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Katalysator für die Forschung in der Region

 

Auf Initiative der IHK Nürnberg für Mittelfranken konstituierte sich vor 20 Jahren der Förderkreis für die Mikroelektronik e.V. als gemeinsame Aktion der Wirtschaft, der Bayerischen Staatsregierung, der Städte Erlangen, Fürth, Nürnberg sowie der Universität Erlangen-Nürnberg. Ziel war es, auf dem Gebiet der Mikroelektronik Forschung, Lehre und Umsetzung in der industriellen Praxis entscheidend auszubauen. Aus diesem Anlass fand im Fraunhofer-Institut IIS in Erlangen-Tennenlohe eine Festveranstaltung statt, die die vergangenen 20 Jahre Revue passieren ließ und gleichzeitig einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und Entwicklung in der Mikroelektronik gab.

Der Vorsitzende des Förderkreises, Dr. Dietrich Ernst, zeichnete die Erfolgsgeschichte von bescheidenen Anfängen bis zu der heute eindrucksvollen, weit über die Region hinaus reichenden Kompetenz in Forschung, Entwicklung und Vermarktung der Mikroelektronik nach. Er erinnerte insbesondere an den Anstoß des Projekts durch seine geistigen Väter, zu denen u.a. der damalige IHK-Präsident Konsul Walter Braun gehörte. Ernst, der das Umfeld für ein solches kooperatives Zukunftsvorhaben von Wirtschaft und Wissenschaft als eher skeptisch und schwierig beschrieb, hob das Zusammentreffen hervorragender Persönlichkeiten hervor, die sich durch eine zupackende, unkonventionelle „Macher-Mentalität“ auszeichneten. Aber auch die Bayerische Staatsregierung habe nicht unerheblichen Anteil am Zustandekommen der Mikroelektronik-Projekte in der Region.

ZMI als Vorläufer der Fraunhofer-Institute
So wurde nach Worten von Dr. Gerd-Achim Gruppe vom Wirtschaftsministerium das Zentrum für Mikroelektronik (ZMI) als Vorläufer der heutigen Fraunhofer-Institute mit damals rund zwei Mio. DM ausgestattet. Der Förderkreis Mikroelektronik stellte im Laufe der Jahre rund fünf Mio. Euro an Geld- und Sachleistungen bereit, u.a. zur „Anstiftung“ des Lehrstuhls Elektronische Bauelemente an der Universität Erlangen-Nürnberg und für die ZMI-GmbH. Diese Gründung könne, so Gruppe, als „Startschuss zum Aufbruch der Region gewertet werden“. Inzwischen wurden nach seinen Worten durch den Freistaat. aber auch den Bund in der Region rund 140 Mio. Euro investiert.

Die sehr engagierte Zusammenarbeit und das erfolgreiche spätere Hinzutreten der Fraunhofer-Gesellschaft hätten die Mikroelektronik in der Region Nürnberg, so die einhellige Meinung aller Redner, eindrucksvoll befördert. Die mittlerweile zwei Fraunhofer-Institute in Erlangen, vier Lehrstühle der Universität und über 20 Mitgliedsunternehmen, die heute den Förderkreis bilden, arbeiten auf vielen Gebieten an der technologischen Weltspitze der Mikroelektronik. Zahlreiche nationale und internationale Anerkennungen und Preise seien ein überzeugendes Zeichen dafür, so Ernst. Der Blick in die Zukunft verdeutliche die Notwendigkeit zu weiterer intensiver Arbeit an den Zielen des Förderkreises, um bei dem weltweit hohen Innovationstempo dieser Technik auch weiterhin führend dabei zu sein.

Für die IHK würdigte Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Riesterer die 20-jährige Geschichte des Förderkreises: „Aus der kleinen Pflanze Mikroelektronik in der Region Nürnberg ist ein Leuchtturm geworden, der uns weltweit als erfolgreichen Standort für High-Tech-Entwicklungen, innovative Produkte und Dienstleistungen bekannt gemacht hat.“ Das Geheimnis dieses Erfolges liege ganz klar an den Menschen. „Es sind die klugen Köpfe aus den Hochschulen, die zusammen gebracht werden mit den Unternehmern.“ Außerdem thematisierte Riesterer das Schlagwort Elite-Unis, wobei er sich klar für die Identifizierung und Förderung bereits bestehender Spitzenbereiche aussprach. „Elite-Zentren“ müssten sich durch Spitzenforschung und Spitzenbildung, durch angewandte Forschung, durch technologische Neuentwicklungen von internationaler Relevanz sowie durch eine hohe Kooperationsbereitschaft mit der Wirtschaft auszeichnen. Als Manko sehe er das Fehlen von Halbleiterherstellern und in diesem Zusammenhang mahnte er noch erheblichen Handlungs- und Abstimmungsbedarf mit den Partnern aus der Politik an – nicht zuletzt angesichts der einseitigen Konzentration der Fördermittel auf den Standort Dresden.

Zahlreiche weitere Fachvorträge informierten die rund 70 Gäste über die Highlights der Forschungsprojekte am IIS von Prof. Dr. Heinz Gerhäuser, dem IIS-B unter der Leitung von Prof. Dr. Heiner Ryssel und der Lehrstühle für rechnergestützten Schaltungsentwurf (Prof. Dr. Wolfram Glauert) sowie für technische Elektronik (Prof. Dr. Robert Weigel). Dr. Werner Weber von Infineon zeigte an Hand von Alltagsanwendungen den aktuellen Stand industrieller Forschung in der Mikroelektronik auf.

Am Ende war klar, was das Erlanger Erfolgsgeheimnis nach 20 Jahren intensiven Bemühens ausmachte: Prof. Dr. Dieter Seitzer, einer der geistigen Gründerväter und heutige Präsident der Bayerischen Forschungsstiftung, fasste es in seinem sehr persönlichen Vortrag in die Worte „Chips und Grips“.

Der Förderkreis Mikroelektronik vergibt seit 1996 jährlich den mit 3 000 Euro dotierten Innovationspreis Mikroelektronik und seit 2000 den mit 500 Euro dotierten Jugendpreis. Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses werden außerdem Stipendien vergeben.

Oliver Dehn
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2004, Seite 24

 
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