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Erlanger Spezialist misst Radioaktivität an der „Kursk“

An der Bergung des vor mehr als einem Jahr verunglückten russischen Atom-U-Bootes „Kursk“ war auch Thermo Eberline ESM aus Erlangen beteiligt. Auf dem Gebiet der Radioaktivitätsmessung zählt das Unternehmen mit 85 Mitarbeitern eigenen Angaben zufolge weltweit zu den führenden Firmen. Aufgabe war es, in großen Wassertiefen bei niedrigen Temperaturen Radioaktivität sicher zu messen und den Schutz der Taucher sicherzustellen. Zusätzlich wurden die in der Tauchglocke zurückkehrenden Taucher auf radioaktive Kontaminationen kontrolliert. Bei der erfolgreichen Bergung waren neue seewasserfeste Tauchsonden von Thermo Eberline ESM im Einsatz, die für Thales Neval GmbH aus Kiel für spezielle Anwendungen für Wassertiefen bis 800 Meter entwickelt wurden. Während der Arbeiten in ungefähr 100 Metern Tiefe hielt sich ein Taucher mit einer Sonde ständig in der Nähe seiner Kollegen und der Hülle des U-Bootes auf. Die Übertragung der Mess-Signale erfolgte über ein 200 Meter langes Spezialkabel. Auf einem Monitor an Bord des Versorgungsschiffes wurde die gemessene Dosisleistung im Sekundentakt angezeigt. Das Wrack wurde auch beim mehrtägigen Schleppmanöver mit Hilfe dieser Sonden auf eventuell austretende radioaktive Strahlung überwacht. Nach dem Abschleppen des Wracks wurde mitgeteilt, dass es in keiner Phase des Bergungsvorgangs zum Austritt radioaktiver Strahlung gekommen sei.
Die latente nukleare Bedrohung durch illegalen Transport und Besitz radioaktiver Strahler, sogar waffenfähigen Materials steigt. Eine Reihe von Ländern hat reagiert und überwacht die relevanten Grenzübergänge auf radioaktiv strahlende Ladungsbestandteile und Gepäckstücke. Handsonden dienen dabei zusätzlich zu Stichproben oder zur Lagebestimmung strahlender Teile in Ladungen. Die erste Meldung übernehmen oftmals Messanlagen des Erlanger Unternehmens Thermo Eberline ESM.
Dieses auf Sicherheitstechnik spezialisierte Unternehmen entwickelt und
fertigt bereits seit über 50 Jahren hochempfindliche Systeme. Die ersten stationären Messanlagen wurden 1995 für die russische Grenze Finnlands geliefert. Ägypten, China, Deutschland, Estland, Lettland und die Slowakei zogen nach, zum Teil mit Handsonden und mobilen GPS-gestützten Systemen. Auch die tschechischen Zollbehörden haben sich für das Erlanger Know-how entschieden und die kompletten Messausstattungen für neun Grenzübergänge bestellt, die Ende 2001 installiert wurden. Bis 2004 ist die Ausrüstung weiterer 30 Grenzstationen geplant.
Zu den charakteristischen Kontrollpunkten zählen Lkw- und Bahn-Transferstellen, Personen- und Gepäckschleusen, Kai-Anlagen und Flughäfen. Die von den Zollbehörden verwendeten Anlagen arbeiten nach dem gleichen Messprinzip wie die in Stahlwerken, Recyclingbetrieben und Kernkraftwerken weit verbreiteten Systeme, die bis heute weltweit rund 600 Mal installiert wurden.
Die stationären Messanlagen werden mit verschiedenen Detektoren angeboten. Die Auswertung erfolgt online, wobei die gesuchte künstliche Radioaktivität getrennt von der ständig variieren-
den natürlichen Gammastrahlung ermittelt wird. Diese Trennung beruht auf dem NBR-Verfahren (Natural Background Reduction), das ebenso wie die optimierte ADF-Auswertung (Advanced Digital Filter) von Thermo Eberline ESM entwickelt wurde. Die vollautomatische Messung läuft im Sekundentakt ab. Selbst tief in abschirmenden Ladungen verborgene Gamma- und Neutronenstrahler auf rollenden Fahrzeugen werden während der Vorbeifahrt gemeldet und lösen Alarm aus. Die Fehlalarm-Rate ist vernachlässigbar klein – eine wichtige Voraussetzung für den reibungslosen Ablauf bei mehreren Tausend täglichen Messungen. Jeder Alarm wird dokumentiert.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2002, Seite 43

 
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