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Chairgo

Für einen guten Sitz

Chairgo © Christine Popp

Firmensitz: Chairgo-Chef Götz Reichel mit einer Auswahl der Stühle, die in seinem Geschäft erhältlich sind.

Götz Reichel und sein Chairgo-Team beraten online und vor Ort rund um Büromöbel.

Um einen großen Tisch herum sind viele unterschiedliche Bürostühle gruppiert, aber alle mit schwarzem Polster. Für diese Einfarbigkeit im Showroom des Hersbrucker Unternehmens Chairgo GmbH hat der Geschäftsführende Gesellschafter Götz Reichel eine einfache Erklärung: "Wir möchten, dass sich unsere Kunden auf die ergonomischen Eigenschaften der Sitzmöbel konzentrieren, sich von uns beraten lassen und Probe sitzen. Sie sollen dabei herausfinden, welcher am bequemsten für sie ist und sich dabei eben nicht von der Farbe der Bezüge, die vielleicht zufällig ihre Lieblingsfarbe ist, ablenken und beeinflussen lassen". Bestellen könne man die meisten Modelle ohnehin in unterschiedlichen Farben.

Das Hersbrucker Unternehmen Chairgo – der Name ist eine Neuschöpfung aus den englischen Wörtern für "Stuhl" und "Ergonomie" – ist auf den Handel mit Büro- und Sitzmöbeln namhafter Hersteller spezialisiert. Ursprünglich als reiner Direkt- und Onlinehandel 2005 gegründet, hat Chairgo vor zehn Jahren einen Showroom in das Erdgeschoss seines neu erbauten Bürohauses in der Nähe der Fackelmann-Therme in Hersbruck integriert. Seitdem kann die Kundschaft auch vor Ort die Stühle sehen, anfassen und vor allem darauf sitzen, ehe sie einen Auftrag erteilt.

Götz Reichel ist ein Hersbrucker mit Leib und Seele, der Stadt vielfältig verbunden, im Stadtrat und im örtlichen IHK-Gremium engagiert. Er war eigentlich bei der Telekom angestellt, aber bereits auf der Suche nach neuen Herausforderungen, als ihn ein befreundeter Hersteller von ergonomischen Stühlen aus der Region bat, ihn bei einem Business-Plan für den Direktvertrieb solcher Büromöbel zu unterstützen. Das Ganze fand er dann selbst so überzeugend, dass er den Sprung in die Selbstständigkeit wagte und sein Unternehmen Chairgo GmbH aufbaute – inklusive des Markenkonzepts "BewegtSitzer", das auch beim Sitzen Bewegung ermöglichen soll, da der Mensch in der modernen Arbeitswelt zu viel starr sitze. Bis zum Neubau war seine Wohnung zugleich auch Firmensitz, Büro für die Angestellten und manchmal sogar Lager. "Irgendwann platzte es aber aus allen Nähten und ich suchte ein geeignetes Grundstück", erklärt Götz Reichel. "Wegen meiner Liebe zu Hersbruck sollte es aber unbedingt in der Stadt sein und nicht irgendwo auf der grünen Wiese."

Heute hat seine Firma, die 2010 den IHK-Gründerpreis Mittelfranken gewonnen hat, rund 20 Beschäftigte und setzt jährlich rund 7,5 Mio. Euro um. Reichel sieht die Beratungskompetenz seines Teams und das Bedienen von Nischen als Schlüssel für seinen Erfolg. "Jeder Mitarbeitende bei Chairgo ist speziell nur für meist zwei bis vier Marken zuständig und kennt sich da dann top aus und kann alle Kundenanfragen beantworten", sagt der Chairgo-Chef. Von Vorteil sei dabei, dass sich einige namhafte Hersteller wie Dauphin, Löffler oder Steifensand in der Nähe befinden und man sich so gut auf kurzem Weg austauschen und eine gute Zusammenarbeit pflegen könne. Um dieses Niveau zu halten, will das Unternehmen sein Sortiment auch nicht endlos erweitern.

Erklärungsbedürftige Produkte

"Bei Chairgo wird telefonisch und im Chat beraten, aber immer persönlich, ohne Chatbots", erklärt Reichel. Man arbeite sehr viel mit aufwendigen, selbstgedrehten Videos, da man hochwertige, erklärungsbedürftige Produkte vertreibe. Zusätzlich kann die Kundschaft eine architektonische Planung für die Büroräume und auch die passende Akustikplanung bei Chairgo mit in Auftrag geben sowie passende Stehsitzschreibtische und andere Büromöbel beziehen. Auch für diese Kundenwünsche sind einzelne Mitarbeiter speziell ausgebildet und werden permanent fortgebildet.

"Wir sind eben kein anonymer Online-Shop, wir beraten persönlich und individuell", so der Firmenchef. Trotz der aktuellen konjunkturellen Unsicherheiten behaupte man sich gut im Markt. Geboomt hat Reichels Geschäft vor allem in den Jahren 2020 und 2021. "Da hat sich unser Umsatz rund verdoppelt. Wir haben sehr vom Corona-bedingten Trend zum Homeoffice und Cocooning profitiert", sagt der Bürostuhl-Experte. Die Leute hätten sich auch für daheim hochwertige Bürostühle gegönnt und viel ins gemütliche Zuhause investiert, zum Beispiel mit neuen Designer-Esszimmermöbeln. "Schicke Stühle in Metall oder Holz vom bekannten deutschen Designhersteller Thonet waren da sehr gefragt", so Reichel. Das habe inzwischen nachgelassen, der Markt sei mittlerweile gesättigt. Dafür profitiere sein Unternehmen gewissermaßen vom Fachkräftemangel. Denn im Personalwettbewerb sei eine hochwertige ergonomische Büroausstattung, die Rückenschmerzen und anderen gesundheitlichen Problemen vorbeugt, durchaus ein Argument. Rund 60 Prozent seines Umsatzes erzielt das Hersbrucker Unternehmen im Firmenkundengeschäft. Immer wieder gewinnt es auch Ausschreibungen im öffentlichen Dienst – etwa für eine große bayerische Behörde, die seit vielen Jahren etliche Standorte mit Stühlen von Chairgo bestückt. 

Spezialmodelle für berufliche Bedürfnisse

Eine Berufsgruppe mit besonders vielen Rückenerkrankungen sind Erzieherinnen und Erzieher. Das ist nachvollziehbar, sie arbeiten auf Augenhöhe mit Kindern und verbringen einen Großteil ihrer Arbeitszeit auf kleinen Holzstühlen. Bei Chairgo hat man sich genau dieser Herausforderung bereits 2006 gestellt und zusammen mit Ergonomie-Experten eine eigene Chairgo-Kita-Modellreihe entworfen. Die niedrigen Stühle sind höhenverstellbar und beweglich und werden gerne von den Trägern von Kindertagesstätten für ihr Personal bestellt, wie Götz Reichel berichtet. Auch für andere besondere Sitzbedürfnisse hat Chairgo entsprechende Lösungen. Das können ein schweißresistenter Bezug sein oder Modelle für Labore oder Arztpraxen, die besonderen hygienischen Anforderungen genügen müssen und gut zu reinigen sind. Oder Sitzmöbel, die im Schichtdienst 24 Stunden im Einsatz sind und sich flexibel und schnell auf unterschiedliche Personen einstellen lassen müssen. Auch der nach Herstellerangaben gesündeste Bürostuhl der Welt kann im Hersbrucker Showroom probegesessen werden, ebenso wie spezielle Gaming-Stühle für Langzeit-Zocker. Und worauf sitzt der Chef am liebsten? "Ich habe auch Rücken", gibt Götz Reichel zu, "aber nicht, weil ich falsch sitze, sondern zu viel Stühle herumtrage", fügt er lachend hinzu. Sein Lieblings-Bürostuhl ist der "Aeron" des bekannten US-Herstellers Herman Miller.

Autor/in: 

(cp.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2023, Seite 84

 
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