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Naturenergie Zeilinger

Strom und Eier vom selben Feld

Naturenergie Zeilinger © Heinz Wraneschitz

Stromerzeugung und landwirtschaftliche Produktion: Geschäftsführer Reinhold Zeilinger mit seiner Tochter, Prokuristin Katrin Held.

Rund 3 000 Hühner, darüber Solarmodule mit einer Leistung bis zu 10 000 Kilowatt: Mit diesen beiden "Komponenten" hat die Firma Naturenergie Zeilinger UG (NEZ) im Markt Erlbacher Ortsteil Siedelbach die erste sogenannte Agri-Photovoltaik-Anlage weit und breit auf die Beine gestellt – oder besser gesagt auf ein Zehn-Hektar-Feld. Sogar Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger war deshalb schon im 70-Einwohner-Dorf im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim zu Besuch.

Geschäftsführer Reinhold Zeilinger und seine Tochter, Prokuristin Katrin Held, haben mit dem als Bürger-Solaranlage Siedelbach UG firmierenden Sonnenkraftwerk etwas umgesetzt, was zwar in Fachkreisen schon lange als wegweisend gepriesen, aber bislang fast nur in Forschungsprojekten verwirklicht worden ist: eine Agri-PV-Anlage. Dabei wird Ökostrom-Produktion und landwirtschaftliche Nutzung an einem Ort kombiniert. Das kann ein Hopfen-Garten mit Solardach sein – oder eben wie in Siedelbach eine in Reihen aufgestellte Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage), unter der die Hühner nach ihrem Futter picken und sich gegebenenfalls darunter verstecken können. Doch bei Agri-PV-Anlagen liegen die Kosten höher als bei "normalen" Freiflächen-Solarkraftwerken. In Siedelbach zum Beispiel wurden Doppelglasmodule eingesetzt, damit mehr Licht auf die Fläche darunter fällt, sowie höhere und aufwändigere Gestelle, damit Hühner und Schafe sich darunter gut bewegen können.

Die Hühner sind bei den Zeilingers schon lange heimisch, denn die Landwirtsfamilie hat sich auf Eierproduktion spezialisiert. 1989 bezog sie ihren Aussiedlerhof am östlichen Ortsende von Siedelbach. Inzwischen hat sich Landwirt Reinhold Zeilinger auch als Projektentwickler für Wind- und Solarkraftwerke einen Namen gemacht. Darin sieht er seit einigen Jahren offenbar seine Hauptaufgabe, denn die Firma NEZ existiert bereits seit 2010 als UG. "Wir analysieren und beraten bei allen Fragen und übernehmen die Bauüberwachung sowie die technische und kaufmännische Betriebsführung", steht auf der Firmen-Webseite.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Bürgerbeteiligung. Denn nach diesem Modell sind die bisherigen Ökostrom-Projekte der NEZ entstanden: Personen, die möglichst aus der Nachbarschaft des geplanten Kraftwerks stammen, engagieren sich als Investoren. Dadurch soll der aus dem Anlagenbetrieb eingespielte Gewinn vor Ort bleiben und nicht an fremde, anonyme Großinvestoren fließen. Fünf Windparks wurden auf diese Weise realisiert, alle in Franken. In Planung sind aktuell weitere Windparks und PV-Projekte, ebenfalls in der Region.

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(wra.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2023, Seite 93

 
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