Telefon: +49 911 1335-1335

Transparente Zahlen

Alle Unternehmen können von der detaillierten Untersuchung profitieren, um sich über eigene Stärken und Schwächen klar zu werden.

Inländischen Kreditinstituten gewährt die Deutsche Bundesbank Refinanzierungs- und Innertageskredite. Diese müssen die Banken mit Sicherheiten unterlegen, wobei sie unter anderem auf Buchkredite zurückgreifen können, die sie an inländische Wirtschaftsunternehmen (Nichtbanken) vergeben haben. Die Bundesbank akzeptiert aber einen Wirtschaftskredit nur dann als Sicherheit, wenn dem betreffenden Unternehmen die sogenannte Notenbankfähigkeit zuerkannt worden ist. Mit ihrem Bonitätsbeurteilungsverfahren prüft die Bundesbank, ob ein Unternehmen diese Anforderung erfüllt.

Zwar wird die Notenbankfähigkeit hauptsächlich deswegen überprüft, um die Refinanzierungsgeschäfte deutscher Geschäftsbanken auf eine sichere Grundlage zu stellen. Gleichwohl dient die detaillierte Bilanzanalyse interessierten Unternehmen auch als hilfreiche Informationsquelle, um sich über die eigenen Stärken und Schwächen klar zu werden.

Bei der Bonitätsanalyse wertet die Bundesbank im Wesentlichen die Jahresabschlüsse aus. Daneben werden auch qualitative Merkmale berücksichtigt. Die Bilanzzahlen werden bei den zuständigen Filialen bzw. Hauptverwaltungen der Bundesbank erfasst und die Daten anschließend aufbereitet. Das Verfahren besteht aus zwei Bausteinen: Einem standardisierten Teil (Diskriminanzanalyse und Expertensystem) und der Festlegung des Bonitätsurteils, das schließlich über die Notenbankfähigkeit entscheidet.

Bei der Diskriminanzanalyse handelt es sich um eine branchenspezifische Kennzahlenanalyse. Die für die Urteilsbildung maßgeblichen Einzelkennzahlen werden mit Hilfe eines mathematisch-statistischen Ansatzes getrennt für verarbeitendes Gewerbe, Handel und sonstige Unternehmen ausgewählt und zusammengeführt. Die qualitativen Daten werden über das sogenannte Bilanzierungsverhalten (Ausschöpfen von Bilanzierungsspielräumen des Handelsgesetzbuches HGB) berücksichtigt.

Unter dem Expertensystem versteht man eine nachträgliche Expertenbetrachtung in standardisierter Form. Mittels empirischer Regeln, die betriebliche Tatbestände und Tendenzen aufgreifen, fließen in begrenztem Maße Zu- oder Abschläge in die Bewertung des Unternehmens ein.

Differenziertes Urteil über die Bonität
Beim Bonitätsurteil gab es bis vor kurzem nur eine grobe Zweiteilung in „notenbankfähig“ und „nicht notenbankfähig“. Weil das Eurosystem für Sicherheiten einen hohen Qualitätsstandard vorsieht, wurde das Urteil jetzt differenziert: Die Bonitätsurteile werden in Rangstufen von 1 bis 7 vergeben. Das Testat „notenbankfähig“ erhalten Unternehmen, die die Rangstufen 1 bis 3 erreichen.

Die Bundesbank bereitet die Jahresabschlüsse so auf, dass sie die Fähigkeit eines Unternehmens aufzeigen, seinen finanziellen Verpflichtungen fristgerecht nachzukommen. Die erfassten Daten werden dazu in eine Finanzflussrechnung umgesetzt. Als eine Schlüsselgröße wird der Einnahmenüberschuss ausgewiesen, also die aus der laufenden Geschäftstätigkeit erwirtschafteten disponiblen Mittel (Cash-Flow), die dem Unternehmen beispielsweise für Investitionen, zur Gewinnausschüttung, zur Schuldentilgung oder zur Erhöhung der flüssigen Mittel zur Verfügung stehen. In ihrer Gesamtheit spiegelt die Finanzflussrechnung ein strukturiertes und verdichtetes Bild der Finanzströme aus den Umsatz-, Investitions- und Finanzierungsprozessen wider.

Ausgewählt werden vorrangig solche Kennzahlen, mit denen sich besonders trennscharf „notenbankfähige“ und „nicht notenbankfähige“ Unternehmen unterscheiden lassen. Im Besonderen sind dies Kennzahlen zu den Ertrags-, Finanzierungs-, Liquiditäts- und Kapitalverhältnissen.

Faktenblatt für die Unternehmen
Die Ergebnisse der Bonitätsanalyse werden übersichtlich in einem Faktenblatt dargestellt und den bewerteten Firmen zur Verfügung gestellt. Dieses erlaubt auch Rückschlüsse auf die Stellung des Unternehmens in seiner Branche.

Dargestellt wird in diesem Faktenblatt das betriebswirtschaftliche Profil des Unternehmens (mit Kennzahlen zu Rentabilität, Innenfinanzierungskraft, Liquidität und Kapitalstruktur). Tabellarisch sind drei aufeinander folgende Geschäftsjahre aufgeführt, um Veränderungen im Zeitablauf erkennbar zu machen. Angegeben sind die jeweiligen Einzelwerte des Unternehmens und die Vergleichswerte (Median) der Branche.

Nicht zuletzt sind in dem Faktenblatt betriebswirtschaftlich bedeutsame Strukturzahlen aus Bilanz sowie aus Gewinn-und-Verlust-Rechnung zusammengestellt. Auch hier werden die Abschlussdaten im Zeitvergleich und im Vergleich zur entsprechenden Branche/Umsatzgrößenklasse dargestellt. Ferner werden drei unterschiedliche Cash-Flow-Größen (aus laufender Geschäftstätigkeit, aus Investitionstätigkeit und aus Finanzierungstätigkeit) aus der Analyse der Finanzströme (Finanzflussrechnung) gezeigt.

Die jeweilige Filiale bzw. Hauptverwaltung der Bundesbank teilt dem Unternehmen das Krediturteil mit und fügt das Faktenblatt und weitere Informationen zum Verfahren bei. Die Bundesbank-Standorte in den jeweiligen Regionen bieten den Unternehmen zudem an, die Ergebnisse der Beurteilung zu besprechen und transparent zu machen.

Externer Kontakt: Bundesbankdirektor Werner Wagner, Deutsche Bundesbank, Filiale Nürnberg, filiale-nuernberg@bundesbank.de,
Deutsche Bundesbank, Filiale Nürnberg, Fachabteilung Bonitätsanalyse, Johann Rebl, Tel. 0911/2338-510, johann.rebl@bundesbank.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2007, Seite 30

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick