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Entlastung für den Arbeitsmarkt

Der Anteil der hoch qualifizierten Fachkräfte an den Zeitarbeitnehmern steigt stetig. Deshalb sieht sich die Branche als wichtigen Problemlöser für die Kundenunternehmen.

Noch immer haben Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland mit hartnäckigen Vorurteilen zu kämpfen: So besteht weiter das Klischee vom wenig qualifizierten und schlecht bezahlten Zeitarbeitnehmer, das Arbeitsmarktexperten längst widerlegen können. Doch ist diese Fehleinschätzung sicherlich einer der Gründe, warum der Anteil der Zeitarbeit am Gesamtarbeitsmarkt mit rund 1,4 Prozent im europäischen Vergleich noch immer einen hinteren Rang belegt. In Frankreich ist der Anteil doppelt so groß, in den Niederlanden dreimal und in Großbritannien sogar fast viermal so hoch wie in Deutschland.

Etwa eine halbe Mio. Menschen sind in der Zeitarbeit beschäftigt, nach Meinung des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) sind dies rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Nach Angaben des Marktforschungsinstituts Lünendonk ist der Markt im vergangenen Jahr sogar um 14 Prozent gewachsen. Insgesamt wurden damit in der Zeitarbeitsbranche mehr neue Arbeitsplätze geschaffen als in jeder anderen. Und zwar nicht - wie der Begriff nahe legt - auf Zeit, sondern dauerhaft. Zeitarbeiter sind sozialversichert, unterliegen denselben gesetzlichen Regelungen wie andere Arbeitnehmer und kommen seit rund drei Jahren auch in den Genuss eines Tarifvertrages.

Begriff „Leiharbeiter“ irreführend
Die Nürnberger Cavallo Personalmanagement GmbH sieht dies genauso und will – zusammen mit anderen Personaldienstleistern in Deutschland – schon bei der Wortwahl ansetzen, um das Image der Branche zu verbessern. Die in der Umgangssprache eingebürgerten Begriffe „Leiharbeitsfirma“ und „Leiharbeitnehmer“ seien zum einen inhaltlich nicht korrekt (weil als Leihe die unentgeltliche Überlassung einer Sache bezeichnet werde), zum anderen seien sie im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern diskriminierend. Auch angesichts des neuen Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes wolle man sich dafür einsetzen, dass passendere Bezeichnungen verwendet werden (u.a. „Personaldienstleister“, „Arbeitnehmer“ sowie „Dienstleistungsnehmer“ statt „Entleiher“). Anfang Juni 2006 teilten Arbeitgeberverband und Gewerkschaften der Öffentlichkeit mit, dass sich die Zeitarbeitsunternehmen mit ihren Tarifpartnern inzwischen auf einen Mindestlohn von sieben Euro für die Branche geeinigt hätten. „Spitzengehälter werden in der Regel nicht gezahlt“, so Volker Enkerts, Präsident des Bundesverbandes Zeitarbeit Personal-Dienstleistungen (BZA), „aber es gibt Branchen, in denen deutlich schlechter verdient wird.“

Zwar nutzen noch immer viele Unternehmen Zeitarbeit als flexible Form der Beschäftigung, um ungeplante Personalengpässe abzufedern und temporäre Arbeitsschwerpunkte auszugleichen, doch das klassische „Helfergeschäft“ macht bei Deutschlands Zeitarbeitsunternehmen nur noch rund ein Drittel des Geschäfts aus. Zeitarbeit werde zunehmend als „Problemlöser für qualifiziertere Tätigkeiten und Berufe“ angesehen, sagt iGZ-Bundesgeschäftsführer Werner Stolz. Und Ingrid Hofmann, Geschäftsführerin der Nürnberger I.K. Hofmann GmbH, bestätigt: „Der Trend geht immer stärker zu hoch qualifizierten Fachkräften wie Ingenieuren oder IT-Spezialisten.“

Brücke aus der Arbeitslosigkeit
Für viele Arbeitnehmer hat sich Zeitarbeit als ideale Möglichkeit zum Wieder- oder Neueinstieg entwickelt. Rund 70 Prozent der Beschäftigten von Zeitarbeitsfirmen kommen aus der Arbeitslosigkeit, 30 bis 40 Prozent, so Schätzungen der Zeitarbeitsbranche, werden regelmäßig von Kunden abgeworben. Zeitarbeit hat sich also für viele Arbeitnehmer zum Sprungbrett in eine Festanstellung bei den Kundenunternehmen entwickelt. Vor allem qualifizierte Kräfte, unter ihnen zahlreiche Universitätsabgänger, nutzen Zeitarbeit als Einstieg in die Arbeitswelt und können sich dabei bestens auf dem Markt orientieren.

Und Zeitarbeit wird als wichtiges Instrument der Arbeitsmarktpolitik immer bekannter. Das ergab eine GfK-Umfrage im Auftrag von Hofmann Personal Leasing. Danach trauen 40 Prozent der Befragten der Zeitarbeit zu, das Problem der Arbeitslosigkeit mit lösen zu können. Auf die Frage, ob man sich vorstellen könnte, eventuell selbst als Zeitarbeitnehmer tätig zu sein, antworteten 41 Prozent der Befragten mit „ja”. Es zeigt sich, dass die Bereitschaft unter Frauen (44 Prozent) höher ist als bei Männern (38 Prozent). Betrachtet man das Alter, zeigt sich ein Gefälle: So sind die 18- bis 29-Jährigen mit 48 Prozent am aufgeschlossensten, die 54- bis 67-jährigen mit 35 Prozent am zurückhaltendsten. Besonders in der Gruppe der Berufs- und Erwerbslosen ist mit 55 Prozent die Bereitschaft zur Zeitarbeit erwartungsgemäß stark ausgeprägt, schwach hingegen bei den Selbstständigen und freien Berufen (31 Prozent). Im Vergleich der Bundesländer zeigten sich die Hamburger (70 Prozent) besonders offen für Zeitarbeit, während die Sachsen (30 Prozent) eher skeptisch waren.

Weiteres Wachstum prognostiziert
Nach Schätzungen von Experten wird die Zeitarbeitsbranche in Deutschland in den kommenden Jahren deutlich wachsen. Bis 2010 werde die Branche, so BZA-Präsident Enkerts, zusätzlich 400 000 Arbeitsplätze schaffen. Das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schätzt, dass hierzulande bis zu eine Mio. Menschen in dieser Branche Beschäftigung finden.

Laut Lünendonk-Studie gibt es auf dem deutschen Zeitarbeitsmarkt rund 4 700 Anbieter, die einen Umsatz von mehr als 8,6 Mrd. Euro erzielen. Als Größte der Branche gelten Randstad, Manpower, persona, Adecco und DIS. Auch Hofmann Personal Leasing gilt mit inzwischen mehr als 6 500 Beschäftigten und mit 56 Niederlassungen in Deutschland, Österreich, England und Tschechien als eines der größten Unternehmen der Branche. Bei der Vielzahl von Unternehmen in der Zeitarbeitsbranche fällt es Arbeitnehmern wie Arbeitgebern noch immer schwer, den richtigen Anbieter zu finden. Insgesamt ist der Markt stark mittelständisch, zum Teil regional oder themenbezogen strukturiert.

Auswahl seriöser Anbieter
Unabhängig von der Größe erkenne man, so die Meinung von Experten, seriöse Anbieter am Auftreten, an der Weitergabe von Informationen und der Qualität des Vertragswerks. Jedes Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland benötigt eine amtliche Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung der Bundesagentur für Arbeit, um Zeitarbeit gewerblich betreiben zu dürfen. Kunden sind dazu verpflichtet, einen Arbeitnehmerüberlassungsvertrag mit dem Zeitarbeitsunternehmen schriftlich abzuschließen. Vor Abschluss des Vertrages sollten Auftraggeber dem Zeitarbeitsunternehmen mitteilen, ob sie eventuell Interesse an einer dauerhaften Übernahme der Mitarbeiter haben (Vereinbarung über eine Personalvermittlung). Seit 2004 darf ein Mitarbeiter demselben Kundenunternehmen auch ununterbrochen überlassen werden. Vergleichsangebote sind auch bei Zeitarbeitsunternehmen sinnvoll. Auch hier gelte, so der BZA, dass besonders preisgünstige Angebote nicht immer die besten sind.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2007, Seite 36

 
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