Die Messerschleiferei von Paolo Chesi in Nürnberg sorgt seit 120 Jahren für scharfe Schneidwerkzeuge.
In dem Familienbetrieb werden Schneidwaren aller Art geschliffen, von Messern über Scheren bis zu Brotmaschinenscheiben. Zudem werden in der Werkstatt fachmännische Arbeiten wie das Aufbereiten alter Bestecke, Gravuren oder Erneuerung von alten Heften durchgeführt. Die Kunden können in dem Laden in der Bindergasse aus einem großen Sortiment aus diversen Schneide- und Metallwaren auswählen, wozu nicht nur Messer und Scheren, sondern auch Outdoor-Ausrüstung gehört.
Paolo Chesis Vorfahren hatten das Handwerk des Messer- und Scherenschleifens, das es seit dem Mittelalter in Europa gibt, mit nach Nürnberg gebracht. Denn zu den wenigen Herkunftsregionen dieses Berufes gehört das Rendena-Tal in der italienischen Region Trentino, von woher die Familie Chesi ursprünglich stammt. Im 19. Jahrhundert war es für viele Familien üblich, ihre Söhne während der Wintermonate in die Stadt zu schicken, um die Zeit bis zur Bewirtschaftung der Wiesen zu überbrücken und um so etwas Geld mit nach Hause zu bringen. Sie liefen mit dem Schleifkarren in die großen Städte wie Mailand, Bergamo oder Padua. Doch als die Landwirtschaft nicht mehr genug für alle hergab, waren viele Familien des Tals gezwungen, dauerhaft auszuwandern.
Paolo Chesis Großvater, Paul Chesi, kam als 16-Jähriger mit seinem Bruder nach Nürnberg und eröffnete dort 1902 zwei Schneidwarenläden. Das Geschäft in der Bindergasse wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, doch die Söhne Viktor und Valentin Chesi bauten es am gleichen Standort wieder auf und eröffneten es 1958 neu. Der heutige Inhaber übernahm den Betrieb 1987 nach seiner bestandenen Meisterprüfung im Messerschmiede-Handwerk und entwickelte ihn mit seiner Frau Antonella zu einem modernen Fachgeschäft für Schneidwaren mit Schleiferei weiter. Paolo Chesi ist auch Mitglied bei den Nürnberger Meisterhändlern und im Vorstand des Einzelhandelsvereins "Erlebnis Nürnberg". Inzwischen hat sein Sohn Raffaele die Ausbildung zum Schneidwerkzeugmechaniker absolviert und die Gesellenprüfung abgelegt, wodurch in dem Familienbetrieb der Weg für die vierte Generation geebnet ist.
