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Hochinteressante Märkte in Nahost

Sind arabische Länder für exportorientierte Unternehmen aus Mittelfranken interessante Wirtschaftspartner? Lohnen sich Investitionen in den Nahen Osten, der zumeist nur aus der Ferne beurteilt wird? Mit Ja beantwortete diese Fragen kürzlich ein „Go Mena (Middle East / North Africa)“ genanntes Informationstreffen der IHK. Begehrte Gesprächspartner waren die Vertreter der Auslandshandelskammern (AHK), die in Ägypten, im Iran, Israel, im Libanon, Marokko, in den Palästinensischen Autonomiegebieten, Saudi-Arabien, Tunesien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) die Interessen deutscher Firmen vertreten.

„Go Mena“ ist eine bundesweite Gemeinschaftsaktion der IHKs mit den Auslandshandelskammern (AHKs). Mit 46 teilnehmenden Unternehmen und insgesamt 125 Einzelgesprächen sowie neun Ausstellern, die ihre Dienstleistungen präsentierten, war Nürnberg die zweiterfolgreichste Station der Mena-Roadshow und damit die größte im süddeutschen Raum und einzige Station in Bayern. Von den 46 teilnehmenden Firmen waren viele „Einsteiger“, d.h. sie suchten erste Kontakte in die Mena-Region. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und der Iran standen ganz oben auf der „Hitliste“.

Die Chancen, die mit dieser erwarteten Exportoffensive verknüpft werden, wurden auf der Info-Veranstaltung „Go Mena“ greifbar. Die Vertreter der Auslandshandelskammern erläuterten den bayerischen Unternehmern, wie sie arabische Geschäfts-und Vertriebspartner finden, mit diesen ins Gespräch kommen und die von Land zu Land unterschiedlichen Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen nutzen können. Die Staaten der Mena-Region besitzen nicht nur das, was im geostrategischen Sinne vordergründig von Interesse ist: Natürliche Ressourcen, deren Vorkommen gewaltig erscheinen, jedoch zugleich begrenzt sind. Diese Länder verfügen, wie beispielsweise Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, auch über einen erheblichen Reichtum an „Petrodollars“ (Einnahmen aus dem Öl- und Erdgasgeschäft), die sie nicht nur für Luxusgüter, sondern mit Blick auf das Nach-Öl- und Erdgaszeitalter für tief greifende Umstrukturierungsmaßnahmen ihrer Volkswirtschaften ausgeben. Ausländische Unternehmen, die sich mit geeigneten Technologien in diesen Modernisierungsprozess einbringen und sich dabei auch noch gegen internationale Konkurrenz behaupten, werden auf diesen umkämpften Märkten die Gewinner von morgen sein.

Michael Tockuss, Geschäftsführer der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in Teheran, verwies u.a. auf die Kooperationsmöglichkeiten in den Bereichen Energie, Maschinenbau, Automobilbau, Nahrungsmittel und Umweltschutz. Bislang in arabischen Ländern existierende Handelshemmnisse würden – von Land zu Land unterschiedlich – abgebaut, wozu auch ein verbessertes Investitionsrecht gehöre. Der iranische Staat garantiere immerhin für zehn Jahre den Gewinntransfer. „Die arabischen und nordafrikanischen Märkte werden interessanter, je schwieriger die Wirtschaftslage in Deutschland wird“, meinte Tockuss.

Gleichzeitig waren die Vertreter der AHKs bemüht, ein realistisches Bild von den Chancen auf arabischen Märkten zu zeichnen und überzogene Erwartungen zu dämpfen. Wer auf dem heimischen Markt nicht konkurrenzfähig sei, dürfe nicht auf Wunder im Orient hoffen, so die einhellige Meinung aller anwesenden Wirtschaftsexperten: „Was wir nicht können, ist, Ihre Produkte oder Dienstleistungen vor Ort zu verkaufen“, brachte es einer der Kenner der arabischen Mentalität und Märkte auf den Punkt: „Was wir können, ist, Ihnen zu helfen, den passenden arabischen oder nordafrikanischen Kooperationspartner zu finden.“

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2003, Seite 20

 
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