeräte und machte sich mit seiner Erfindung, der Box "Exponat", die etwas größer als zwei Schuhkartons war, selbstständig. "Die Idee, Röntgenaufnahmegeräte durch einen Belichtungsautomaten zu steuern, veränderte grundlegend den Markt der medizinischen Bildgebung", so Markus Graf. Der Belichtungsautomat, der eine präzisere und schonendere Durchleuchtung ermöglichte, kam Anfang der 1970er Jahre gerade richtig. Denn in dieser Zeit änderte sich die Gesetzeslage: Im Frühjahr 1973 trat die "Verordnung über den Schutz vor Schäden durch Röntgenstrahlen (Röntgenverordnung – RöV)" in Kraft, um unnötige Strahlenbelastung für Menschen zu vermeiden. Das trug auch zu einem schnellen Erfolg des Unternehmens bei. Zunächst betrieben Ziehm und seine Frau ihre Firma von der heimischen Garage in Erlangen aus, nach einigen Jahren zogen sie in eigene Räume am Nürnberger Hafen und produzierten nun komplette C-Bögen.

Da die Gebäude am Hafen im Lauf der Zeit zu klein wurden, zog Ziehm Imaging 2020 nach Langwasser in das ehemalige Wöhrl-Logistikcenter. Jetzt sind dort Entwicklung, Montage, Verwaltung und die Ziehm-Akademie an einem Standort zusammengefasst. Dort gibt es auch komplette OP-Säle, in denen die eigenen Mitarbeiter, aber auch Klinik-Personal aus aller Welt an den Anlagen geschult werden. Und in einem Museum dokumentiert der Hersteller die Entwicklung seiner Geräte. Das Produktportfolio von Ziehm Imaging reicht heute vom kompakten "Ziehm Solo" bis zu intraoperativen Systemlösungen wie beispielsweise mobilen Katheter-Laboren.

Vertrieb von Mini-C-Bögen

Seit 2017 hat Ziehm Imaging auch die vollen Vertriebsrechte für Mini-C-Bögen von Orthoscan. Das US-Tochterunternehmen ist weltweit Marktführer im diesem Bereich. Die Systeme werden in der orthopädischen Chirurgie sowie im klinischen Umfeld und in Arztpraxen für die digitale diagnostische Bildgebung eingesetzt. Diese Mini-C-Bögen seien die ideale Lösung, um die Extremitäten bei minimierter Dosis zu durchleuchten, so Graf. Aufgrund ihres geringen Gewichts seien sie in kleinen Behandlungsräumen und Operationssälen einfach zu handhaben und ermöglichten einen problemlosen Transport innerhalb der Krankenhäuser und Praxen.

Darüber hinaus hat Ziehm Imaging im Jahr 2020 die Therenva SAS – einen führenden französischen Entwickler von Software für die Bildgebung – übernommen. Das Unternehmen entwickelt Software-Pakete für die Fallplanung und die Navigation bei Eingriffen im Herz-Kreislauf-System. Die beiden Hersteller wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen und neue Maßstäbe in der Bildfusion und 3D-Navigation bei kardiovaskulären Eingriffen setzen. Außerdem soll die Integration von Hard- und Software im OP vorangetrieben werden.

Ziehm Imaging hat sich zum Ziel gesetzt, die Bildqualität weiter zu verbessern, um schwer differenzierbare Gewebeunterschiede besser darzustellen. Dabei arbeitet das Unternehmen, das seit jeher einen Akzent auf Forschung und Entwicklung setzt, mit Universitäten, Forschungsinstituten und Krankenhäusern zusammen.

Autor/in: 

leo.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2022, Seite 70

 
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