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promis: Messen als Erlebnis

„Produktpräsentationen auf den großen Industriemessen gleichen häufig einem Friedhof, bei dem Grabstein neben Grabstein ordentlich nebeneinander aufgestellt ist“, kritisiert Hartmut Riehm. Der Chef der Nürnberger promis GmbH hob vor rund neun Monaten gemeinsam mit dem Nürnberger Ingenieurbüro is Industrial Services die Event- und Messeagentur aus der Taufe.

Bei vielen Präsentationen sei alles blattvergoldet, in wunderschönes Licht getaucht und mit viel Farbe hervorgehoben, das könne aber nicht die Lösung sein. Denn diese Art der Darstellung schaffe einen passiv konsumierenden Besucher, der den Messestand genauso schnell wieder vergesse, wie er ihn betreten habe.

Die eigentliche Herausforderung liegt für Riehm darin, den Messebesucher zum aktiv Agierenden zu machen. Hierfür müsste aber eine Situation geschaffen werden, die die Faszination und den Nutzen der Technik erlebbar und begreifbar mache. Ein häufiger Fehler bei der Vorbereitung eines Messeauftrittes sei es, „in Architektur zu sterben“, spottet Riehm. Viele Stände würden eher auf Designpreise statt auf wirtschaftlichen Erfolg abzielen. „Ein Messestand muss aber nicht schön, er muss Bühne sein, um Geschichten zu erzählen, in denen der Besucher seine aktive Rolle findet.“

So hat promis etwa für den innovativen Augenlinsenhersteller Human Optics aus Erlangen ein Konzept entworfen und realisiert, um die Zielgruppen Krankenhäuser und Fachärzte zu begeistern. Statt einem „Standabteil“ betraten die Messegäste ein überdimensioniertes Auge, im Augeninnern lässt sich trefflich über den Nutzen des Unternehmens reden. Für die Internationale Dentalschau lud promis die Kunden des Wendelsteiner Zahnkeramik-Spezialisten Wegold Edelmetalle über einen Riesenmund mit Zunge ins Standinnere, um dann auf Backenzähnen zu sitzen und über das Leistungsspektrum zu reden. „Heute ist Marketing nicht mehr die Schlacht um Produkte, sondern ein Kampf um Wahrnehmung.“ Riehm sieht sich in Sachen Industriepromotion im Vorteil, weil er als Ingenieur im Gegensatz neben Kreativem auch technische Inhalte verstehe.

Die Agentur mischt sich auch offensiv in die Konzeptionsphase ein und überprüft die Messestrategie. Hierbei kam etwa zum Vorschein, dass ein Anbieter auf der Suche nach Business-Fluggästen jahrelang auf der verbraucherorientierten Tourismusmesse ITB präsent war – mit mäßigem Erfolg. Auch das Messestandpersonal kommt unter die Lupe: In Trainings werden Fragetechniken geschult und das engagierte Auftreten trotz Dauerstress geübt. Denn von Messemüdigkeit bei den Besuchern könne eigentlich keine Rede sein, provoziert Riehm: „Es gibt zuviel müde Messen.“
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2002, Seite 56

 
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