Telefon: +49 911 1335-1335

Gemeinsam stärker

Die hohe Liquidität an den Finanzmärkten treibt den Markt für Unternehmenstransaktionen an. Auch der Mittelstand profitiert davon.

M&A steht im Englischen für Mergers & Acquisitions und ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Finanztransaktionen (siehe Info-Kasten). Dabei denken die meisten vor allem an große internationale Konzerne, die durch spektakuläre Käufe in Milliardenhöhe für Aufsehen sorgen. Dabei hat der Markt für M&A-Transaktionen im Mittelstand ein sehr hohes Niveau erreicht. Allein im ersten Quartal 2007 wurden in Deutschland insgesamt 399 Abschlüsse mit einzelnen Volumina bis zu 500 Mio. Euro gezählt. Das Volumen der Transaktionen belief sich auf circa fünf Mrd. Euro.

Einer der wesentlichen Gründe für das Wachstum des M&A-Marktes ist die derzeitig hohe Liquidität an den Kapitalmärkten, die sich auch auf die Verfügbarkeit von Beteiligungskapital (Private Equity) auswirkt. Private Equity steht zunehmend auch für den Mittelstand im Allgemeinen und für Restrukturierungsfälle im Besonderen zur Verfügung. Darüber hinaus nutzen strategische Investoren die positiven Cash-Flows der vergangenen Jahre für Investitionen in Firmenanteile oder Aktiva.

Strukturelle Veränderungen bleiben weiterhin eine wichtige treibende Kraft. Dadurch werden mittelständische Unternehmen in Branchen, in denen bislang noch viele kleine Firmen ihre Nische finden, künftig entweder deutlich wachsen, neue Kompetenzen erwerben oder sich einem anderen Unternehmen anschließen müssen. Beispielhaft sei hier die Kunststoffspritzgussindustrie genannt, die aktuell bei stark rückläufiger Tendenz noch 2 200 Marktteilnehmer in Deutschland aufweist. Ferner stehen vielfach Umbruchsituationen im Management an. Viele Nachfolgen können nicht mehr innerhalb der Gesellschafterfamilie geregelt werden, sodass nach alternativen Lösungen Ausschau gehalten werden muss.

Wie kann nun ein mittelständisches Unternehmen an eine M&A-Transaktion herangehen? Am Anfang sollten der Gesellschafterkreis und das Management eine klare Analyse der Ist-Situation und der zukünftigen Marktanforderungen erarbeiten und alle strategischen Optionen durchgehen. Kann man aus eigener Kraft wachsen bzw. die Marktposition halten? Welche Maßnahmen und Investitionen sind dazu notwendig? Wäre eine M&A-Transaktion - insbesondere der Zukauf oder Verkauf - eine Alternative?

Ist die Entscheidung zum Beispiel zugunsten eines (Teil-)Verkaufs des Unternehmens gefallen, wird typischerweise in folgenden Schritten vorgegangen:

Vorbereitungsphase: Die M&A-Strategie wird festlegt, eine indikative Unternehmensbewertung, aussagefähige Unterlagen über das Unternehmen und Finanzplanungen werden erstellt.

Sondierungsphase: Auf Basis eines Soll-Profils mit den Anforderungen an die Investoren wird der Markt sondiert. Geeignete strategische Investoren und Finanzinvestoren werden qualifiziert und zur Ansprache freigegeben.

Ansprachephase: Die Investoren werden zunächst anonym angesprochen. Nach Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung erhalten sie erste Informationen über das Unternehmen, geeignete Investoren bekommen einen tieferen Einblick in das Unternehmen und geben indikative Angebote ab. Dabei verbessern mehrere Interessenten die Verhandlungsposition des Verkäufers.

Abschlussphase: Häufig wird mit einem Investor eine befristete Exklusivitätsphase eingegangen innerhalb der er das Unternehmen intensiv prüft (Due Diligence). Vertragsentwürfe werden diskutiert, finalisiert und schließlich unterschrieben.

