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Kaffeemaschinen-Hersteller bezog neuen Firmensitz in Nürnberg

Kaffeetrinken ist nicht gleich Kaffeetrinken. Zumindest braucht es heute nicht zwingend ein Stück Kuchen oder Torte, um das „Kaffeetrinken“ als solches aufzuwerten. Das anregende Getränk kommt mittlerweile gut alleine klar – vorausgesetzt, es handelt sich um die richtige Bohne in der richtigen Zubereitung. Der Trend zu Kaffeespezialitäten – ob Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato – hält unvermindert an. Jura, Hersteller von hochwertigen und -preisigen Espresso-Maschinen, kann sich seit Mitte der 90er Jahre über eine rege Nachfrage freuen, der nicht einmal die derzeitige Konjunkturflaute Abbruch tut. Im Gegenteil.

Vor allem hierzulande erfuhr das Schweizer Unternehmen, das in Nürnberg seine Vertriebsniederlassung für Deutschland angesiedelt hat, einen regelrechten Boom. Setzte Jura Elektrogeräte Vertriebs-GmbH 1994 hier noch etwa 3 000 Geräte ab, waren es im vergangenen Jahr bereits über 100 000. Dementsprechend schnellte auch der Gesamtumsatz empor: von 3,8 auf 75 Mio. Euro, wie Geschäftsführer Rolf Diehl berichtet. 70 Mio. Euro davon wurden mit Maschinen für den Endverbraucher erwirtschaftet. Weitere fünf Mio. setzte der in Garmisch-Partenkirchen ansässige Gastronomiebereich um.

Dabei war Jura seiner Zeit voraus. Denn eine Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt, dass der Boom in Deutschland erst ab 1998 so richtig einsetzte. Wurden vor fünf Jahren bundesweit noch 221 000 Stück verkauft, waren es im vergangenen Jahr bereits 478 000. Und auch mit seinen Vollautomaten hat Jura den richtigen Riecher bewiesen. Insgesamt stieg deren Anteil im Zeitraum von 1995 bis 2002 von zwei auf 55 Prozent. Standen Espressomaschinen vor gut zehn Jahren noch auf Rang elf der umsatzträchtigsten Elektro-Kleingeräte, ist ihnen heute ein stabiler zweiter Platz sicher – hinter Bodenstaubsaugern.

Das rasante Wachstum blieb für Jura nicht folgenlos. Ende der 80er Jahre verlegte die Vertriebsniederlassung ihren Sitz von Konstanz nach Nürnberg. Seitdem änderte sich die Adresse des Unternehmens drei Mal. Jetzt will Jura jedoch sesshaft werden. Die Firma weihte im Oktober ihren neuen Sitz in der Bamberger Straße ein. Für sechs Mio. Euro entstand hier ein Gebäude mit unverkennbarer Form: eine Jura-Espresso-Maschine.

Den 54 Mitarbeitern stehen statt 700 nun knapp 3 000 Quadratmeter zur Verfügung. Aber Jura will weiter wachsen, auch personell. „In Deutschland liegt die Sättigung der Haushalte mit Espresso-Maschinen bei sechs Prozent, während sie in der Schweiz bereits bei 67 Prozent liegt“, sagt Diehl und es wird klar, wohin das Unternehmen strebt. Bei der besseren Ausstattung der deutschen Küchen will Jura die Nase vorn haben. „Unser Marktanteil liegt bei deutlich über 30 Prozent“, so Diehl.

Der Deutschland-Geschäftsführer sieht noch eine Menge Potenzial. Dies bestätigt auch die Prognose der GfK, die die Zahl der mit Espressomaschinen ausgestatteten Haushalte von heute zwei auf acht Mio. im Jahr 2010 steigen sieht. Und Jura will ein großes Stück vom Kuchen. „Wir sind der Mercedes unter den Espresso-Maschinen“, beschreibt Diehl das Erfolgsrezept. Vor allem die Impressa-Reihe – die ebenfalls eine E- und eine S-„Klasse“ beinhalte – könne mit jeder Menge Raffinessen aufwarten.

Mit hohem Druck und damit besonders schonend werde der Kaffee zubereitet. „Je länger der Kaffee mit Wasser in Berührung kommt, desto mehr Bitterstoffe werden gelöst“, erklärt Diehl den Grund. Vor allem aber muss man das Gerät nicht ständig im Auge behalten. Der Vollautomat lässt sich vorab mit allen Wünschen des Kaffeetrinkers speisen: Kaffeemenge, Temperatur und auch die Menge des Milchschaums wird am Display eingegeben. Nicht einmal eine anschließende Putzprozedur trübt den Kaffeegenuss – dank automatischer Spülprogramme.

Selbst die Internet-fähige Espresso-Maschine ist für das Unternehmen keine Zukunftsvision mehr. Damit kann der Genießer des „kleinen Schwarzen“ sich nicht nur Rezepte aus dem Netz holen. Vor allem kann er sich via Datenautobahn auf die Schnelle bei Problemen helfen lassen und muss sich nicht auf eine lange Durststrecke gefasst machen.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2003, Seite 42

 
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