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Großes Interesse an Ethik-Diskussion

Das bayerische Netzwerk „Bündnis für Werte“ hat sich zu einem eingetragenen Verein konstituiert. Der Verein, den zehn Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verbänden in Nürnberg gründeten, will dem Mittelstand ethische und moralische Fragen näher bringen.
„Mit der Vereinsgründung haben wir den institutionellen Rahmen geschaffen, die zahlreichen Anfragen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft effektiv bearbeiten zu können“, erklärte Bündnis-Initiator Thomas Emmerling in Nürnberg. Im Vordergrund stehe die ethische Verantwortung, die heute alle am Arbeitsleben Beteiligten haben, so der Landesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Bayern. Der „Bündnis für Werte e.V.“ will mit Projekten der zunehmenden Tendenz zu einer unsolidarischen Nutzenorientierung in Wirtschaft und Gesellschaft entgegentreten.
Dem Mittelstand sollen in bayernweiten Vortragsveranstaltungen gelungene Beispiele von wertorientierten Ansätzen in Unternehmen demonstriert und zur Nachahmung empfohlen werden. „Wir wollen, dass in der Arbeitswelt und damit in der Gesellschaft tradierte Werte wie Respekt, Toleranz und vor allem Fairness mehr Gewicht erhalten“, erklärte Emmerling den Vereinszweck.

Ethische Selbstverpflichtung in der Bauindustrie
Dieses Ziel machte auch der Vertreter des Bayerischen Bauindustrieverbandes vor den Gründungsmitgliedern im Marktvorstehersaal der IHK Nürnberg für Mittelfranken deutlich. Dr. Benedikt Rüchardt stellte das Ethikmanagement-Programm vor, das sein Verband den bayerischen Bauunternehmen empfiehlt. Die Themen Fairness und Moral seien gerade am Bau von großer Bedeutung. Es gelte zum Beispiel Gesetzestreue, die Ablehnung von illegalen Beschäftigungspraktiken oder von Korruption und die Verhinderung von Kartellen sowie geheimen Auftragsvergaben durch ethische Selbstverpflichtung des Managements zu verankern. Gerade am Bau, wo viele Firmen zusammenarbeiten, seien ehrliches Planen, partnerschaftliche Konsensorientierung und ein Vertrauensverhältnis notwendig. Ein zertifiziertes Ethikmanagement-Programm sei geeignet, nicht nur den guten Ruf des Unternehmens und die Mitarbeitermotivation, sondern auch Wettbewerbsvorteile zu fördern.
Neben Thomas Emmerling wählten die Mitglieder Prof. Dr. Hartmut Mohr vom Wirtschaftsbeirat der Union und Albert Pietzko, Fachklinik Heiligenfeld, in den Vorstand. Schon im Jahr 2002 ist eine Reihe von Diskussionsforen und Vorträgen zum Thema „Ethik in der Wirtschaft“ in bayerischen Städten vorgesehen.
Bemerkenswert ist, dass die Initiative nicht aus gewerkschaftlichem oder kirchlichem Lager angestoßen wurde, sondern aus der jungen Wirtschaft kommt. Die politisch unabhängigen Wirtschaftsjunioren hatten im August 2001 das „Bündnis für Werte“ zunächst als ein loses Netzwerk und als Gesprächskreis ins Leben gerufen. Eine „überwältigende öffentliche Resonanz auch über bayerische Grenzen hinaus“ habe zur Vereinsgründung geführt. Damit sollen ein fester Organisationsrahmen und Verantwortungsbereiche gebildet werden.
Interesse an der Ethikdiskussion haben mittlerweile auch Bildungseinrichtungen der Union, der SPD und der Grünen bekundet sowie Vertreter der SPD, der F.D.P und der Staatsregierung, des Bauernverbandes und der Jungbauernschaft, die Junioren des Handwerks sowie die Unternehmerorganisationen beider großen Kirchen in Deutschland. Rückhalt erhält das Bündnis auch vom Bayerischen Industrie- und Handelskammertag.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2002, Seite 24

 
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