Die erfolgreiche Umsetzung einer M&A-Strategie ist sowohl auf der Kauf- als auch der Verkaufsseite eine besondere Herausforderung für jedes Unternehmen. Der Einsatz eines M&A-Beraters macht sich dabei aus mehreren Gründen häufig bezahlt.

Zunächst trägt die Einschaltung eines Beraters dazu bei, dass sich das Management auch noch den operativen Aufgaben widmen kann. Gerade in einer unternehmerischen Umbruchsituation ist diese Art der Arbeitsteilung zwischen Management und Berater notwendig.

Für die M&A-Berater ist der Kauf und Verkauf von Unternehmen das tägliche Geschäft. Sie sind nicht nur mit den oft komplexen Abläufen bestens vertraut, sondern können auch beispielweise auf spezielle Datenbanken für eine qualifizierte Recherche zugreifen. Hinzu kommt, dass heute viele Transaktionen in Auktionsverfahren abgewickelt werden, deren Mechanismen man kennen muss.

Neben strategischen Investoren aus der gleichen Branche wächst die Bedeutung der Finanzinvestoren. Ein erfahrener M&A-Berater kennt diese, kann die potenziellen Interessenten qualifizieren, deren Vorgehensweise einschätzen. In den Verhandlungen kann der Berater den Wettbewerb aufrecht erhalten, während es ihm gleichzeitig möglich ist, Spielräume ausfindig zu machen, um einen für beide Parteien zufriedenstellenden Abschluss zu erreichen.

Bei der Auswahl eines M&A-Beraters sollten mittelständische Unternehmen neben dem Verständnis des Beraters für ihr Geschäftsmodell, ihre Beweggründe für die geplante Transaktion und ihre jeweilige Branche auch auf eine klare Sprache Wert legen. Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn der Berater tatsächlich die vielzitierte „Sprache des Mittelstandes“ versteht und spricht, also dessen spezifische Probleme und Strukturen kennt. Damit sind die besten Voraussetzungen geschaffen, die oftmals größte Herausforderung in einer Firmengeschichte – eine Unternehmenstransaktion – erfolgreich über die Bühne zu bringen.

Definitionen: M & A-Aktivitäten
Zukäufe: Erwerb von Firmenanteilen, ganzen Firmen oder bestimmter Aktiva durch ein Unternehmen zum Ausbau des bestehenden Geschäfts, Steigerung des Marktwertes oder zur Diversifizierung. Der Erwerb erfolgt entweder durch Zahlung an den Käufer und/oder durch eine Kapitalerhöhung im zu erwerbenden Unternehmen („Verwässerung“).

Verkäufe: Verkauf von Firmenanteilen oder Aktiva eines Unternehmens zur Rationalisierung der Kernaktivitäten, Konzentration auf das Kerngeschäft oder Ausstieg von Anteilseignern. Der Verkäufer kann Zahlungsmittel erhalten oder durch Kapitalerhöhung „verwässert“ werden.

Fusionen: Zusammenschluss von zwei Unternehmen zur Steigerung des Marktwertes und optimalen Nutzung von Synergiepotenzialen.

Strategische Allianzen: Vertragliche Vereinbarung ohne finanzielle Bindung zwischen zwei oder mehreren Unternehmen zur Stärkung ihrer Marktposition. Beispiel: Star Alliance.

Joint Ventures: Wirtschaftliche Zusammenführung bestimmter Anteile (Aktiva) von zwei Gesellschaften zur Schaffung einer einheitlichen Gesellschaft mit dem Ziel, die gemeinsame Marktposition zu stärken.

Externer Kontakt: Mark Walther, Vorstand und Partner der Concentro Management AG, einer mittelstandsorientierten, international tätigen Beratungsgesellschaft, Nürnberg, walther@concentro.de, http://www.concentro.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2007, Seite 26

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick