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Hermann Gutmann Werke

Neue Produkte und neue Exportmärkte

Zwei schicke, ovale Aluminiumsäulen tragen ein nach hinten geneigtes Dach. Wer beim Stichwort „Carport“ bislang nur an eher dröge Holzüberdachungen gedacht hat, den werden die Hermann Gutmann Werke (HGW) bald eines besseren belehren. Denn der Auto-Unterstellplatz, den das Weißenburger Unternehmen derzeit zur Marktreife entwickelt, soll mit schlicht-modernem und dennoch zeitlosem Design überzeugen. Der Aluminium-Carport ist nur ein Beispiel für die Neuausrichtung des Traditionsbetriebes, der im nächsten Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert.

„Wir wollen mit neuen Produkten wachsen“, sagen die beiden Vorstandsmitglieder Dr. Wolfram Kopperschläger und Alexandros Beis. Das heißt nicht, dass sich Gutmann vom angestammten Terrain verabschieden will. Noch immer sind Bausysteme und Industrieprofile mit jeweils etwa 40 Prozent die beiden Hauptstandbeine des Unternehmens. Kopperschläger: „Das dürfen wir auch beides nicht vernachlässigen.“ Bei Holz-Alu-Fenstern und Metallfensterbänken sei Gutmann Marktführer. Neben dem deutschen Stammmarkt wird der Export für das Mittelstandsunternehmen immer wichtiger. Der Exportanteil stieg auf mehr als 30 Prozent des Umsatzes, mit stark steigender Tendenz. Vor allem in Polen, Italien und England hat sich Gutmann eine gute Marktposition erarbeitet, aber auch in den USA sei man „auf einem guten Weg“ mit dem Qualitätssiegel „Made in Germany“.

Neben dem Export soll die beständige Suche nach innovativen Produkten für Wachstum sorgen. Statt früher sechs Mitarbeiter sind es inzwischen 16, die mit der Entwicklung neuer Ideen befasst sind, berichtet Alexandros Beis. Die von Gutmann hergestellten Fassadensysteme sind vor allem im Mittleren Osten sehr beliebt und genießen einen hervorragenden Ruf. Sie kamen auch bei der Münchener Allianz-Arena zum Einsatz. Für Pferdekoppeln hat HGW ein neues Zaunsystem entwickelt, und in die neue patentierte Aluminium-Unterkonstruktion für Photovoltaikanlagen setzen die Verantwortlichen der Gutmann-Werke ebenfalls große Erwartungen, weil das Geschäft mit Solarzellen brummt.

Dabei sah es für HGW nicht immer so rosig aus. Nach dem Tod des Firmengründers Hermann Gutmann 1987 ging die Firma in eine Stiftung über. Manager kamen und gingen, HGW hing auf Gedeih und Verderb an der deutschen Baubranche und geriet mit dieser in einen Abwärtsstrudel. So mancher prophezeite in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre schon das Ende des Betriebes an der Nürnberger Straße. Doch als 2002 die griechische Alco Hellas AG von Theodors Tzortzis einstieg und 51 Prozent der Firmenanteile von der Hermann Gutmann Stiftung übernahm, ging es aufwärts. Mit griechischem Geld konnten dringend notwendige Investitionen getätigt werden. Unrentable Produkte flogen aus dem Portfolio, die Belegschaft wurde um etwa 110 Beschäftigte verkleinert (inzwischen ist der alte Stand längst wieder erreicht). Seit dem Einstieg der Griechen, hat das Weißenburger Unternehmen 40 Mio. Euro in das Stammwerk in Weißenburg, die Gartner Extrusion GmbH in Gundelfingen, die Gutmann Draht GmbH und das Werk Brehna bei Leipzig investiert. Nur ein Teil des Geldes wurde vom neuen Miteigentümer in die Weißenburger Firma gepumpt, betont Kopperschläger. Den Rest hat das Unternehmen aus eigener Kraft erwirtschaftet.

Hohe Investitionen in Weißenburg
Neben der Übernahme des Aluminium-Profilbereichs der Josef Gartner GmbH und dem Aufbau einer Produktionsanlage für Alumium-Verbundplatten in der Niederlassung Brehna floss das Geld vor allem in die Modernisierung in Weißenburg. Die Investitionen haben „den Standort sehr sicher gemacht“, unterstreicht Beis. Eine Pulverbeschichtungsanlage wurde aufgebaut, die Presswerke wurden auf den Stand der Technik gebracht. Auch den vielen Experten im Betrieb ist es nach Worten von Beis zu verdanken, dass die in Weißenburg hergestellten Produkte „nicht jeder fertigen kann“ – auch nicht die griechische Alco Hellas AG. Deshalb kommt für die Gutmann-Vorstände eine Verlagerung ins vermeintlich billigere Ausland nicht in Frage: „Da gibt es keinerlei Überlegungen“, versichert Kopperschläger. Dank des hohen Automatisierungsgrades, der durch die jüngsten Investitionen erreicht wurde, und dank innovativer Produkte könne man auch mit den zu 100 Prozent in Deutschland gefertigten Waren dem „starken ausländischen Wettbewerbsdruck“ begegnen. „Wir haben Vertrauen in den Standort Deutschland“, sagt Kopperschläger. Ansonsten hätte das Unternehmen nicht 40 Mio. Euro hier investiert.

In Weißenburg arbeiten 650 der bundesweit insgesamt 1 000 Gutmann-Mitarbeiter. Kopperschläger: „Das ist eine Größenordnung, mit der wir gut leben können.“ Insgesamt verarbeitet die Gutmann-Gruppe rund 50 000 Tonnen Aluminium pro Jahr und erzielt einen Jahresumsatz von rund 200 Mio. Euro. Über die Höhe des Gewinns schweigt sich Kopperschläger aus. „Wir zahlen Steuern, also ist es auf jeden Fall ein positives Ergebnis."

Autor/in: 
mau.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2006, Seite 50

 
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